Viel "super deformed", wenig Engel
Buchinhalt:
In vier Einzelepisoden und zwei Bonusgeschichten erzählt die Mangaka von Tomoki Sakurai, einem pubertierenden Jungen, dem vier engelartige Wesen, Angeloiden genannt, „zugeflogen“ sind. Die Mädchen bringen seinen hormongeschwängerten Teenagerverstand ganz schön aus dem Gleichgewicht…..
Persönlicher Eindruck:
Ich kenne die zugehörige Anime-Serie nicht, das muß ich gleich zu Beginn sagen. Erst beim Lesen des Buches wurde mir klar, dass das Ganze auch als Trickfilm existiert. Vielleicht ist das aber auch gut – so konnte ich unvoreingenommen den Manga lesen und rezensieren.
Es handelt sich hierbei um den 8. Band einer Reihe, doch die einzelnen Geschichten können problemlos ohne jedwede Vorkenntnis gelesen werden. Bei „Angeloid“ handelt es sich um einen Shojo- (jungen-) Manga.
Spannend und vielversprechend fand ich die Tatsache, dass es sich hier um einen Fantasy-Manga mit Engelwesen handeln sollte, die ihre Kämpfe bei uns auf der Erde austragen. So beginnt auch die erste der vier Geschichten, bei der man noch etwas Schwierigkeiten hat als Neuling, wer die Angeloiden geschaffen haben mag oder was deren Ziele sind.
Bald schon wird klar: Nymph, Chaos & Co. spielen gar nicht wirklich die Hauptrolle – das übernimmt der Teenager Tomoki. Und es wundert dann wenig, dass dessen gesamter Lebensinhalt das andere Geschlecht ist. Egal, ob er nun die Mädchentoilette erobert (er verwandelt sich mittels einer Apparatur kurzzeitig in ein Mädchen!), Mädchen unter die Röcke spannt oder beim Angeln Mädchen an die Brüste grapscht – Tomoki hat einen außerordentlichen Hormonüberschuss.
Ganz ehrlich: mir fehlte den ganzen Manga lang Tiefgang und Handlung. Denn Tomokis hormongeschwängerten, feuchten Träume reichen nicht aus, um Spannung zu erzeugen. Warum standen die Angeloiden nicht mehr im Mittelpunkt? Schade, dass sie nur Randfiguren waren und man so gut wie nichts über sie erfuhr!
Vom Zeichenstil her bin ich mehr als zwiegespalten. Die Mangaka kann ihr Handwerk: die Zeichnungen der Engelmädchen oder auch der anderen Figuren sind süß und gelungen – wären da nicht die ewigen ausladenden „Super Deformed“-Figuren. Die Hälfte des Mangas sah man fast nur diese (zugegebenermaßen äußerst unansprechend!) und das gefiel mir nicht. Wenn Manga, dann mit richtigen, liebevollen Zeichnungen – alles andere wirkt wie schnell hingepinselt, weil man keine wirkliche Lust hat, sich Mühe zu geben. Lieber weniger Bände und mehr Hingabe!
Vielleicht sind japanische Geschmäcker da anders gestrickt, aber von mir gibt’s vor allem deswegen Punktabzug.
Die beiden Bonusstories fand ich absolut unnötig, da sie nur Tomokis Hang zu allem, was mit Sex zu tun hat, unterstreichen: wer es aber bis dahin nicht verstanden hat, wird es auch dann nicht mehr.
Alles in allem nicht das, was ich mir erhofft hatte – schade, denn der Titel schafft Verwirrung bei Lesern, die die Serie nicht kennen.