Wer Ingrid Noll mag, wird dieses Buch lieben!
INHALT:
Nina glaubte als Kind, ihr Vater würde ihre aus dem Bett herausragenden Beine mit einem Beil abhacken. Seitdem lässt sie ihre Gewohnheit, sich nachts wie eine Mumie fest in Decken einzuwickeln, nicht mehr los.
Ihrer besten Freundin und Nachbarin Franziska dagegen haben es Fransen unterschiedlicher Art angetan. Bewaffnet mit einem Kamm, sorgt sie bei Teppichen und Tüchern penibel für Ordnung und macht selbst vor fremdem Eigentum nicht Halt. Sollte sie ihren Job als Schulsekretärin aufgeben, und den Beruf der Teppichrestauratorin erlernen?
„Es machte uns immer wieder Spaß, bei einem Glas Wein über unsere Macken, seltenen Begabungen oder sonstigen Zwangsneurosen zu reden und uns gegenseitig mit Absonderlichkeiten zu überbieten. Schließlich waren es Beweise unserer Einmaligkeit und Individualität.“
So gründen die beiden Freundinnen bei Prosecco und bester Laune, den „Klub der Spinnerinnen“, dem sich schon bald vier weitere Frauen, mit originellen und lustigen kleinen Macken, anschließen.
Als Nina jedoch eines Tages ihre Handtasche verliert, tritt Andreas Haase in ihr Leben. Der Alkoholiker hat es auf mehr als einen üblichen Finderlohn abgesehen und löst eine Kettenreaktion unglücklicher Geschehnisse aus ...
Kann es da Zufall sein, dass Hobby-Hellseherin und Klubmitglied Jelena in den Wolken einen Totenkopf erkannt haben soll?
MEINUNG:
Warum habe ich nicht viel früher mal wieder zu einem Buch von Ingrid Noll gegriffen? Ja, diese Frage habe ich mir nach der Lektüre auch gestellt …
Vorher kannte ich nur „Die Apothekerin“ und „Kuckuckskind“ von ihr. Beide Werke mochte ich, doch für mich gab es noch Luft nach oben.
Trotzdem habe ich bereits da den Schreibstil der Autorin bewundert. Vor allem diesen unterschwelligen, manchmal etwas schwarzen Humor, mit dieser feinen Prise an Ironie, löste Begeisterung bei mir aus.
So war es auch bei „Tea Time“ – ein Buch, welches mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat und dessen Geschichte ich gerne verfolgt habe. Letztendlich wurden meine eher mittelmäßigen Erwartungen, die ich durch andere Rezensionen hatte, erfreulicherweise übertroffen!
Selten lese ich Bücher am Stück, doch dieses habe ich inhaliert.
Doch was war für mich so besonders an der Lektüre?
Neben dem wunderbaren Schreibstil waren das die etwas schrulligen, einzigartigen Charaktere, die alles andere als glattgebügelt wirkten. Einfach ein bunter, verrückter Haufen, der die Geschichte so interessant und lebendig wirken ließ, dass man beinahe selbst gerne hineingeschlüpft wäre. Aber nur fast. Sicherer fühlt man sich aus der Ferne als stiller Beobachter.
Denn manche Figuren haben kriminelle Züge. Doch hat nicht jeder eine Leiche im Keller? Bei Ingrid Noll ganz bestimmt! So trifft es auch diesmal manche Opfer fast nebenbei, teilweise unbeabsichtigt oder aus Gründen.
Der Krimi-Anteil ist, wie bereits bei anderen Büchern der Autorin, sehr gering. Wer das weiß und damit zufrieden ist, darf sich auf eine äußerst unterhaltsame und beinahe amüsante Geschichte freuen!
Das Buch enthält auch eine kleine, aber feine Liebesgeschichte, was ich nicht immer gerne lese. Hier war ich jedoch sehr zufrieden mit der Umsetzung, da nichts in Kitsch übergeht, die Figuren Ecken und Kanten haben und der Part nicht im Mittelpunkt steht. Somit fügt sich dieser Teil harmonisch in das Gesamtgeschehen ein.
FAZIT: Eine lesenswerte Lektüre, welche mit einzigartigen Charakteren, unterschwelligem Humor und dezenten Krimi-Zügen für lockere Unterhaltung sorgt. Wer Ingrid Noll mag, wird dieses Buch lieben! Und da man beim Lesen nicht besonders viel Konzentration benötigt, um die Handlung zu verfolgen, werde ich die Autorin definitiv u. a. für kommende Klinikaufenthalte usw. im Auge behalten! 4,5/5 Sterne!