Ein Haufen Geheimnisse, ein Kreuz, viel Liebe. Lebendiges Mittelalter pur
Das Geheimnis des Pilgers ist der zweite Band der Pilger-Trilogie. Die Handlung setzt dort ein, wo sie im ersten Band endete. Die bekannten Charaktere tauchen wieder auf, einige neue spielen eine große Rolle und es bleibt viel Raum sich mit dem Geheimnis zu beschäftigen. Ein tolles Bild der damaligen Gesellschaft und ihren Vorlieben, zu denen es wichtige Informationen im Nachwort gibt.
Conlin und Reinhild stehen vor einigen Herausforderungen, bevor sie zur Vermählung vor die Kirchenpforte treten können. Das liebe Geld macht ihnen Sorgen, Conlins Bruder ist immer noch ein Problem und der Alltag will auch noch gemeistert werden. Reinhild hilft weiterhin Palmiro, dessen Fellhandel einige Problemen hat. Eine Ladung Felle ist weggekommen, die Wachmannschaft muss mit Conlins Hilfe verstärkt werden und der neue angeworbene Benedikt vom Heidenstein scheint ihn nicht wirklich als seinen Auftraggeber zu akzeptieren. Da hilft es auch nicht, dass das Kreuz bei ihm nicht anschlägt. Es gibt also viel zu tun und sie wissen nicht, ob der nächste Schritt auch der richtige sein wird.
Palmiro steht im Mittelpunkt der Handlung. Um ihn herum passieren die spannendsten Dinge. Conlin ist gut damit beschäftigt, die neuen Entscheidungen seines Bruders umzusetzen und sich auf den neu angebotenen Posten vorzubereiten, während er gleichzeitig jede Gelegenheit zum Geldverdienen nutzen muss. Reinhild hat währenddessen so viel mit Haus, Geschäftsbüchern und Hochzeitsplanungen zu tun, dass sie kaum zum durchschnaufen kommt. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie noch Zeit findet, ihrem zukünftigen Ehemann näher zu kommen. Ein Problem, dass Palmiro mit seinen Auserkorenen eher nicht kennt.
Es gibt reichlich Charakterentwicklung, die Geschichte um Benedikt ist sehr interessant und dass Conlin und Reinhild immer mehr zur Einheit werden, ist klasse. Die Handlung nimmt, vor allem zum Ende hin, sehr an Fahrt auf und lässt die ruhigeren Momente im Mittelteil vergessen. Insbesondere auf den letzten Seiten gibt es so viele neue Wendungen, dass man am liebsten sofort mit Teil drei weiterlesen möchte.
Ein weiteres wichtiges Handlungselement ist die Liebe. Petra Schier erzählt im Nachwort mehr über gleichgeschlechtliche Beziehungen zu der damaligen Zeit. Sodomie und ketzerisches Handeln und wie es trotzdem wohl mehr als vermutet stattgefunden hat. Sie lässt diese historischen Belege hervorragend in ihre Handlung einfließen, zeigt ein „möglichst buntes Kaleidoskop an möglichen Lebensentwürfen“. Dabei darf nicht nur Palmiro seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, sondern auch die anderen Hauptcharaktere. Selbstzweifel und die Angst vor den Folgen dürfen da natürlich trotzdem nicht fehlen.
Mir hat auch der zweite Band der Trilogie sehr gut gefallen. Ich finde den Einblick ins alltägliche Leben von Adeligen, Kaufleuten und dem ganzen Rest sehr spannend. Petra Schier gelingt es problemlos, die damalige Zeit mit Leben zu füllen und einem das Gefühl zu geben, mitten unter den Handelnden zu sein. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil und wohin der Weg Palmiro, Reinhild und Conlin führen wird, welche Stolpersteine sich noch auftürmen werden und wie es mit dem Kreuz weitergehen wird. Eine Empfehlung für alle, die historische Romane lieben, große, gefühlvolle Geschichten bevorzugen und einfach mehr über das Leben im Koblenz des Jahres 1379 erfahren wollen.