"Nix Sylt, Hohwacht"
Kommissar und Tierpräparator Oke Oltmanns macht sich Gedanken um seine Zukunft. In der Polizeistelle des kleinen Fischerortes Hohwacht zwischen Kiel und der Insel Fehmarn an der Ostsee mit seinen 804 Einwohnern passiert einfach zu wenig. Seine Dienststelle soll geschlossen werden. Im Sommer mal ein Badeunfall und das war´s. Das ändert sich, als Xaver Kohlgruber aus München, der bei einem Treffen mit dem Bürgermeister das neue Bauprojekt am Strand besprechen will, aus seinem Hotelzimmer verschwindet, der Teppich in seinem Zimmer voller Blut. Außerdem sorgt Carmen Bachmann, die mit Mann Martin und den beiden Kindern Carla, 8, und Cedric, 5, eine Woche Urlaub an der Ostsee macht, für ordentlich Wirbel bei der Polizei.
Patricia Brandt nimmt mich bei ihrem Krimi-Debüt mit in eine wunderschön beschrieben Landschaft an der Ostsee. Ich kann mir die Dünen, die kleinen Badehäuser, den wogenden Strandhafer, das Meer mit seinen Schaumkronen und das kleine Fischerhus bildlich sehr gut vorstellen. Allerdings auch die Spinnen an der Wand, den Schmutz im Badezimmer und den Katzentisch in Malgorzata Riekens "Zimmervermietung und Meer", einer Pension, die bestimmt schon bessere Zeiten erlebt hat.
Genau so habe ich die meisten Menschen schnell im Kopf, denen ich hier begegne. Bei Oke Oltmanns Beschreibung habe ich sofort an den verstorbenen Pferdeflüsterer Tamme Hanken denken müssen. Sie alle haben ihre liebenswerten Eigenschaften und vor allem den Wunsch ihre Heimat, so wie sie ist, zu erhalten. Da greifen sie auch schon mal in die Trickkiste.
Ich mag es sehr, wenn es in einem Krimi nicht gar so blutig zugeht. Da hat die Autorin meinen Geschmack absolut getroffen. Dies ist kein blutrünstiger Krimi, bei dem ich nachts schlechte Träume habe. Obwohl, wenn ich an die eine Dame mit dem grünen Tuch denke... Warum mir die nicht gefallen hat? Das müsst ihr selbst lesen.
Der bayerische Dialekt vom Kohlgruber, aber viel mehr noch der norddeutsche der Bewohner von Hohwacht, geben dem Krimi die Regionalität. Man braucht aber auch als Süddeutscher keine Angst haben, irgendetwas nicht zu verstehen. Hier erklären sich die Worte und Begriffe entweder von selbst, oder der nächste Satz erklärt sie im Zusammenhang.
Der Kriminalfall mit dem Mord hätte für mich etwas spannender sein können, und die Geschichte verzettelt sich hier und da. Dass ich schon recht früh wusste, in welcher Ecke ich nach dem Mörder suchen muss, hat mich nicht gestört. Der Weg zu seiner Festnahme war auch mit einer Prise Humor gepflastert, der mir sehr gut gefallen hat.
Durch diesen interessanter Krimi in einer wunderschönen Landschaft mit vielen sympathischen Menschen hatte ich einige humorvolle Lesestunden. Mich würde es freuen, wenn Oke Oltmanns bald wieder einen neuen Fall zu bearbeiten hat und er mir mit seiner Dienststelle noch lange erhalten bleibt.
4,5 von 5 Sternen