In vino veritas
"Der Wein ist eine Medizin, wenn er aber ohne eine Manier getrunken wird, ist er ein Gift. Der Wein ist eine Erquickung des Herzens, wenn er aber ohnmäßig getrunken wird, ist er ein Tod der Seele." (Abraham a Sancta Clara)
Hoch oben in den Weinbergen von Fellbach, kurz vor den Toren Stuttgarts, kommt der Winzer Markus Weber beim Joggen ums Leben. Bestatterin Julia Judith Schwarz, kurz JJ, ist eine seiner ehemaligen Geliebten von ihm, und nun liegt er auf ihrem Tisch. Was wie ein ganz normaler Tod durch Herzversagen aussieht, will JJ nicht wahrhaben. JJs Bauchgefühl sagt ihr, dass Markus ermordet wurde, nur kann sie dies bisher nicht beweisen. Doch da sie schon immer zur Polizei wollte und den nötigen Spürsinn einer Miss Marple hat, sucht sie nach einem Motiv und Täter. Als erfolgreicher Winzer hatte er sicher genug Neider. Zusammen mit ihrem Freund und Journalisten Vinzenz tauchen sie ein in die Welt des Weines und wirbeln dabei ganz schön viel Staub auf. ---
Meine Meinung:
Passend zu diesem Regionalkrimi ist das wunderschöne Cover mitten in den Weinbergen. Der erzählerische Schreibstil des Autors mit seiner lockeren Art, den teils unterhaltsamen, humorvollen Einlagen und einem Spannungsbogen am Ende hat mich total überzeugt. Besonders natürlich das Lokalkolorit, das Remstal einer Gegend, in der ich zu Hause bin und die ich bestens kenne. Ich habe quasi die Weinberge, die hier beschrieben sind, fast vor der Haustüre. So sind auch Winzer, Weinberge oder Weinlese für mich eingängige Begriffe. Der Tod in den Weinbergen, was für eine grandiose Idee. Ebenso wie die junge Bestatterin Julia Judith Schwarz alias JJ. Sie ist eine etwas andere Ermittlerin, wie man sie sonst aus Krimis kennt. Sie erinnert mich fast ein wenig an Brünhilde Blum aus den Krimis von Bernhard Aichner. Natürlich gibt es in diesem Kriminalfall außerdem noch einen Kommissar, der ermittelt, nämlich Simon Kalt. Er ist darüber hinaus auch ein guter Freund von JJ und Vinzenz, was das Ganze nicht einfacher macht. Die Polizei allerdings geht sofort von einer natürlichen Todesursache aus und schließt die Akte. Ganz zum Ärger von JJ, die nämlich einen Mord vermutet. Motive gebe es wohl genug, denn Weber hatte unzählige Frauenaffären und Neider unter den Winzern. Sodass es sowohl die Ehefrau, eine seiner Geliebten, als auch jemand anderes gewesen sein könnte. Doch wie soll man einen Mord nachweisen oder beweisen, wenn es keine Beweise dafür gibt? Hier kommt Journalist Vinzenz ins Spiel, er stochert nicht nur in der Familiengeschichte der Webers herum. Hier hat es nämlich in der Vergangenheit schon einmal einen merkwürdigen Unfall gegeben. Dass JJ und Vinzenz in dem Fall für Unruhe sorgen, ist natürlich jemandem ein Dorn im Auge, und so geraten beide in große Gefahr. Die Charaktere, die hier allesamt Ecken und Kanten haben, sind wirklich gut durchdacht. Besonders die couragierte JJ gefällt mir und ich hoffe, dass es noch weitere Krimis mit ihr geben wird. Doch selbst Vinzenz mit seiner etwas sorglosen, humorvollen Art fand ich passend zu JJ. Das Einzige, was mir noch gefehlt hat, ist ein wenig schwäbischer Dialekt, der für mich zu einem Regionalkrimi gehört. Doch sowohl das Buch als auch den Autor kann ich nur weiterempfehlen und gebe 5 Sterne dafür.