Absoluter Fehlgriff: das Buch verspricht etwas anderes zu sein, was es tatsächlich ist und hat mich auf weiten Strecken einfach gelangweilt.
Buchinhalt:
Die Autorin hat es sich in den Kopf gesetzt, alle 13 in Europa heimischen Eulenarten in freier Wildbahn aufzuspüren – darunter Arten wie Schleiereule, Waldkauz und Uhu. Daneben schreibt sie von ihrer Familie, ihrem autistischen Sohn, der an einer seltenen Krankheit leidet und allerlei Erlebnissen auf ihren Reisen zur Vogelbeobachtung. Das Buch ist KEIN Eulenführer, auch wenn die Aufmachung und der missverständliche Klappentext das dem Leser suggerieren!
Persönlicher Eindruck:
Ich gebe es offen zu: ich hatte vollkommen andere Erwartungen an das Buch, das dem zukünftigen Leser suggeriert, ein „Eulenbuch“ zu sein. Ja, natürlich geht es auch um Eulen, aber dieses Thema ist nur eins von mehreren. Wer einen fundierten Naturführer hinsichtlich der in Europa beheimateten Eulenarten sucht, ist hier absolut falsch. Dieses Buch hier enthält nicht ein einziges Foto einer Eule, keinen Tiersteckbrief und nichts, was dem Leser bei eigenen Vogelbeobachtungen hilfreich wäre – stattdessen erwartet den Käufer eine merkwürdige Mischung aus Reisereportage, Familiendrama und natürlich auch ein Stück weit Eulen-Thematik, die mich leider als Ganzes so nicht überzeugen konnte.
Frau Darlington ist Buchautorin und Lehrerin für kreatives Schreiben, sie schreibt Kolumnen in einem Naturmagazin. In ihrem Buch zur Eulensuche in Europa ist auch sie nur Laie, jedenfalls keine gelernte Ornithologin und das sollte man vor dem Kauf wissen. Ja, sie beschreibt hier 9 Eulenarten, die sie beobachtet hat und gibt am Ende des Buches auch Literaturhinweise, doch ohne jedwedes Foto bleiben die Beschreibungen der einzelnen Eulen letztendlich ziemlich uniform und gleichförmig. Es sind Eulen, ja gut: aber wirkliche Unterschiede und Details bringt das Buch nicht rüber, das können andere wesentlich besser.
Statt Fotos hat das Buch einige wenige Zeichnungen verschiedener Eulen – immerhin. Doch für den ornithologisch Interessierten haben diese keine tiefere Funktion, leider.
Was mich beim Lesen zudem gestört hat, ist das viele Geplänkel rund um ihre Familie, ihren schwer erkrankten Sohn und andere auf das eigentliche Thema bezogene Nebensächlichkeiten. Lese ich ein Buch über eine Tiergattung, interessiert mich herzlich wenig, was sich im Hause des Autors so tut. Das hätte sich Frau Darlington aufsparen sollen für einen biografischen Familienroman, weil es einfach mit dem Thema des Buches überhaupt nichts zu tun hat.
Schon auf den ersten Seiten, als die Autorin eine Höhle in Frankreich beschreibt und bei den darin befindlichen prähistorischen Höhlenmalereien meint „vielleicht wurden sie sogar von menschlichen Fingern dort hineingeritzt“, konnte ich die Frau nicht mehr ernst nehmen. Ja, wer soll das denn sonst getan haben, Frau Darlington? Etwa Außerirdische? Vom anderen Stern? Tut mir leid, wenn ich da fassungslos den Kopf schüttle. Auch wenn sie lediglich „Eingeritzt“ an Stelle von „Aufgemalt“ gemeint haben könnte und ihr die Betonung der menschlichen Finger dann egal wären – solch unfreiwillige Komik ist einfach fehl am Platz in einem Werk, das ein Stück weit auch wissenschaftlich sein möchte.
Das Ganze liest sich vom Stil her recht eingängig, keine Frage. Doch für mich blieb von dem Buch letztendlich nur das reichlich morbide Faible der Autorin für allerlei totes (Eulen-)Getier, das sie aus dem Wald mit nach Hause nimmt und im heimischen Kühlschrank direkt neben dem Sonntagsessen für ihre Familie aufbewahrt, im Gedächtnis. Der Rest ist schnell wieder vergessen.
In meinen Augen ist das Buch in der vorliegenden Aufmachung nichts anderes als ein Blender, der etwas vollkommen anderes suggeriert, als was er tatsächlich ist. Weder Cover noch Klappentext geben darüber Aufschluss. Zudem ist das Taschenbuch mit 20 € in meinen Augen maßlos überteuert. Schon ab der Hälfte gibt es in anderen Verlagen fundierte Naturführer über Eulen mit vollfarbiger Bebilderung. Letztendlich war das Buch für mich ein Fehlgriff auf ganzer Linie und eine maßlose Enttäuschung.