Eine etwas andere Rezension
Zunächst einmal: sollte jemand erwarten, dass ich hier und jetzt den gesamten Inhalt des Buches aufliste, dann liegt er/sie hier falsch.
Die Inhaltsangabe sagt schon einiges aus, und ich denke, es ist nicht sinnvoll, schon jetzt zu schreiben wie die einzigen Situationen sich auflösen (wenn sie es denn tun ;o) ). Da soll sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen.
Meiner kommt jedenfalls hier:
Oh mein Gott! Gerade habe ich von Kerrigan Byrne das Buch Victorian Rebels – Mein schwarzes Herz beendet.
Es ist seit sehr, sehr langer Zeit wieder einmal ein Buch das aus den vielen Büchern - die ich aus verschiedenen Genres lese - heraussticht.
Ich würde es als Keeper bezeichnen, und auch wenn ich es eben erst beendet habe, findet es seinen festen Platz in meinem Bücherregal und wird ihn dort auch behalten! Ich bin mir sicher, dass ich es noch des Öfteren Lesen werde.
Aber was macht es so einzigartig?
Da haben wir erst einmal einen Protagonisten, der sehr vieles erleben und erleiden muss. Die dazugehörige Protagonistin ist der perfekte Gegenpart dazu und schon im ersten Abschnitt zerreißt es einem sprichwörtlich das Herz wenn man in die Geschichte eintaucht….
Eintauchen ist hierbei das richtige Wort, denn die Geschichte saugt einen so richtig hinein ins Geschehen, es entsteht ein Sog, der einen nicht mehr los lässt. Wie bei einem Fluss gibt es seichte Stellen – dann wieder reißende Fluten und das ganze selbst ist sehr ausgewogen. - Zumindest wenn man mal von den fiesen Cliffhängern absieht, die dafür sorgen, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen möchte – oder kann.
Hier schaffte es die Autorin immer wieder, mich zu überraschen, denn diese Wendungen hätte ich so nicht erwartet.
Also die Warnung an alle, die nicht allzu viel Zeit haben, wenn sie dieses Buch beginnen: Vorsicht, Suchtgefahr. Ihr werdet es nicht ohne Disziplin schaffen, das Buch aus der Hand zu legen und werdet am nächsten Morgen total übermüdet zur Arbeit kommen oder eurer Arbeit nachgehen.
Es gibt immer mal wieder diese Momente wo ich gedacht habe, dass diese oder jene Situation länger oder kürzer geschrieben hätte werden können – wenn man dann jedoch wieder weiterliest, stellt man fest, dass die Autorin das dann doch wohl durchdacht hat und es so doch auch richtig war. Da man aber selbst von anderen Autor/inn/en anderes gewohnt ist, verleitet es einen dazu, diese Erfahrungen für „gesetzt“ anzusehen und auch in vielen anderen Büchern zu erwarten. Dies funktioniert bei diesem Buch nicht.
Durch dieses Stilmittel legt Kerrigan Byrne aber auch den Fokus eher auf die Gefühlsebene (und nein, erwartet nicht, dass das Buch nicht spannend ist, denn das ist es, ohne Frage!).
Und auch wenn ihr das Buch beendet habt – einiges hiervon wirkt noch nach und lässt euch das ein oder andere in eurem Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Näheres kann ich euch aber nicht sagen, denn sonst würde ich das Lesevergnügen schmälern. Und das wäre wirklich und wahrhaftig eine Schande!
Der Schreibstil von Kerrigan Byrne ist sehr bildgewaltig und sie hat eine besondere Gabe, mit Worten und Emotionen umzugehen. Sie lässt uns am Leben der Hauptpersonen teilhaben und man erlebt die Geschichte sozusagen „hautnah“. Auch wenn sie manchmal das Tempo aus der Geschichte rausnimmt, versteht sie es, uns immer wieder Brotkrumen zukommen zu lassen, die im ersten Moment fast nebensächlich erscheinen, für das große Ganze jedoch immens wichtig sind.
Wir sind am Lesen – und können nicht fassen, was der „Held“ und die „Heldin“ durchmachen müssen, verstehen die gewaltigen Gefühle manchmal nicht, weil sie uns betroffen machen – und dennoch gelingt es der Autorin auch die Momente einzubauen, die uns laut lachen lassen.
Vor lauter Unverständnis würden wir dem ein oder anderen Prota mal am liebsten was über den Kopf hauen, um dann im nächsten Moment dann doch wieder den ein oder anderen Protagonisten einfach mal kurz in den Arm nehmen zu wollen.
Ich würde es einfach mal so sagen: wir haben eine Geschichte mit einem Helden, der sehr viel erleiden muss, mit einer Heldin, die den Begriff „Heldin“ mal so richtig gerecht wird (und nein, sie müssen meiner Meinung nach nicht immer die heroischen Taten vollbringen, sondern können auch mit kleinen und leisen Gesten und Verhaltensweisen sehr viel beeinflussen).
Wem aber das ganze Sammelsurium der menschlichen Abgründe „too much“ ist, der sollte dieses Buch vielleicht nicht unbedingt lesen, denn es macht einen Großteil dieser Geschichte aus. – Wobei diese Abgründe aber nicht ausführlich in den Vordergrund gestellt und beschrieben werden, sondern nur als Info dienen, weshalb die ein oder andere Verhaltensweise so ist und nicht anders.
Kurzum, Kerrigan Byrne schafft es, die komplette Gefühlsbandbreite in dieses Buch hineinzupacken. Ich habe mit den Hauptpersonen mitgefiebert, mitgelitten, Tränen gelacht und auch Tränen vergossen, ich war gerührt, verärgert, wütend, traurig – kurzum, ich könnte noch ewig weitermachen, aber insbesondere war es – wenn man sich darauf einlassen mag - ein Buch das auch noch im Nachgang so viel Tiefgang hat, wie nur wenige Bücher überhaupt.
Insofern gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!
P.S.:
Es handelt sich hierbei um eine Serie, wobei jeder Band von einem anderen Paar handelt.
Victorian Rebels – Mein schwarzes Herz (Band 1)
Victorian Rebels – Ein Herz voll dunkler Schatten (Band 2)
Victorian Rebels – Dunkler Herzen Schwur (Band 3)