Bewegend, tiefgreifend & emotional
„Zugwaggons standen dort, an ihrer Seite waren Schilder angebracht: ‚Maximal zehn Pferde‘. Es wurden achtzig Juden in jeden Waggon gesteckt.“
INHALT:
Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emerich und Elisabeth wachsen die ersten Jahre auf wie viele Kinder. Sie haben ein Zuhause, in dem sie sich geborgen und sicher fühlen. Sie haben zu Essen und Kleidung zum Anziehen.
Doch irgendwann ändert sich ihr Leben drastisch.
Plötzlich müssen Juden ihre Häuser verlassen und in extra „Judenviertel“ ziehen. Sie dürfen nicht mehr zur Arbeit oder zur Schule gehen. Ihr Hab und Gut wird ihnen abgenommen. Und schließlich werden sie in Arbeits- und Vernichtungslager gebracht, wo sie Schreckliches erleben, Angst haben und häufig mit dem Tod konfrontiert werden. Doch sie kämpfen ums Überleben und erzählen uns ihre Geschichte – in der Hoffnung, dass wir daraus lernen, und dass so etwas wie damals nie wieder geschehen wird!
MEINUNG:
Sechs Überlebende des Holocausts erzählen in diesem Buch nacheinander in Bild und Text ihre Geschichte, wie sie als Kinder und Jugendliche diese grausame Zeit erlebt und überlebt haben.
Durch den Krieg und den Antisemitismus ändert sich das Leben der sechs Kinder drastisch. Für uns ist es unvorstellbar, was die Menschen damals durchmachen mussten: Ihr gewohntes Zuhause mit all ihrem Hab und Gut zu verlieren, und auf die unwürdigste Weise behandelt und zum Großteil getötet zu werden. Als Kind seine Familienmitglieder zu verlieren und all der Angst, dem Hunger, der Kälte und dem Tod ausgesetzt zu sein. Und trotzdem schaffen die sechs Menschen es schließlich irgendwie zu überleben...
Es ist beeindruckend, wie tief greifend und emotional all das in diesem Buch beim Lesen und Betrachten wirkt.
Die durchgehend farbig gestalteten Illustrationen unterstreichen durch die kantigen Gesichtszüge und die hervorgehobenen Augenhöhlen, die abgemagerten Körper, den Hunger und den Schmerz der Menschen. Kühle Farben in Blau-, Braun- und Grau-Tönen, lassen die trostlose, ängstliche und fast aussichtslose Lage der Leute regelrecht spürbar werden. Wärmere Farben untermalen die Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft.
Farblich heben sich z.B. Hakenkreuze und Judensterne deutlich ab, sodass diese noch stärker in den Fokus rücken.
Bei mir haben die Bilder großen Eindruck hinterlassen, sie bedrücken einen beim Betrachten zutiefst und wecken großes Mitgefühl und Traurigkeit.
Zusammen mit dem Text gehen die Geschichten bei so manchen Grausamkeiten ins Detail. Der Verlag hat das Buch u.a. der Kategorie „Kids“ zugeordnet und auf manchen Seiten von Buchhandlungen findet man eine Empfehlung für Kinder ab 10 Jahren.
Während ich das Vorwort, und auch die Worterklärungen am Ende des Buches als an Kinder gerichtet empfunden habe, fand ich den restlichen Inhalt eher passend für Erwachsene und für Jugendliche. Ich würde es nicht als Einstieg in dieses Thema empfehlen, da es zum Teil sehr in die Tiefe geht und manche schrecklichen Szenen enthält, bei denen ich wirklich schlucken musste. Z.B. beim Blick zum rauchenden Kamin: „Da drin brennen deine Eltern. Du wirst sie nie wieder sehen.“
Immer wieder wünschen sich Menschen in dem Buch den Tod, um all den Grausamkeiten zu entkommen. Menschen sterben an Krankheiten, dem Hungertod oder durch Menschenhand.
Ich musste immer wieder Pausen einlegen, um all das zu verarbeiten, da es einem regelrecht weh tut und einen schon sehr beschäftigen kann. Dies ist sicherlich einer der traurigsten und bewegendsten Titel, die ich bisher gelesen habe.
Und trotzdem ist es so wichtig, aufzuklären, damit so etwas nie wieder geschieht…
FAZIT: Durch die eindrücklichen Illustrationen & Texte ist dies ein äußerst bewegendes, tief greifendes und emotionales Buch. Es schmerzt regelrecht, mit all dem Leid und den Grausamkeiten vom Holocaust konfrontiert zu werden. Auch wenn sich das Vorwort (im Gegensatz zum Hauptteil) durch die verwendete Wortwahl eher an Kinder richtet, spreche ich auch aufgrund mancher inhaltlichen grausamen Details, nur für Jugendliche und Erwachsene eine Buchempfehlung und 5/5 Sterne aus!