Spannende Geschichte aus dem 13. Jahrundert mit farbigen Figuren und Schauplätzen
Deutschland im 13. Jahrhundert: Der junge Steinbildhauer Moritz ist wendischer Abstammung und musste als Kind die Ermordung seiner Familie erleben. Nicht nur muss er sich fortan allein durchschlagen; in Vollmondnächten durchlebt er immer wieder sein altes Trauma und wird auf Grund seiner Herkunft als Wende diskriminiert und angefeindet. Als junger Mann ist er Sklave eines Burgherrn, durch sein Talent kann er sich aber einen Namen beim Kathedralenbau in Magdeburg machen. Innerhalb der Bauhütte gerät er in Konkurrenz mit dem französischen Bildhauer Gotthard - nicht nur beruflich, sondern auch in seinem Werben um Helena, die Tochter des Baumeisters Bohnsack. Köpfe rollen, die Lage spitzt sich dramatisch zu.
Doch natürlich steckt sehr viel mehr in dem Buch. Es wird außerdem die Hintergrundgeschichte des Heiligen Mauritius, dem der Magdeburger Dom geweiht ist, erzählt (diese spielt gut 1000 Jahre früher), und es treten verschiedene historische Figuren auf, die tatsächlich gelebt haben. Insbesondere die Mystikerin Mechthild, über die in der Realität wenig bekannt ist, die der Autor aber mit einer sehr starken, unbestechlichen Persönlichkeit ausgestattet hat.
Auch Baumeister Bohnsack ist eine historische Figur; die Tochter Helena hingegen, Moritz und sein Widersacher Gotthard sind fiktiv. Doch man nimmt dem Autor ab, dass es sie gegeben haben könnte. Ausgangspunkt des Romans war laut Autor der Versuch, dem heute Sichtbaren eine wahrscheinliche Vorgeschichte zu verleihen - z.B. wie kam es dazu, dass der heilige Mauritius im Magdeburger Dom als "Mohr" dargestellt ist.
Durch weitere Figuren (der flatterhafte Minnesänger und Ritter Ansgar von Dänemark, der Schmied Benno und seine Frau, die Bauleute und Geistlichen) und Fakten (sehr gut recherchierte Details über die damalige Bautechnik, den Magdeburger Dom und die dort dargestellten Steinfiguren) wird das 13. Jahrhundert und auch der Alltag der Menschen verschiedener Schichten und Berufe anschaulich und lebendig, ohne mit Geschichtswissen überfrachtet zu sein.
Die einzelnen Figuren werden der Reihe nach vorgestellt - an verschiedenen Orten und in verschiedensten Situationen. Dadurch ergeben sich schon erste Cliffhanger beim Szenenwechsel von einer Figur zur anderen. Weitere Spannung entsteht beim Aufeinandertreffen der so verschiedenen Figuren. Kampf-, Sex- und Gewaltszenen halten die Spannung aufrecht bzw. lassen der Leserin die Haare zu Berge stehen über die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.
Die verschiedenen Charaktere und ihre Entwicklung sind glaubhaft dargestellt und ich folgte ihnen gerne; die Historie und die Bautechnik traten für mich in den Hintergrund - das mag aber auch an meinen Lesevorlieben liegen, da ich beim Lesen sehr gern mit den Figuren mitfiebere. Mit dem Ende bin ich zufrieden, der Lösungsweg dorthin war gegen Schluss hin für mich nicht ganz stimmig - doch das ist möglicherweise Geschmacksache.
Alles in allem ein spannendes, vielschichtiges Buch, in den viel historisches Wissen und Recherche geflossen ist, dem der Autor durch spannende Figuren und Handlungselemente buntes Leben eingehaucht hat.