Schiller hat einen mächtigen Schädel!
Dieses Buch ist das zu Papier gebrachte Hörspiel, das im letzten Dezember in zwei Teilen bei Audible erschienen ist. Es erzählt die komplette Hörspielgeschichte rund um Schillers Schädel und hält sich sehr genau an die Vorlage.
Millicent Wohl arbeitet im Senckenberg-Museum in Frankfurt. Im Jahr 1830 wird sie Zeugin eines Raubüberfalls im Keller des Gebäudes. Anscheinend wurde nur ein Schädel entwendet. Doch da es sich bei diesem um den von Schiller handelt, steht ihr an der Seite von Goethes Adlatus Abaris eine Suche nach den Tätern bevor, der sie zu Geheimgesellschaften, Sagengestalten und einem Zirkus führt.
Die Handlung spielt im Jahr 1830 und den Autoren gelingt es hervorragend die historischen Details und belegten Ereignisse und Personen der damaligen Zeit in ihre Handlung einzubauen. Goethe spielt als alternder, von Zahnschmerzen geplagter Dichter, der sich durch Schillers Schädel neue Schreibideen verspricht, eine wichtige Hintergrundrolle. Diese füllt er, dank seines geschichtlich nicht belegten Geheimaufenthaltes in Frankfurt samt Frankfurter grüner Soße, schmerzerfüllt und eher schlecht gelaunt aus. Sein Adlatus übernimmt den aktiven Part und setzt die Wünsche seines Auftraggebers ergänzt durch seine eigenen Vorstellungen in die Tat um. Ihm zur Seite steht, neben dem Kutscher Heinrich, die junge, wissbegierige Millicent, die mit ihren Kenntnissen und Wagemut überzeugen kann.
Eine hervorragend gelungene Mischung aus Charakteren, die sich jeder Herausforderung stellt und so dem Täter langsam aber sicher auf die Spur kommen. Der Fall ist sehr spannend, entwickelt sich, wächst und stellt immer neue Herausforderungen, die in einem spannenden Finale enden. Dank der Hörspielgrundlage gibt es viele Gespräche zwischen den Charakteren, um die Handlung voranzutreiben.
Da ich zusätzlich auch das Hörspiel gehört habe, kann ich sagen, dass die Handlung hervorragend zu Papier gebracht wurde, allerdings ohne zusätzliche Inhalte zu bieten. Bei der Hörspielfassung hat mir die Besetzung sehr gut gefallen. Das Zusammenspiel funktioniert super, die Action wird gut dargestellt und nur die Sprecherin wird manchmal von für mich störender Musik unterlegt, die das Zuhören erschwerte. Ansonsten perfekte, spannende Unterhaltung mit einem historischen Kriminalfall in Umfeld Goethes.
Zurück zum Buch: Es hat mir sehr gut gefallen, sowohl Buch als auch Hörspiel sind beide hervorragend, wobei man wahrscheinlich nur eine Variante, die einem mehr zusagt, konsumieren muss. Der Fall ist klasse, die mystischen und sagenhaften Inhalte passen perfekt und die Charaktere sind so gelungen, dass ich gerne mehr von ihnen lesen möchte. Geheimgesellschaften passen in die Zeit, die Mitglieder des Zirkus sind ein toller Haufen besonderer Menschen und ihre Gegner sind wunderbar gnadenlos.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der gerne historische Geschichten mit einem gehörigen Hauch phantastischem Inhalt liebt, wobei dieser vor allem in der zweiten Hälfte seine Kräfte entfalten darf. Es erwartet die Lesenden ein historisch korrektes Setting voller belegter Persönlichkeiten, die durch gelungene Hauptcharaktere ergänzt werden und in eine stimmige, mitreißende Geschichte hineingeraten, in der nicht nur Schillers Schädel zu Leuchten beginnt. Nur die Schriftart hätte etwas kleiner gewählt werden können, um der Papierknappheit ein bisschen Einhalt zu gebieten!