Erster Teil einer beeindruckenden, komplexen Story, die uns die Macht der Märchen zeigt.
Nicole Böhm – Das Vermächtnis der Grimms
Viele Jahrhunderte zuvor gibt es ein Kloster mit Geschichtenschreiber, die die Märchen in die Welt entlassen, damit sie der Menschheit Freude bringen. Moon ist die Hüterin der Fantasie/Märchenwelt. Doch auf dem Kloster der Masali liegt ein Fluch, sie dürfen nur im strengen Zölibat leben, damit dieser nicht ausbrechen kann. Als Casaju sich der jungen Kaia verbunden fühlt, kämpft er gegen das Gefühl an, nichtsahnend das die Gefahr von ganz anderer Seite ausgehen könnte.
Gegenwart:
Kristin Collins hat eine außergewöhnliche Begabung, sie kann die Wahrheit in einem Text lesen, selbst wenn der Betreffende gelogen hat. Ausgerechnet diese Begabung zerstört die Beziehung zu ihrem Freund. Als dann auch noch ihr Bruder Brayden sie anruft und mit dem Flieger praktisch nach Frankfurt „entführt“ um ihre Gabe zu nutzen, wird es richtig interessant. In kurzem Abständen werden Menschen angegriffen und/oder getötet, deren Vorlage die Märchen der Gebrüder Grimm gleichen.
Seltsame Zeichen auf der Haut der Täter ziehen Kris in Visionen, und sie landet in einer anderen Welt, in der sie Ash kennen lernt.
Ash hat eigene Probleme, er wurde verflucht und nun versucht er mit allem Mitteln eine Möglichkeit zu finden, um ihn loszuwerden. Als Kristin ihn um Hilfe bittet, wünscht er sich, er hätte sie weg geschickt... denn plötzlich haben sie es mit einem großen bösen Wolf, dem Grimm, zu tun...
Ich war sehr neugierig auf das neue Buch von Nicole Böhm, die mich bereits mit der „Chroniken der Seelenwächter“-Reihe begeistern konnte.
Märchen mit Mysterie und Crime versprachen eine interessante Mischung zu werden und ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Natürlich beeinflusst dies nicht meine Meinung.
Ich muss gestehen, anfänglich habe ich mich etwas schwer getan. Die Story ist rasant und temporeich, spielt auf verschiedene Zeitebenen in verschiedenen Ländern und zusätzlich noch in der Fantasiewelt der Märchen. Die Kapitel trennen diese Ebenen sehr gut, jedoch gibt es gerade zu Anfang sehr viele Charaktere und Handlungsstränge, auf die man sich einlassen muss, damit man in die Geschichte kommt. Scheinbar belanglose Begebenheiten werden zum späteren Zeitpunkt der Geschichte sehr wichtig und so kam es, das sich gerade der Anfang etwas gezogen hat, obwohl bereits da schon viel passiert.
Die Autorin hat ihre Charaktere insgesamt sehr lebendig, detailliert und facettenreich dargestellt, sodass man einen guten Eindruck von ihnen bekommt.
Kristin ist etwas überdreht, sympathisch mit einer geheimnisvollen Gabe, die sie in Visionen zieht und die eine Spezialeinheit, deren ihr Bruder Brayden angehört, nun nutzen will. Es geschehen Märchenmorde, die Täter fallen einer merkwürdigen Krankheit zum Opfer und Kristin soll herausfinden, was da vor sich geht.
Sebastian ist bei dieser Spezialeinheit. Ich mochte ihn auf Anhieb, er wirkt interessant, hat scheinbar ein Geheimnis und genau wie Marcel oder Brayden, ist er eine angenehme Figur, die gut in die Geschichte hineinpasst.
Ash ist total witzig, tritt in viele Fettnäpfchen, hasst Wasser und versucht sich durchzuschlagen. Nach und nach dürfen wir ein Blick hinter der Fassade werfen, die mich doch sehr überrascht hat.
Ich will gar nicht so viel verraten, denn beim Lesen entwickelt sich die Geschichte und ich kann nur sagen, die Story ist so komplex, dass sie nicht mal eben durchgelesen werden sollte, da sie so viele Handlungsstränge hat. Es zeigt das beeindruckende Können der Autorin, dass sie sich nicht verzettelt und die Story durchgängig Spannung aufbaut. Es gibt viele Geheimnisse, aber nicht genug Antworten, ein ganzer Haufen an Überraschungen und Wendungen lässt den Leser neugierig bleiben und so wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen.
Das Buch hat am Ende einen fiesen Cliffhanger (man könnte sagen, ich bin von der Autorin und der „Chroniken der Seelenwächter“-Reihe nichts anderes gewöhnt). Für mich war es etwas unbefriedigend, denn hier blieben einfach viel zu viele Fragen offen.
Ich habe die Geschichte trotzdem sehr gern gelesen und natürlich werde ich auch die Fortsetzung lesen, aber ein paar Antworten wären schon toll gewesen.
Ich kann das Buch allen Fantasy/Märchen/Crime-Liebhabern empfehlen, die mal eine außergewöhnliche Story lesen möchten, die alle Normen sprengt.
Die Geschichte war kurzweilig und hat mich gut unterhalten. Die Neuinszenierung der bereits bekannten Märchen ist ebenfalls interessant. Aschenputtel wird jetzt wohl für immer einen bitteren Beigeschmack für mich haben.
Es gibt ein paar detailliert beschriebene Morde und Taten, die vielleicht nicht unbedingt von Kindern gelesen werden sollte.
Das Cover ist ein Blickfang und passt zur Story.
Fazit: Erster Teil einer beeindruckenden, komplexen Story, die uns die Macht der Märchen zeigt. Knappe 4 Sterne.