Roberto Bolaño: Die wilden Detektive
Die wilden Detektive
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Premio Romulo Gallegos 1999
- Originaltitel: Los detectives salvajes
- Übersetzung: Heinrich von Berenberg
- Carl Hanser Verlag, 03/2002
- Einband: Gebunden, Lesebändchen
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783446201255
- Bestellnummer: 5551778
- Umfang: 683 Seiten
- Sonstiges: 17 schwarz-weiße Zeichnungen
- Copyright-Jahr: 2002
- Gewicht: 908 g
- Maße: 221 x 146 mm
- Stärke: 48 mm
- Erscheinungstermin: 18.3.2002
Rezension
"... ein wunderbares Zeugnis seiner Generation und aller Generationen, die Literatur mit der gleichen Leidenschaft genießen, mit der sie das Leben genießen." (J. A. Mysoliver Radenos, La Vanguardia)"Es wird ein Bolano-Fieber geben bei denen, die das Lesen als Abenteuer begreifen." (Matthias Matussek, Spiegel)
"Ein originelles und wunderschönes Buch, unterhaltsam, bewegend, wichtig." (Ignacio Echevaria, El Paes)
"Roberto Bolano steht für eine junge Generaton südamerikanischer Autoren, die aus den poetischen Gehäusen des Mythos wie des Logos ins Offene aufgebrochen sind." (Andreas Breitenstein, Neue Züricher Zeitung)
Klappentext
Liebesgeschichten und Todesfälle, Morde und Fluchten, Irrenhäuser und Universitäten, Figuren, die verschwinden, und solche, die mirakulöserweise stets von neuem auftauchen: Alles kommt in diesem Roman des Chilenen Bolano vor, der eine der größten Entdeckungen der lateinamerikanischen Literatur ist.Auszüge aus dem Buch
"Luis Sebastián Rosado, Party bei den Moores, mehr als zwanzig Personen, Garten mit angestrahltem Rasen, Stadtteil Las Lomas, Mexico DF, Juli 1976. Entgegen sämtlichen Möglichkeiten, die die Logik und das Spiel des Zufalls bereithalten, traf ich Piel Divina noch einmal. Ich weiß nicht, wie er meine Telefonnummer herausbekommen hatte. Seiner Version zufolge rief er zuerst in der Redaktion von Linea de Salida an, wo sie sie ihm gaben. Entgegen sämtlichen Vorsichtsmaßregeln, die mir der gesunde Menschenverstand diktierte (aber, verflucht noch mal, so sind wir Dichter eben, ist doch wahr!), vereinbarten wir noch für den gleichen Abend ein Treffen in einer Cafeteria im Süden der Avenida de Insurgentes, wohin ich manchmal ging. Allerdings erwog ich die Möglichkeit, daß er nicht allein zu der Verabredung erschien, aber als ich (mit einer halben Stunde Verspätung) hinkam, entschlossen, auf dem Fuße kehrtzumachen, sollte ich ihn in Begleitung erblicken, sorgte allein schon der Anblick von Piel Divina, wie er da schreibend über den Tisch gebeugt saß, dafür, daß ich in meiner Brust, die sich bis dahin taub, vereist angefühlt hatte, Hitze aufsteigen fühlte.Ich bestellte einen Kaffee. Ich sagte, er solle sich auch etwas bestellen. Er blickte mir in die Augen und lächelte verschämt. Er sagte, er habe kein Geld. Spielt keine Rolle, sagte ich, bestell, was du willst, du bist eingeladen. Daraufhin sagte er, er habe Hunger, und bestellte sich ein paar enchiladas. Hier machen sie keine enchiladas, sagte ich daraufhin. Aber sie bringen dir ein Sandwich, wenn du willst. Er schien einen Augenblick lang zu überlegen und sagte dann, einverstanden, ein Schinkensandwich. Insgesamt aß er drei Sandwichs. Wir saßen bis zwölf Uhr nachts und redeten. Eigentlich hätte ich diverse Leute anrufen und sie vielleicht treffen sollen, aber ich rief niemanden an, oder doch, ich rief meine Mutter von dort, von der Cafeteria aus an, um ihr zu sagen, ich käme später, die anderen Verabredungen schlug ich in den Wind.
Worüber wir redeten? Über viele Dinge. Seine Familie, sein Heimatdorf, seine ersten Tage in der Hauptstadt, seine Schwierigkeiten, sich an das Leben in der Stadt zu gewöhnen, seine Träume. Er wollte Dichter, Tänzer und Sänger werden, fünf Kinder haben (so viele wie Finger an einer Hand, sagte er, streckte mir die Handfläche entgegen und hätte fast mein Gesicht gestreift), er wollte sein Glück in den Filmstudios von Churubusco versuchen, er sagte, Oceanski habe ihn schon mal zu einer Probe für ein Stück bestellt, er wollte malen (bis in die entferntesten Einzelheiten erzählte er mir von seinen Ideen für diverse Gemälde), also, ich jedenfalls war an einem bestimmten Punkt unserer Unterhaltung versucht, ihm mitzuteilen, daß ich absolut keine Vorstellung davon hätte, was er denn nun in Wirklichkeit vorhatte, blieb aber lieber still.
Dann lud er mich ein, mit zu ihm nach Hause zu gehen. Ich wohne allein, sagte er. Ich fragte bebend, wo. In Roma Sur, sagte er, in einer Dachkammer, den Sternen nahe. Ich antwortete, eigentlich sei es ja schon ziemlich spät, nach zwölf, und ich müßte zu Bett, denn am nächsten Tag komme der französische Romancier J. M.G. Arcimboldi nach Mexiko, mit ein paar Freunden, und ich sei damit beauftragt, eine Führung zu den interessantesten Plätzen unserer chaotischen Hauptstadt zu organisieren. Wer ist dieser Arcimboldi? fragte Piel Divina. Herrgott, was für Ignoranten, diese Realviszeralisten! Einer der bedeutendsten französischen Romanciers, sagte ich, obwohl von seinen Werken bis jetzt kaum etwas ins Spanische übersetzt worden ist, das heißt bis auf ein, zwei Romane, die in Argentinien erschienen sind..."
Biografie (Roberto Bolaño)
Roberto Bolaño wurde 1953 in Santiago de Chile geboren. Mit 13 zog die Familie nach Mexiko City, wo er das Leben eines wilden Poeten führte. 1973 kehrte nach einer langen Busreise nach Chile zurück, um Allende zu unterstützen, geriet ins Gefängnis und kam erst nach Monaten nach Mexiko zurück. Später beginnt er in Spanien mit dem Schreiben von Romanen, um seine Familie durchzubringen. 2003 starb er, als er auf eine Lebertransplantation wartete und gerade an seinem Meisterwerk 2666 arbeitete.Biografie (Heinrich von Berenberg)
Heinrich von Berenberg, wurde 1950 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Anglistik war er lange Jahre bei verschiedenen Verlagen als Lektor tätig. 2004 gründete er zusammen mit seiner Frau Petra seinen eigenen Verlag in Berlin. Berenberg entdeckte und übersetzte u. a. Javier Tomeo und Roberto Bolaño für den deutschen Leser. 2010 erhielt er den Karl-Heinz-Zillmer-Preis der Hamburgischen Kulturstiftung.Anmerkungen:
Bitte beachten Sie, dass auch wir der Preisbindung unterliegen und kurzfristige Preiserhöhungen oder -senkungen an Sie weitergeben müssen.
Roberto Bolaño
Die wilden Detektive
EUR 32,00*