Ein Fluzgeugabsturz und seine Folgen
Ich hab gedacht, Gott wird schon irgendwie auf mich aufpassen. Wenn er Pistolen im Griff hat, dürfte Wasser auch kein Problem für ihn sein, oder? (Seite 478)
Meine Meinung
Die Ausgangssituation ist sicherlich keine komfortable, und manche werden solche oder ähnliche aus ihrem (Berufs-) Leben kennen. Theresa ist über dreißig, Single und hat nicht unbedingt eine Modelfigur. Die Versuche, Bekanntschaften zu schließen, verlaufen nicht gerade erfolgreich. Und Max Tanner, für den sie als Sekretärin arbeitet, ist ein ungehobelter Grobian, der an Unfreundlichkeit eigentlich nur noch von seiner Mutter übertroffen wird. Als ihr Chef sie dann auch noch mitten in der Nacht anruft und ihr mitteilt, daß sie am folgenden Morgen auf Dienstreise nach Australien fliegen würden, scheint es nicht mehr viel schlimmer kommen zu können. Zumal Max Tanner ihr die Kündigung in Aussicht stellt, wenn sie nicht mit reist.
Daß es sehr wohl schlimmer kommen kann, wird sich bald zeigen. Denn das Flugzeug stürzt ab und sie und ihr Chef sind unter den siebenundzwanzig Überlebenden, die sich auf eine einsame Insel irgendwo im Ozean retten können. Ohne Verbindung zur Außenwelt, ohne Nahrungsvorräte, fast ohne technische Hilfen heißt es zu überleben.
In dieser Extremsituation kommt es schon bald zu Spannungen und Gruppenbildung. Coleman reißt die Führung an sich, in dem er sagt, er sei einer der Sky Marshalls an Bord gewesen. Außerdem hat er eine Pistole. Miriam wirft sich ihm sofort an den Hals und setzt alle verfügbaren Reize ein, um sich Vorteile zu verschaffen. Rücksichtslosigkeit ist noch das freundlichste Wort für ihr Verhalten.
Max Tanner hält sich da heraus - als geborener Einzelgänger bleibt er in der Nähe des Strandes, wo er ein Feuer entzündet und hütet, damit die Suchmannschaften sie entdecken können.
Theresa wird zur Pendlerin zwischen der Gruppe und Max. Einerseits ist sie der Meinung, man müsse zusammenhalten und sei nur als Gruppe überlebensfähig, andererseits hat Max sich seit dem Stranden deutlich verändert und seine Sichtweise auch einiges für sich. Zudem, ob beide es wollen oder nicht, und lange wehren sie sich dagegen, entwickelt sich eine Beziehung zwischen Theresa und Max.
Die Autorin die einzelnen Handlungsstränge selbst über die Stellen hinweg, an denen nicht viel passiert, mit einer Folgerichtigkeit, daß es kaum möglich war, das Buch aus der Hand zu legen. Dabei legt sie geschickt falsche Spuren, so daß man oft nicht so recht weiß, was eigentlich wirklich Sache ist. Durch den flüssigen Stil sprang das Kopfkino sehr rasch an.
Unüblich für einen Roman des Genres empfand ich, daß nur ein kleinerer Teil der Figuren mehr oder weniger religiös war. Auf der Insel eigentlich nur Theresa, zuhause eine ihrer beiden Freundinnen. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, daß das Thema Religion relativ plötzlich aufgetaucht ist, das gab sich jedoch im weiteren Verlauf, zumal die Figuren sich in Denk- und Handlungsweise treu blieben und es insofern zu ihnen paßte.
Die Figuren konnte ich mir gut vorstellen; sie haben für meine Begriffe glaubwürdig gedacht und gehandelt. Manche machten eine Entwicklung durch, andere nicht. So wie es in der Realität eben auch wäre; die eine oder andere Überraschung bleibt dabei nicht aus. Die Veränderung von Max erschien mir zwar recht abrupt zu geschehen, wenn man andererseits in Betracht zieht, daß er es gewohnt ist, rasch auf sich ändernde Situationen zu reagieren und sich darauf einzustellen, erscheint es doch glaubwürdig. Einzig Theresa hat mich in ihre gutgläubigen Naivität manches mal doch etwas genervt. Selbst als manche böse Absicht offenbar wurde, wollte sie diese nicht zur Kenntnis nehmen.
Gut auch, daß das Buch über die Zeit der Insel hinaus geht und von den leider vermutlich nur zu realen Schwierigkeiten mit Behörden und Paragraphen berichtet, die sich nach der Rettung und zuhause auftun. Das wird dann nochmals richtig spannend und man weiß nicht so recht, wie es denn nun wirklich ausgehen wird. Dabei gibt es dann nochmals die eine oder andere Überraschung und vor allem für uns Leser witzige Szenen.
Am Ende sind alle offenen Fragen geklärt und ich konnte das Buch zufrieden zuschlagen. Das war zwar mein erstes Buch der Autorin, aber mit Sicherheit nicht mein Letztes.
Kurzfassung
In der Extremsituation nach einem Flugzeugabsturz müssen sich die Figuren zusammenraufen und bewähren, um Überleben zu können. Ein gut lesbarer Roman, der sich als „Pageturner“ entpuppte, und auch Themen wie Religion, Gruppenzusammenhalt und Vertrauen beinhaltet. Klare Leseempfehlung.