Kopfkinorausch mit Garantie für prickelnde Gänsehaut und Gefühlschaos!
Aaaaarrrgghhh - Julia, warum quälst du mich so?
Vorneweg muss ich Euch natürlich als erstes gestehen, dass Julia Dippel zu einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen gehört. Ja, und ich durfte dieses Buch vor der Veröffentlichung einmal vorab lesen. Ihr könnt Euch aber sicher sein, dass ich mit Julia beim Testlesen hart ins Gericht gegangen bin, äh - wäre… wenn es denn überhaupt nötig gewesen wäre. Das war es aber nicht. Julia hat mich mit diesem Buch von Anfang an dermaßen gepackt und mitgerissen, mein Herz auseinandergerissen, geflickt um es wieder zu brechen. Ob ich dabei noch objektiv bleiben kann? Ich weiß es nicht. Ich möchte Euch einfach meine Empfindungen wiedergeben, die ich beim Lesen durchlebt habe.
Über Netgalley Deutschland durfte ich nun die Endfassung als Rezensionexemplar lesen und ich danke dem Team des Thienemann-Esslinger Verlages für Ihr Vertrauen!
Dieses Buch gehört zur Izara-Welt und rein chronologisch bildet es den Beginn. Wer also die Izara-Reihe noch nicht kennt, kann dieses Buch trotzdem bedenkenlos lesen.
Coverbild
Passend zu den Covern der Izara Reihe ist auch dieses gestaltet, obwohl es sich in der Farbwelt durch das Grün davon etwas abhebt. Auch hier ist ein halbseitiges, weibliches Gesicht zu sehen, welches einen direkt anschaut. Auf der Seite der Haare sind hier auch wieder Ornamente zu sehen, die diesmal grünlich glitzern. Das Cover wurde nach einer Idee von Julia Dippel von Marie Graßhoff umgesetzt und es passt wunderbar zu der gesamten Reihe.
Handlung
Die junge Tempeldienerin Cassia hat ihre Freundin Daphne durch die Hand des in Rom zur Zeit mächtigsten Dämons Ianus verloren. Um sich an ihm zu rächen, lässt sie sich mit Thanatos auf einen Deal ein und bereitwillig in den Palast von Ianus als Sklavin einschleusen. Da sie immun gegen die Dämonenmagie ist, ist es nur ihr möglich, einen Beweis für seine Gräueltaten stehlen, um ihn zu Fall zu bringen. Doch die Dinge entwickeln sich nicht so wie geplant, vor allem hat sie nicht mit der Anwesenheit eines äußerst attraktiven aber eigenwilligen Dämons erwartet, der sie durch eine dumme Wette aus Ianus Fängen befreit.
Der gelangweilte Teufel landet im verhassten Rom, 64 n. Chr. und quartiert sich bei seinem Rivalen Ianus ein, um sich seine geliebte Insel Malta wieder zurück zu holen. Aber er wird Zeuge Ianus’ widerwärtigen Art und Weise, als dieser frisch ersteigerten Sklaven den Willen bricht und sich durch Gewalt ihre Seele an sich bindet und zeichnet. Aus einem dummen Reflex heraus lässt sich Belial auf eine Wette mit Ianus ein: Die Seele der jungen Sklavin, die sich gegen Ianus Willen aufbegehrt hat, gegen Malta.
Buchlayout / eBook
Auch hier bleibt die Gestaltung des eBooks eher schlicht. Das gesamte Buch hat 32 Kapitel, jedes Kapitel wird mit dem Namen, aus dessen Perspektive es geschrieben ist und einem kurzen Satz oder Slogan eingeführt. Wie von Julia gewohnt, enthalten diese Sprüche immer einen zum Inhalt passenden ironischen Unterton, was mir ja an Julias Kapitelüberschriften so sehr liebe! Am Ende erhalten wir wieder ein ausführliches Glossar.
Idee / Plot
Der doch recht eigensinnige, selbstsüchtige und arrogante Teufel entwickelt plötzlich Gefühle für jemanden und geht damit auch ein hohes Risiko ein. Denn auch hinter einem Teufel steckt ein weiches Herz und natürlich kann nur eine ganz bestimmte Person sein Herz erobern. Eine Frau, die weiß, was sie will, die auf der Straße aufgewachsen ist und nicht das sittsame, moralisch gesteuerte Wesen ist. Ja! Endlich! Endlich mal eine Prota, die nicht wegen irgendeiner übersinnlichen Magie oder übernatürlichen Macht oder durch Manipulation verführt wird, sondern sich ihren Gefühlen hingibt und sich das holt, was sie gerade braucht - und dabei nicht nur ein Stückchen ihres Herzen an den eigenwilligen Dämon verliert, sondern sich ihn dabei auch immer mehr um ihren Finger wickelt. Und trotzdem verfolgt sie ihre eigenen Ziele.
Ob mir die Idee gefällt? Was für eine Frage! Ich war wahrscheinlich einer der Lautesten, die nach einer eigenen Story über Bel, dem Teufel aus der Izara-Reihe, gebrüllt hat. Allein schon bei dem Bild: Der Belzebub mit Flammenshorts, Hawaii-Hemd und blinkenden Teufelshörnern - das schrie förmlich danach. Ja, klar! Natürlich gefällt mir die Idee. Und natürlich hat es mich brennend interessiert, was es mit dem Dolch auf sich hat, hinter dem Belial im 4. Band der Izara Reihe “Verbrannte Erde” so leidenschaftlich hinterher ist.
Emotionen / Protagonisten
Belial ist arrogant und überheblich, klar, er ist der Teufel und von allem gelangweilt. Aber was er gar nicht mag, ist wenn man ihn herausfordert und ihm seine geliebte Insel Malta wegnimmt. Und natürlich ist er ein absoluter Sturkopf und egoistisch. Aber, und das begeistert mich so sehr an ihm, kann er Ungerechtigkeit nicht leiden und man merkt immer wieder sein wahres Herz hervorblitzen. Und wenn ihm dann noch eine selbstbewusste Frau über den Weg läuft, die sich von ihm holt, was sie braucht, dann sind seine Instinkte natürlich geweckt. Ja, auch der noch so starke Teufel hat ein Herz, tief vergraben, irgendwo, überspielt mit seinem überbordenden Chauvinismus. Uahhhh, er ist einfach nur hot-hot-hot! Oh man, ich bin - glaube ich - einfach, viel zu berechenbar.
“Ich grinste und kam ihr noch ein kleines Stück näher, bis meine Lippen die ihren fast berührten. Gleichzeitig ließ ich meine Finger in die seidigen Haare gleiten, die ihr Gesicht wie schwarzer Rauch umflossen. »Ich mag es dreckig. Du magst es kalt. Wir scheinen uns glatt zu ergänzen.«”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.180 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)
Cassia ist eine starke Persönlichkeit, weiß worauf sie sich einlässt und nimmt sich das, was sie will. Dabei verliert sie nicht ihr Ziel aus den Augen, aber auch sie hat in ihrer Kindheit viel mitmachen müssen und hat eine innere Sehnsucht, die mich stark berührt hat. Sie hat aber gelernt, alle ihre Emotionen hinter einer sehr starken Mauer zu verbannen und kann dabei ganz schön störrisch sein. Ich finde sie einfach großartig und habe mich sofort in sie hineinfühlen können.
“Vielmehr genoss ich die sanfte Kraft, mit der sich seine harte Brust an meine Handflächen drängte. Ich genoss sie so sehr, dass sengende Neugier jede Vernunft überlagerte und ich ihm ein kleines bisschen nachgab. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Ein reizvolles Spiel.”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.96 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)
Naja, und wenn diese beiden Sturköpfe aufeinander treffen, ist schon klar, dass es da ganz schön wummst! Booom, was für ein Knistern! Und beide schenken sich einfach nichts. Julia verpackt das Ganze dazu auch noch in immer wieder in genialen Schlagabtauschen zwischen den beiden, die auch immer wieder mein Herz haben aussetzen lassen.
Und natürlich gibt es jede menge Sidekicks, die einfach genial sind. Allen voran liebe ich Grimhilde, Bels Marketingleitung, und ihre herrlich sarkastische Beziehung. Und auch wenn sie sich ständig necken, erkennt man ganz genau, wie sehr sich die beiden respektieren. Das gleiche gilt für Hiro, der den Izara-Lesern bereits bekannt sein dürfte. Bels Schatten, der für ihn durchs Feuer gehen würde. Auch treffen wir auf viele andere Dämonen, die wir schon in Izara kennenlernen durften.
“Falls du Ianus seinen Sklaven nicht gut durchgebraten zurückgeben willst, solltest du dich entspannen, ertönte Grims Stimme in meinem Kopf. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Luft in der Portalkammer unter meiner Wut knisterte. Verdammt!”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.31 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Einstieg ist direkt und Julia fackelt nicht lange mit Erklärungen, aber man kann sich schnell zurecht finden. Wie von Julia gewohnt, geht es Schlag auf Schlag weiter und die Handlung wird stetig weiter getrieben. Durch den Wechsel zwischen den Perspektiven gibt es auch jedesmal einen fiesen Kapitel-Cliffhanger. Es gibt keine Längen und Julia peitscht die Spannung zwischen den Protas immer höher. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, ein Hin und ein Her!
Das besonders Gemeine ist, dass man - wenn man alle Bände von Izara schon gelesen hat - eigentlich genau weiß, wie das Buch enden wird. Aber man will das gar nicht wahrhaben. Ich habe mir ständig ausgemalt, wie Julia da noch was “deichseln” kann. Das Buch darf doch so nicht enden, oder? Natürlich ist der Showdown absolut fulminant, und ich bin wirklich in Tränen ausgebrochen. Ich habe den Schmerz innerlich gefühlt und mein Herz ist einfach auseinandergebrochen.
“Für mein Herz, Grim, sandte ich eine leise Nachricht in ihre Gedanken. Es war an der Zeit, mir das selbst einzugestehen. Du kämpfst für mein Herz.”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.270 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)
Szenerie / Setting
Ein bisschen Angst hatte ich schon davor, wie wohl eine Romantasy-Geschichte in dem antiken Rom sein wird? Aber wow! Julia rockt Rom! Rom ist stickig und stinkig, und ich kann gut verstehen, warum Bel diese Stadt hasst. Die meiste Zeit verbringen wir aber im Palast von Ianus. Julia beweist wieder einmal ihr wahnsinniges Talent die Umgebung und Szenen bildgewaltig zu beschreiben und dem Leser so präsent erscheinen zu lassen.
“»Treffen sich ein Mörder, der Gott des Todes und der Teufel auf der Straße – klingt nach dem Anfang eines schlechten Witzes, der mir gefallen könnte.« Ein samtweicher Tonfall und dennoch verströmte jede Silbe pure Gefahr.”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.312 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)
Sprache / Schreibstil
Es gibt kaum Autoren, die mich sprachlich so begeistern wie Julia Dippel. Ihre bildgewaltige, ausdrucksstarke, immer wieder ironisch und sarkastischen Anspielungen, machen die gesamte Geschichte zu einem absoluten Kopfkinorausch. Sie hat sich sehr große Mühe gegeben, keine Ausdrücke zu verwenden, die es 64 n. Chr. noch nicht gegeben hat und hat es trotzdem auf brillanter Weise geschafft so viel Spritzigkeit und Leben einzuhauchen. Und immer wieder gibt es kleine Spitzen, die ich so liebe…
“»Gib dir keine Mühe, Lex. Ich steige nicht als unwichtiger Nebengott in eine Religion ein, die ihren Zenit längst überschritten hat. Ich investiere lieber in die Zukunft.«
Elektras glockenklares Lachen hallte durch den Saal. »Richtig, hat Bel nicht kürzlich diese Sekte gegründet?«
»Die Christen«, gab Dareius ihr grinsend recht.”
Dippel, Julia. Izara 5: Belial: Götterkrieg – Aus den Izara-Chroniken | Das lang ersehnte Spin-Off (German Edition) (S.51). LOOMLIGHT. Kindle-Version.
Jedes Kapitel ist abwechselnd aus der Perspektive von Cassia oder Bel als Ich-Erzähler im Präteritum geschrieben und schafft jedes mal kleine Minicliffhanger, ermöglichen es aber dem Leser in beide Charaktere einen tieferen Einblick in die Gefühlswelt zu erhalten.
FAZIT
Julia, warum quälst du mich so? Das Buch hat mich von Anfang an eingesogen und mir bis zum Schluß mehrfaches Herzflattern verschafft - Absoluter Kopfkinorausch! Spannend und aufregend bis zum Schluß, mit prickelnder Gänsehaut-Garantie!
“Der betörende Geruch von Granatäpfeln, vermengt mit einer schweren bittersüßen Note der Sünde, hüllte meine Sinne ein. »Doch«, raunte er und zog mich langsam, aber unnachgiebig zurück auf seinen Schoß, »du wirst betteln.«”
Julia Dippel “Izara 5: Belial: Götterkrieg”, S.192 (kindle-edition ©2021 LOOMLIGHT im Thinemann-Esslinger-Verlag)