Gänsehaut pur
Für Laurie Moran und ihren Verlobten Alex Buckley soll es das perfekte Wochenende ihres Lebens werden. Sie wollen in den Hamptons im South Shore Resort erst Alex´ 40. Geburtstag feiern und am nächsten Tag heiraten. Ihre Freude und ihr Glück bekommt einen scharfen Dämpfer, als sie auf dem Golfplatz, wo sie mit Alex´ Bruder Andrew und seiner Frau Marcy eine Runde spielen wollen, eine Hiobsbotschaft bekommen: deren 10-jähriger Sohn Jonathan „Jonny“, den sie als Baby adoptiert haben, ist spurlos vom Strand verschwunden.
Lauries Vater Leo Farley, ehemaliger Vize-Chef der New Yorker Polizeiinspektor, hat einen ungeheuerlichen Verdacht: Sollte sein Enkel Timmy entführt werden, der Jonny sehr ähnlich sieht? Ein vor 18 Jahren verurteilter Mörder hatte ihm bei seiner damaligen Verurteilung Rache geschworen.
Wer ist die Frau (oder der Mann?) mit dem breitkrempigen blauen Baumwollhut und der dunkel getönten Sonnenbrille, die die beiden Familien am Strand beobachtet? Hat sie/er etwas mit der Entführung zu tun?
Als Mutter ist es für mich immer sehr emotional zu lesen, wenn es wie hier um Kindesentführung geht. Wie sich das Kind fühlt und auch, wie es den Eltern, vor allem der Mutter geht, die vor Sorgen fast durchdreht. Da ist es egal, ob das Kind adoptiert ist, wie hier der keine Jonny, oder ob es ein leibliches Kind ist. Ich leide da immer total mit. Dieses Leid und den Schmerz haben die beiden Autorinnen in ihrer Geschichte sehr packend und, wie ich finde, real eingefangen. Ich habe mit Marcy und auch mit dem kleinen Jonny mit gelitten, mit gebangt und mit gehofft.
Mary Higgins Clark und Alafair Burke ist ein so packender und mich faszinierender Thriller gelungen, der mich an das Buch gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen hat. Es ist so spannend zu lesen, wie Laurie und ihr Vater Leo zusammen mit Alex und den Adoptiveltern ganz langsam immer weiter in Richtung Täter voran kommen. Aber auch immer wieder falschen Fährten aufsitzen und sich zu verzetteln drohen. Wie Leo nicht auf sich sitzen lassen will, was der im Gefängnis sitzende Mörder Darran Gunther ihm vorwirft. Wie der aus dem Knast heraus Menschen manipuliert und für sich einnimmt. Und wie es doch noch gelingt, Leo von jedem Verdacht reinzuwaschen und Gunther endgültig zu überführen.
Die Mehrzahl der Menschen, denen ich hier begegne, kommen mit ihren Ecken, Kanten und Eigenheiten doch sehr sympathisch und liebenswert rüber. Es gibt aber auch welche, mit denen ich nicht unbedingt zu tun haben möchte. Halt genau wie im richtigen Leben. Die bedrückende Atmosphäre im Hotel, am Strand und auch im Haus des Entführers oder zwischen den Erwachsenen finde ich sehr realistisch eingefangen. Das macht für mich den Fall noch mal um einiges bedrohlicher.
Obwohl ich mir recht bald denken konnte, wer hinter dem Menschen steckt, der den kleinen Jonny „gefangen“ hält, war es doch sehr spannend ihn, sein Leben und seine Beweggründe langsam immer besser kennen zu lernen. Ich hatte sogar ein kleines bisserl Mitleid mit dem Menschen, dem das Schicksal so mitgespielt hat.
Dieser Fall mit seinen ganzen Verwicklungen, die sich in diesem Fall ergeben, machen das Buch für mich zu einem Lesehighlight in diesem Jahr.