Abenteuer und Romantik im orientalischen Flair
"Rache und Rosenblüte" beginnt recht genau da, wo "Zorn und Morgenröte" aufhört und knüpft in der Handlung direkt an das Ende von Band 1 an. In Ray sind Aufräumungsarbeiten nach dem großen Unwetter im Gange, an denen Chalid, der Kalif von Chorasan, sich inkognito beteiligt. Shahrzad musste währenddessen die Stadt verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen, und befindet sich nun im Lager der Aufständischen unter dem Schutz von Tarik und Scheich Omar.
Die Ausgangssituation ist also eine völlig andere als in Band 1. Shahrzad und Chalid sind voneinander getrennt. Die Dynamik zwischen ihnen, die einen Gutteil des Reizes von Band 1 ausmachten, fehlt hier anfangs. Folglich gibt es in der ersten Buchhälfte einige Längen. Shahrzads ganzes Streben ist es, den Fluch, der auf Chalid und damit auf ganz Chorasan lastet, zu brechen. Hierbei muss sie einiges leisten, und auch ihre Liebe und Treue zu Chalid unter Beweis stellen.
Ganz 1001-Nacht-gemäß werden zwischendurch auch Märchen erzählt, und magische Elemente fügen sich unaufdringlich in die Geschichte ein. Wunderschön geschildert ist wieder die orientalische Atmosphäre: mit Ortsbeschreibungen, Essen, Trinken, Gerüchen und Gebräuchen und einem dazu passenden blumigen, bildhaften, ausschweifenden Schreibstil. Der Leser begegnet Nebenfiguren aus Band 1 wieder, aber lernt auch neue Personen kennen. Shahrzads Familie ist nun stärker präsent. Doch da sind auch die Aufständischen, die Chalid stürzen wollen und die sind nicht zu unterschätzen. Sie bringen mehr als nur einen Hauch Spannung und Abenteuer in die Geschichte.
Die Handlung ist zwar originell und bietet überraschende Wendungen, dafür lässt die Logik hin und wieder zu wünschen übrig. Besonders in den Gesprächen der jungen Leute war manches nicht nachzuvollziehen, die Dialoge manchmal allzu knapp und in Andeutungen steckenbleibend. Shahrzad verhielt sich des öfteren zickig und unklug. Auch andere Personen konnte ich manchmal nicht verstehen. Am Ende löste sich alles recht simpel auf, wobei auf den letzten Drücker wohl noch etwas Dramatik in die Handlung gebracht werden sollte, und es mir im allgemeinen etwas zu politisch korrekt zuging. Hier passte für mich einiges nicht gut zusammen, so dass das Buch im Hinblick auf die Konsistenz und Stringenz der Handlung meinen Ansprüchen leider nicht ganz genügte. Aber wer einfach nur eine romantische, leichte Liebesgeschichte mit etwas Spannung und Abenteuer in orientalischem Flair lesen will, der ist mit diesem Buch gut beraten, doch sollte man Band 1 (Zorn und Morgenröte) unbedingt zuvor gelesen haben.