Man weiß erst was man hatte, wenn man es verloren hat
Ben und Teo – Zwei sind einer zu viel von Martin Baltscheit mit Bildern von Sandra Brandstätter
Sei vorsichtig was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen. :)
Wir Menschen sind in der Regel so gepolt, dass wir einzigartig sein wollen, etwas Besonderes. Gerne auch besser als die anderen, damit wir uns gut fühlen. Als Individuum. Um nicht in der Masse unterzugehen, oder gar einem anderen zu gleichen. Natürlich spreche ich damit nicht jeden Menschen an, aber einen Teil davon. Das kann man nicht leugnen. Sonst gäbe es auf diesem Planeten keine Wettbewerbe gegeneinander. Aber was ist mir den Menschen, die uns wirklich ähnlich sind? Agieren wie wir, einen ähnlichen Charakter haben, uns verstehen, ohne dass wir ihnen unser Leid klagen müssen? Ist es ein Fluch, fast gleich zu sein, oder eher ein Segen? Diese Frage ist wohl besonders bei Zwillingen gegeben, die sich zwar auch unterscheiden können, aber wohl auch etwas mehr zusammenhalten, als andere Menschen es tun. Um solch ein Zwillingspaar geht es im Buch „Ben und Teo – Zwei sind einer zu viel“. Dabei handelt es sich um die Söhne des Autors und Zwillingsvaters Martin Baltscheit, der damit eine wundervolle kleine Geschichte über seine Kinder geschrieben hat, die man gerne auch seinen eigenen Kindern vorlesen kann. Denn aus dieser Geschichte lernen wir etwas. Aber dazu später. Ben und Teo, wollen auf jeden Fall als „Ben UND Teo“ wahrgenommen werden, und nicht als „BENUNDTEO“. Das Buch ist für Kinder ab 8 bis………….. ich würde sagen unendlich. Denn auch ältere Zwillinge, oder eben junge oder ältere Einlinge, oder einfach Jeder, der Lust auf eine schöne Geschichte hat, der darf dieses Buch lesen. Zusammen, Alleine. Wie jeder möchte. Ganz individuell eben. Aber worum geht es im Buch?
Die Geschichte des Buches:
Ben und Teo sind Zwillinge, und leben mit ihren Eltern zusammen. Sie sind eigentlich allerbeste Freunde im Leben, und fühlen sich zusammengehörig. Aber manchmal nervt es eben auch, wenn die Umwelt sie nur als Team wahrnimmt, und nicht als Einzelperson. Kann Ben doch zum Beispiel viel besser Klavier spielen als Teo, der wiederum besser Fußball spielen kann. Eines Tages finden sie per Zufall einen Spiegel, der magisch ist, und ihnen Fragen beantworten kann. So zum Beispiel wie ihre gemeinsame Zukunft aussieht. Als es mal wieder zu einer kleinen Streitigkeit zwischen den beiden kommt, fragen sie jeder für sich den Spiegel, wie es ohne den jeweils anderen im Leben wäre. Zwar aufgeschreckt durch die Erkenntnis des Erkennens im Spiegel, wagen die beiden trotzdem ein kleines Experiment, und wollen so herausfinden, wie es wäre, wenn sie beide Einzelkind wären. Das Experiment klappt, beide erleben alternative Existenzen mit ihren Eltern als Einzelkind. Doch wem soll man abends von seinen Erlebnissen erzählen? Es ist schön Einzelkind zu sein, aber wem soll man seine Sorgen anvertrauen, wenn man alleine ist, und niemand da? Nicht mal der eigene Zwillingsbruder? Sie merken also, was sie aneinander haben…………… doch ist es schon zu spät, um ihrer beider Existenz als Zwillinge zu retten? Klappt die Rettung, wenn man gemeinsam, wieder als Team arbeitet? Ihr dürft gespannt sein.
Das Cover und die Illustrationen:
Die Zeichnungen sind richtig gut gezeichnet, machen Spaß, und zaubern einem ein Lächeln ins Gesicht. Sie stammen, wie auch das Cover, von Sandra Brandstätter, die sowohl Illustratorin, als auch Comiczeichnerin ist, was man den spielerisch leichten Zeichnungen anmerkt, bei denen man wirklich nur Grinsen kann, und die wunderbar die Eigenarten von Ben und Teo rüberbringen.
Fazit:
Jaja. Wir wissen nicht, was wir besitzen und haben, bevor es nicht einmal verloren gegangen ist. So ist es auch im Buch. Das Ereignis des Verlustes des Zwillingsbruders zwingt die beiden zu einem Umdenken. Ben und Teo wollen auf jeden Fall wieder Brüder sein, sollten sie auch vorher, aber da gab es immer diese Unsicherheit, und eben das Streben nach Einzigartigkeit. Damit ist es für mich ein wunderbares Buch über das Streben nach Einzigartigkeit eines jeden Individuums. Denn diese Botschaft am Ende, und die Lehre, finde ich ganz wichtig. Nicht nur für Zwillinge, oder für Kinder. Nein vielmehr für jeden Menschen. Einzigartig sein ist gut, natürlich. Aber dadurch alleine sein, weil man mit aller Macht versucht diese Einzigartigkeit durchzusetzen, das ist falsch. Viel mehr ist es wichtig, was wir über uns selbst denken. Denn jeder Mensch IST einzigartig. Sogar Ben und Teo unterscheiden sich, und sei es nur im Fußballspiel oder dem Klavierspiel.
Auch wenn die beiden es toll finden, ihr Leben allein als Einzelkind zu leben, so merkt man schnell, dass sie sich gegenseitig brauchen, um sich ihre Erlebnisse, eben genau als dieses Einzelkind, zu erzählen. Sie brauchen sich, und merken es nicht. Oder eben erst spät. Vielleicht haben sie aber auch die ganze Zeit gefühlt, dass sie sich brauchen, und es nur nicht wahrhaben wollen. Wer weiß das schon? Das bleibt wohl der Fantasie des Lesers überlassen :)
Sie sehen gegenseitig eine Welt ohne den jeweils anderen. Allein. Als gewünschtes einzigartiges Individuum. Das erscheint beiden aber schnell fade und langweilig ohne den Geschwisterteil. Das Glück des Alleinseins ist nicht gut und fühlt sich nicht richtig an. Gleichzeitig ist die Aussage im Buch auch schön, dass man sein Leben genießen soll, jeden Tag, egal ob als Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener, oder eben alter Mensch. Und auch wenn man, wie Ben und Teo, das Ende des Weges kennt, weil der Zauberspiegel es einem gezeigt hat, so sollte man auch das Dazwischen genießen, und den Mut nicht verlieren. Denn ja, auch das kann der Zauberspiegel zeigen, wie es bei Zauberspiegeln eben mal so ist :D. Die Zukunft, die man vielleicht manchmal gar nicht wissen sollte. Also lassen wir am besten die Spielerei mit „Spieglein, Spieglein an der Wand………….“.
Das Geplänkel der beiden Jungs im Buch miteinander ist übrigens herrlich. Auch hier musste ich mit einem Dauerlächeln weiterlesen, weil es so alltäglich und real erscheint, und so, wie es eben manchmal unter Geschwistern, auch normalen, so ist. Der Familienalltag ist…… so wie in vielen Familien mit Kindern, die voller Ideen und Tatendrang sind, und genau dieser Alltag wird richtig gut beschrieben, so dass man auch hier einiges selbst erkennt :). Es wird je immer eine Episode aus dem Leben von Ben, abwechselnd mit der Sicht von Teo erzählt. Und diese Episoden bauen trotzdem aufeinander, und erzählen uns eine Reihenfolge von Ereignissen, die das Gesamte der Geschichte erzählen, und uns zur Lehre am Ende führen.
Gerade in dieser unserer Zeit wo jeder besser und schneller und weiter und höher sein will, als der andere, eben besonders, einzigartig und gut. Und gerade wo uns, und gerade Kindern, von allen Seiten genau diese Denkweise hingeworfen wird, da ist es wichtig, auch mal anders zu denken.
Das Vergessen darüber, wer man eigentlich ist, als eigenständiges Individuum, sollte nicht da sein. Aber alleine und ohne Verstärkung von anderen Menschen, sollte man trotzdem nicht durch die Welt gehen.
Auch dieses Buch hat also wieder ein schönes Ende mit einer tollen Aussage, und wäre von meiner Seite aus deswegen zu empfehlen :). Und die Moral von der Geschicht……ach….. lest doch am besten selbst, ob Mission Brüderzusammenführung klappt :D
Und auch diesmal habe ich ein Lied für mein Rezensionsende, weil ich beim Lesen daran denken musste:
„Wenn ich dein Spiegel wär…………. dann würdest du dich in mir sehn.
Dann fiel's dir nicht so schwer…………. Was ich nicht sage, zu verstehn.
Bis du dich umdrehst………. Weil du dich zu gut in mir erkennst.“