Jack und Libby
Die Handlung wird abwechselnd aus Libbys und Jacks Sicht erzählt, und wechselt oft sehr rasch - manchmal ist ein Kapitel nur eine halbe Seite, bevor die Sichtweise wieder wechselt. Hat mir das anfangs zwar noch ein klein wenig Schwierigkeiten - von wegen Umstellen des Charakters in meinem Kopf - bereitet, so fiel es mir dann zunehmend leichter, und wurde die Geschichte somit auch immer flüssiger zu lesen.
Ich mochte vor allem Libby sehr - obwohl sie von klein auf wegen ihres Gewichts gemobbt wurde, soviel durchgemacht hat - von Amerikas schwerstem Teenager, der aus dem Haus mit dem Kran geholt werden musste, zu einer Jugendlichen, die zwar abgenommen, aber immer noch zu viel Gewicht hat - hat sie ein wirklich bewundernswertes Selbstbewusstsein entwickelt. Sie steht zu sich und ihren Kilos, sieht darüber hinweg und sieht vor allem auch bei anderen den Menschen hinter das Äußere.
Mit Jack hingegen hatte ich zwischendurch so meine Probleme - weil er niemandem von seiner Krankheit erzählt (ich muss gestehen, ich hatte davor noch nie gehört). Aber andererseits konnte ich ihn auch wiederum verstehen, denn es fordert - gerade an einer Schule - Mobbing geradezu heraus, und es ist klar, dass er das vermeiden möchte. Er sieht jedoch nicht, dass es weitaus weniger Probleme verursachen würde, wenn er offen ist, als wenn er es weiterhin verschweigt - somit hat er in Libby eine gute Partnerin gefunden, die ihn mit der Nase darauf stößt, was wichtig ist an einem Menschen - und seine Entwicklung mochte ich dann im Endeffekt dann auch sehr.
"Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht eintausend Schritte in seinen Schuhen gegangen bist." (Seite 87)
Dieses Zitat umschreibt eindrucksvoll genau den Sinn dieses Buches - verurteile niemanden, wenn du nicht genau das Gleiche erlebt hast wie er. Vor allem in der heutigen Zeit, in der erschreckend viele Jugendliche gemobbt werden, weil sie "anders" sind - sei es Aussehen, Verhalten, anderer Familienhintergrund oder andere Gründe - zeigt dieses Buch sehr eindrucksvoll auf, worauf es bei einem Menschen ankommt - nicht auf das Aussehen, das Geld - sondern auf den Charakter, das Verhalten. Alleine daher könnte ich mir die Geschichte von Libby und Jack auch als gute Schullektüre für Jugendliche vorstellen.
"Du bist der wunderbarste Mensch, den ich je getroffen habe. Du bist anders. Du bist du. Immer. Wer kann das noch von sich behaupten?" (Seite 282)
Dieses Buch erzählt eine wunderbare Geschichte über Liebe, Freundschaft und vor allem - Akzeptiere dich selbst und liebe dich selbst, wie du bist. Sowohl Libby als auch Jack werden erwachsen, entwickeln sich beide zu starken Personen heran - einer langsamer als der andere, aber der Weg ist hier das Ziel.
Fazit: Hatte mich das Buch zuerst mal mit dem Cover für sich eingenommen (ich meine: es ist Pink! was will man mehr?), so konnte es mich auch recht rasch mit einem flüssigen, modernen Schreibstil und einer Geschichte für sich einnehmen, die im Kopf hängen bleibt.
Das Buch ist gar nicht unbedingt in erster Linie eine Liebesgeschichte, sondern es erzählt so viel mehr - von Freundschaft, Selbstvertrauen, Vertrauen in Andere und darüber, sich selbst zu finden, zu sich zu stehen und nicht immer auf die Meinung anderer zu hören.
Ich vergebe eine klare Leseempfehlung.