Von der Wiesn auf den Seziertisch!
"Wenn wir nicht achtsam sind, geht das Leben an uns vorüber, ohne dass wir es bemerken." (Anke Maggauer-Kirsche)
Es ist Oktoberfestzeit in München und Rosa Kleinschmidt nützt diese Zeit, um mit ihrer Enkelin dorthin zu gehen. Dass dieser Besuch allerdings ihr letzter sein würde, ahnt sie da noch nicht. Wenig später wird sie tot in ihrem Hotel aufgefunden, erdrosselt ausgerechnet mit ihrem Halstuch. Doch was ist hier wirklich geschehen? Für Clara Liebig und ihr Team wird es ein schwieriger Fall. Besonders nachdem die Tote am Tag zuvor einen Notruf abgesetzt hat, weil sie einen Mord gesehen hat. Leider konnte die angeforderte Polizei kein Verbrechen feststellen. Wurde Rosa Kleinschmidt vielleicht doch Zeugin eines Mords und man hat sie deshalb erdrosselt? ---
Meine Meinung:
Anhand des Covers ist es schon ersichtlich, zu welcher Zeit unser Krimi in München spielt. Dieses Mal ist das Opfer eine alte Frau, die am Tag davor einen Mord beobachtet haben soll. Ärgerlich nur, dass die angeforderte Polizei wenig später keine Hinweise auf einen Mord vorfindet. Hat Rosa Kleinschmidt das alles nur geträumt? Wahrscheinlich ist an ihrer aufmerksamen Beobachtung schon etwas dran gewesen, sonst wäre die Frau jetzt nicht tot. Oder hat sie irgendetwas mit ihrer Enkelin auf dem Oktoberfest erlebt, das sie nicht sehen durfte? Alles Fragen, die die Kripo München unter Carla Liebig mit ihrem Team beschäftigt. Ist vielleicht einer der Angestellten oder gar ein Hotelgast der Mörder? Jede Spur, die sie verfolgen, landet wenig später in einer Sackgasse, und auch die Aufnahmen von naheliegenden Kameras ergeben nicht wirklich etwas Genaues. Lediglich ein Hotelgast benimmt sich auffällig, allerdings geraten sie bei ihm an ihre polizeilichen Grenzen. Als dann auch noch eine Mitarbeiterin von ihnen unter Verdacht steht, wird es für Clara zur großen Herausforderung. Dieser Krimi aus München beginnt am Anfang etwas ruhig, doch der Spannungsbogen steigert sich bis zum Ende hin immer mehr. Der Schreibstil ist locker, flüssig und mitunter hat er auch einige heitere Szenen dabei. Vor allem der lockere Wortaustausch von Clara Liebig und Kollege Thorwald von Weidecke hat mir hier sehr gut gefallen. Sie sind ein Duo mit vielen Unterschieden. Herauszuheben ist auch Thorwalds Fähigkeit als Super-Recognizer, sich Gesichter gut einzuprägen. Was ich selbst als phänomenal empfand und welches auch in diesem Fall schlussendlich eine Hilfe ist. Überhaupt sind die Charaktere hier sehr gut durchdacht und prägnant. Clara Liebig zum Beispiel ist eine toughe, wissbegierige, fleißige Führungspersönlichkeit, die ihr Team gut im Griff hat. Das Nordlicht Thorwald von Weidecke ist eher der smarte Anzugstyp, der sich nicht gerne schmutzig macht. Arbeitstier Matthias Brauhofer dagegen ist das bayrische Urgestein im Team, den so schnell nichts umhaut. Ein besonderes Vergnügen fand ich auch beim Schlagabtausch von Clara mit der Journalistin Helga Gerstner. Sehr interessant sind die vielen Ermittlungsansätze, die am Ende dann sogar in einem Showdown enden, mit einem Ausgang, den ich so nicht erwartet hätte. Darum gibt es von mir 5 Sterne für Band Nummer 3 der Isar-Krimis.