Es geht weiter
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken, Roman von John Green, 288 Seiten erschienen im Hanser Verlag. Ein bewegender Jugendroman des Bestsellerautors über Liebe, Freundschaft und Krankheit.
Aza Holmes ist eine gute Schülerin, trotzdem ist sie behaftet mit vielen Ängsten, vor Krankheiten, vor Bakterien, vor dem Leben. Ihre nächsten Menschen sind ihre Mutter, ihre Therapeutin und ihre beste Freundin Daisy, die in dieser Freundschaft mehr gibt, als sie bekommt. Als der Milliardär Russel Pickett spurlos verschwindet und eine Belohnung von 100 000 $ ausgelobt wird, machen sich die Freundinnen auf die Suche. Dabei kommt Aza , Davis dem Sohn des Verschwundenen sehr nahe. Zu nahe als sie manchmal ertragen kann. Können die Freunde das Rätsel um den schwerreichen Pickett lösen?
Ein schönes Buch, auch optisch mit diesem orangen Buchschnitt, eingeteilt in 24 Kapitel erzählt aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Aza. Traurig, lustig und voller Lebensweisheiten, verfasst. Die witzigen Dialoge, ja Wortgefechte zwischen Aza und ihrer Freundin Daisy haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht und ein paar Seiten weiter war ich den Tränen nahe. Viele Zitate, wie z.B. „Das wahre Grauen ist nicht, Angst zu haben. Es ist, keine andere Wahl zu haben. Oder „Dein Jetzt ist nicht dein immer“. Dazu die Definition von Eltern: „Eltern waren die, die einen liebten, ohne dafür bezahlt zu werden.“ Diese Zitate hab ich mir aufgeschrieben um sie nicht zu vergessen. John Green schreibt mit unerschrockener Klarheit und wundervollen Worten von der Zerbrechlichkeit der Liebe, innerer Widerstandskraft und lebenslänglicher Freundschaft. Die Lektüre hat mir sehr deutlich aufgezeigt, was es bedeutet unter einer Zwangsneurose zu leiden.
Aza mit ihren zwanghaften Handlungen hat mir sehr leid getan, noch immer quält sie der Verlust ihres Vaters, sie kann ihre Freundschaft mit Davis nicht genießen, weil sie bei jedem Kuss nur an die Millionenen von Bakterien denken kann, die in ihren Körper gelangen. Davis, der arme reiche Junge und sein Bruder Noah haben alles was sich ein Teenager nur wünschen kann und sind trotzdem einsam und bedauernswert. Mrs. Holmes bricht es fast das Herz durch die Sorgen, die sie sich um ihre Tochter macht. Am besten gefiel mit Daisy, die freche, taffe wortgewandte Freundin, die stets mit Wort und Tat an Aza’s Seite ist, der einzige Mensch, dem sie alles anvertraut. John Green ist hier ein bezauberndes Buch gelungen, welches zwar kein „Happy End“ aber Hoffnung verspricht.
Gerne hätte ich noch weitergelesen und erfahren was das Leben für die Charaktere noch zu bieten hat. Ob Jugendliche im Alter der Charaktere fähig sind, solche tiefgründigen Worte beim Chatten zu finden und Gedichte in diesem Stil zu verfassen möchte ich bezweifeln. Auch der Teil mit dem „Geldsegen“ aus der Frühstücksflockenschachtel ist für mich etwas unglaubwürdig. Der Spannungsbogen war mäßig hoch, hatte ich aber auch in diesem Genre nicht anders erwartet.
Trotzdem kann ich das Buch weiterempfehlen. Ein Roman der noch eine Weile nachwirkt, einfühlsam erzählt. Von mir 4 Sterne.