Ein Mix aus History & Fiktion – spannendes Grundthema mit ein paar Längen
Zum Inhalt:
England des Jahres 865: In das zerrissene Land, das unter der Ägide der kirchlichen Regionalfürsten ächzt und geschwächt ist, fallen die von Rache getriebenen Nordmänner ein. Mit ihrem unbedingten Kampfwillen und durch die nordische Mythologie gestärkt, machen sie England immer mehr zu ihrem Land…
Meine Meinung:
Den Start in die Geschichte habe ich als ein wenig langatmig und komplex empfunden und es hat eine Weile gedauert, bis ich mit der Geschichte „warm“ geworden bin. Schnell wird beim Lesen klar, dass „Hammer oft he North“ keine einfache Lektüre für zwischendurch ist, sondern dass man sich bewusst darauf einlassen und aufmerksam lesen muss. Verschiedene Handlungsstränge und wechselnde Perspektiven erschweren es dem Leser anfangs dabei, sich in dieser Geschichte zu Recht zu finden.
Insgesamt hat dieser Roman für mich einige Stärken, aber auch ein paar Schwächen. Besonders interessant machen das Buch für mich dabei insbesondere die folgenden vier Aspekte:
1. Ein spannendes, fiktives Gedankenspiel: Aufbauend auf historischen Gegebenheiten und Orten entspinnt der Autor eine frei erfundene Geschichte, den die tatsächlichen Verlauf der Geschichte vollkommen „umschreibt“ und zu einem Kräfte- und Herrschaftsverhältnis in England führt, das es so niemals gegeben hat.
2. Eine sehr umfassende Entwicklung des Protagonisten Shef, der aus schwierigen Verhältnissen im Verlauf der Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt, sich erstaunlich, aber durchaus nachvollziehbar weiterentwickelt und doch niemals ganz aufhört zu polarisieren. Bis zum Schluss (dieses ersten Bandes) bin ich mir noch immer nicht sicher, ob ich Shef wirklich mag oder nicht. Das ist mir bislang selten passiert, habe ich aber als spannend empfunden.
3. Gut gefallen hat mir die Darstellung der Hauptcharaktere an sich. Es gelingt dem Autor, diese plastisch, authentisch und sehr individuell darzustellen. Hierdurch hatte ich auch (nach der Eingewöhnung zu Beginn!) im Folgenden keine Probleme, die einzelnen Charaktere zuzuordnen.
4. Die Einbindung der nordischen Mythologie: Diese fand ich persönlich schon immer sehr faszinierend. Meines Erachtens ist es dem Autor gut gelungen, diese in seine Geschichte zu verweben, beispielsweise auch durch Shefs Traumsequenzen, die sehr gut zur gesamten Story passen.
Man muss sich allerdings bewusst sein, dass es sich bei „Hammer of the North“ NICHT um einen historisch vollkommen korrekten Roman handelt, sondern eher um eine „History Fiction“, also eine Geschichte in einem fiktiven Raum, der zwar auf historischen Daten basiert, dem Autor aber dennoch genügend Raum für seine eigene Kreativität lässt, die Geschichte komplett neu schreibt und Machtverhältnisse definiert, die es so niemals gegeben hat.
Ich möchte ebenfalls darauf hinweisen, dass dieser Roman nichts für zartbesaitete Leser ist, denn es geht in den Kriegswirren durchaus sehr derbe, grausam und brutal zur Sache. Das muss man schon mögen.
Die größte Schwäche dieses Romans für mich waren (neben dem eher zähen Start) die zwischendurch immer wieder auftauchenden Längen, die ich mit Lese-Ausdauer überwinden musste. Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne 50 – 100 Seiten weniger haben dürfen. Last but not least hätte ich mich sehr über eine Karte gefreut, um die Bewegungen während des Fortgangs der Geschichte besser nachvollziehen zu können.
FAZIT:
Eine interessante Fiktion basierend auf historischen Daten: Stellenweise spannend, stellenweise mit Längen, aber mit einer interessanten Charakterentwicklung. Knappe 4 Sterne.