Ein spannender Debüt-Krimi
Nachdem sie sich einen argen Patzer geleistet hat, wird Kommissarin Caroline König, 28, beim BKA Wiesbaden suspendiert. Sie kehrt in ihre alte Heimat Bad Laasphe zurück. Aber auch hier wartet Arbeit auf sie. Sie soll den letzten Fall ihres Vaters wieder aufnehmen. Robert Hellmar, der vor 10 Jahren in der Umgebung drei Frauen erwürgt und eine ertränkt hat, will sich, bevor er seinem Krebsleiden erliegt, zu seinen Motiven äußern, die bisher im Dunklen liegen. Caroline hat es aber nicht einfach mit ihm. Täglich gibt er nur kleine Puzzleteile preis, die sie auch in ihre eigene Vergangenheit bringen und sie sich damit auseinander setzen muss.
Autorin Sandra Halbe lässt in ihrem Krimidebüt Caroline, die ich von Anfang an mochte, in der Ich-Form erzählen. So bin ich noch näher am Geschehen dran und in ihren Gedanken drin.
Der sehr emotionsgeladene Erzählstil bringt mich den Menschen, die ich hier kennenlerne, sehr nahe und ich fühle mit jedem einzelnen mit. Besonders hat es mir auch Caros Mama angetan. Wie ihr ergeht es wohl vielen Müttern, die sich damit abfinden müssen, dass die Kinder eigene Wege gehen und nur noch ab und zu zu Besuch kommen.
Sandra Halbe hat hier für mich genau die richtige Dosis an Privatem gefunden, so dass es nicht von den Ermittlungen nach dem Tatmotiv ablenkt. So lerne ich Caro sowohl im Privaten als auch im Beruflichen kennen und finde es toll ihre Entwicklung hautnah mit verfolgen zu können.
Die Spannung, die sich ab der ersten Seite verbreitet, hält sich durchgehend hoch. Wobei ich auch die private Geschichte Caros sehr spannend und interessant finde. Dazu kommen die Einblicke in das Städtchen Bad Laasphe und Umgebung, die der Geschichte den lokalen Anstrich geben.
In kurzen Kapitel begleite ich Caro fast täglich ins Gefängnis zu Robert Hellmar, den ich so auch näher kennenlerne. Er, der vier Frauen ermordet hat, verunsichert mich zusehends. Kann ich einen Serienmörder sympathisch finden? Ja, denn genau so ist es mir hier ergangen. Warum das so ist, findet ihr beim Lesen des Krimis bestimmt selbst heraus. Robert Hellmar nimmt mich mit seiner ruhigen Art und wie er mit Caro umgeht, schnell für sich ein. Und ich finde es schade, dass er von seiner Krankheit schon so gezeichnet ist.
Zwischendurch lese ich immer wieder von einer jungen Frau, die in der Schule von Mitschülern gehänselt und gemobbt wird. Wie passt das in diese Geschichte hinein?
Stück für Stück kommen Caro und ich dem Motiv des Täters näher. Dass die Geschichte dann aber eine solche Wende nimmt, hätte ich nicht gedacht. Gänsehautfeeling! Ist aber nachvollziehbar und für mich absolut vorstellbar. Trotzdem war ich erst mal platt. Aber genau solche Stücke schreibt das Leben. Und davon zu lesen liebe ich.
Ein spannender Regio-Krimi ohne viel Blutvergießen und Action, eine sympathische Ermittlerin in einem ganz normalen Umfeld und ein Fall, der genau so passiert sein könnte, haben mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Caroline König in Bad Laasphe weiter ermitteln würde. Die Autorin Sandra Halbe werde ich mir jedenfalls mal merken.