Das Böse hasst, liebt und vergißt nie
"Böse Menschen kenne ich fast gar nicht. Es begegnete mir manchmal einer, vor dem ich erschrak und meinte, er sei böse; aber wenn ich ihn genau betrachtete, war er nur ein Unglücklicher." (Paul Keller)
In einem Hotelzimmer wird ein Prostituiertenkunde brutal ermordet und als auffallendes Detail wird er noch mit Stacheldrahtzaun gefesselt. Mara Billinsky findet recht schnell heraus, wer der Tote ist. Das Opfer war ein angesehener Frankfurter Anwalt, dessen Liebesdienerin Darina heißt, die nun zu den Hauptverdächtigen gehört. Doch ausgerechnet Maras Vater übernimmt Darinas Verteidigung, boxt sie frei und als Dank darf sie auch noch bei ihm wohnen. Da geschieht ein weiterer Mord, diesmal trifft es eine Blumenhändlerin, und wieder ist der Stacheldraht als auffälliges Detail am Tatort vorzufinden. Für Mara steht fest, sie haben es mit demselben Täter zu tun, nur warum diese unterschiedlichen Opfer? Wo ist der Bezug zu seiner Tat? Die Suche nach Polaris geht ebenfalls weiter. Da sie ihm schon auf der Spur zu sein scheinen, taucht Nordins Chef Lindström aus Schweden auf. Während es in Frankfurt für Mara alle Hände voll zu tun gibt, ermitteln die Kollegen in Schweden weiter gegen Nordin. Denn einige glauben immer noch nicht an seine Unschuld. ---
Meine Meinung:
Erneut ziert Band 9 eine eindrucksvolle Krähe das Cover, wie Mara Billinsky ebenfalls genannt wird. Dieser Band konnte mich wieder einmal durch seinen extrem guten Schreibstil, Spannung, die vielen Wendungen und jede Menge Überraschungen überzeugen. Besonders angetan bin ich von der Handlung Goyos. Einem Mann, in dessen Vergangenheit wir Leser hautnah blicken dürfen. Durch die recht kurzen Kapitel und Goyos Vergangenheit fliegen meine Seiten nur so dahin. Aufgewachsen ist Goyo in Mexiko unter schwierigen, familiären Bedingungen. Ich erlebe, wie zwiegespalten eine Mutter ihr Kind erzieht. Ein Vater, der ein brutaler Schläger ist und seine Kindheit zusätzlich zur Hölle macht. Dass diese Kindheit nicht spurlos an ihm vorüberging, kann ich gut nachvollziehen. Vor allem der Ideenreichtum und seine vielen Einfälle zu dem Charakter Goyo sind es, die mich in diesem Buch am meisten faszinieren. Selten habe ich einen so gut ausgearbeiteten Handlungsstrang gelesen, wie hier Goyos Vergangenheit. So eine Fantasie muss man sich als Autor erst einmal aus den Fingern saugen. Er ist wirklich phänomenal geschrieben und lassen für mich den gesamten Thriller besser aufleben. Denn Mara kenne ich als Leser ja schon von Beginn an und solche interessanten Einblicke in die Welt eines Täters machen das Ganze noch faszinierender. Doch der Autor hat noch weitere Überraschungen für uns parat, zum einen was Jan Rosen anbelangt, aber auch Nordin. Allerdings will ich davon hier nicht weiter berichten, dafür sollte man das Buch selbst lesen. Jedenfalls lässt Nordin die Jagd nach Polaris weiterhin nicht los. Während stattdessen Mara ihren Fall um den toten Anwalt und der Blumenhändlerin zu lösen versucht, muss sie zusätzlich Polaris im Auge behalten und ihren Vorgesetzten Klimmt noch ersetzen. Dieser scheint wirklich ernsthaft erkrankt zu sein und will es nicht wahrhaben. Diverse Personen bekommen mit unserem Serientäter Probleme und schließlich geschehen noch weitere Morde. Die Überraschungen kommen gegen Ende, als alle Zusammenhänge auf dem Tisch liegen und Mara endlich klar wird, was schon lange feststeht. Während Polaris für mich dieses Mal eher blass aussieht, kommt mit Goyo ein ganz neuartiger Charakter hier zum Tragen. Seine gespaltene Persönlichkeit macht diesen Menschen unberechenbar. Da tut es auch keinen Abbruch, dass man schon recht früh ahnt, wer der Täter ist. Den der Autor hat noch so viel Spannung und Überraschungen auf Lager, sodass es bis zum Ende nie langweilig wird. Eines der eindrucksvollsten Fälle Mara Billinskys, dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.