tolle Grundidee, schlechte Umsetzung.
Linda Howard und Linda Jones – Das Verlangen des Jägers
Der kleine Elijah sieht wie „Onkel Bobby“ seine Mutter erwürgt und vor lauter Panik flieht er aus dem Haus und landet in dem Haus seines Freundes Zack um sich dort im Schrank zu verstecken. Ausversehen erweckt er dort eine Tarotkarte zum Leben, nämlich die Kraft, und bittet sie um Hilfe.
Lenna Frost gehört der großen Arkana an und wird plötzlich aus ihrer Welt in eine Fremde gezogen und sofort rührt der kleine Junge, der sie unwissentlich gerufen hat, ihr Herz. Schnell ist klar, dass sie nicht zurückkehren kann ohne dem Jungen geholfen zu haben. Ihr bleiben fünf Tage um den Mörder ausfindig zu machen, vielleicht auch weniger, denn wenn ihr Verschwinden bemerkt wurde, werden sicherlich schon Jäger auf sie angesetzt worden sein.
Einer davon ist Caine. Er ist der mächtigste und stärkste Jäger, und er hat nur ein Ziel, Lenna zurück zu bringen und das Kartendeck dem Herrscher zu übergeben, jedoch hat er nicht mit der starken, mutigen Frau gerechnet, die sich nicht so leicht einfangen und zurückbringen lässt.
Im Gegenteil, Lenna schafft es einen Deal mit Caine auszuhandeln, sodass er ihr hilft und dabei kommen sich die beiden sehr nahe...
Das Cover und der Klappentext haben mich sofort überzeugt, denn hier wird eine für mich neue Idee präsentiert. Tarotkarten, die zum Leben erwachen, Jäger die sie einfangen müssen und dazu noch leidenschaftliches Knistern.
Leider hatte ich meine Erwartungen sehr hochgeschraubt, sodass ich im Nachhinein enttäuscht war, dass die Story nicht das gehalten hat, was sie versprach.
Der Lesefluss ist recht holprig, es wird zwar schnell Spannung aufgebaut, die verfliegt aber auch immer wieder, denn es gibt ständig Wiederholungen der Ereignisse und Begebenheiten, was mich ziemlich gestört hat. Neben einem leicht vulgären Touch und ständigen Schimpfworten kommt die eigentliche Story ein wenig zu kurz, was ich wirklich bedauere.
Es gibt Passagen, die sind super stimmig und kurzweilig, sprudeln vor Emotionen und das Lesen macht richtig Spaß, und dann gibt es wieder Momente wo ich das Buch zur Seite legen musste, weil es so langatmig und unspektakulär war, dass ich mich gelangweilt habe.
Und immer wieder wird die Geschichte wiederholt, immer wieder wird erklärt warum Lenna innerhalb fünf Tage zurück sein muss, immer wieder musste ich lesen, dass Jäger nicht weinen und immer wieder das die Tarotkarten so schwer sind. Das sind nur einige Beispiele.
Die Charktere sind gut, aber oberflächlich ausgearbeitet, auch wenn ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, konnte ich sie mir gut vorstellen. Sie wirkten facettenreich und lebendig.
Besonders Elijah ist mir schnell ans Herz gewachsen bei dem, was der kleine Kerl alles durchmachen mußte.
Lenna Frost verbindet eine zarte, zerbrechliche und naive Persönlichkeit mit einer starken, mutigen und fordernden „jungen“ Frau, die genau weiß was sie will. Das wirkt manchmal ungewollt komisch, sodass sie zwar sämtliche Informationen aus Caine „lesen“ kann, aber sowas wie ein BH verunsichert sie.
Caine ist dominant, dunkel und irgendwie zwiegespalten. Er steht auf Lenna, aber er will sie auch von sich schubsen. Leider geschieht das in so einem rasanten Tempo, dass es nur unglaubwürdig und aufgesetzt herüber kam.
Die Dynamik zwischen den beiden konnte ich oft nicht nachvollziehen.
Menno, ich bin wirklich traurig, das Buch hätte Potenzial zu einem absoluten Highlight, so eine tolle Grundidee und dann soviel Potenzial verschenkt.
Dann gibt es auch noch so dämliche Logikfehler, zum Beispiel: erst weiß Caine nicht wie viele Jäger Veton geschickt hat, dann plötzlich sind es zwei, nur um ganz am Ende wieder nicht zu wissen, wieviele Jäger es wohl sein könnten? Und das ist nur einer von vielen.
Für all die unwissenden Leser wäre eine kurze Einführung ins Tarot gut gewesen. Ein kleiner Gedanke zum Buch, das fehlte mir hier aber völlig.
Auch war die Auflösung der Handlung um „Onkel Bobby“ viel zu einfach und unspektakulär, warum wird der Mörder des Mörders nicht bestraft? Überhaupt laufen hier ein paar Fäden einfach nicht zusammen. Ist eine Fortsetzung geplant?
Im Großen und Ganzen hat mich das Buch einfach unbefriedigt (und nicht nur wegen der kaum vorhandenen knisternden Erotik) und enttäuscht zurück gelassen, und ich möchte gerne noch mal betonen, dass ich die Grundidee wirklich gut finde, aber nicht was daraus gemacht wurde.
Schade schade schade.
Das Cover ist ein hübscher Blickfang und ist mir sofort ins Auge gestochen.
Fazit: tolle Grundidee, schlechte Umsetzung. 2 Sterne.