Ein Krimi aus dem Erzgebirge – hat mir gut gefallen
Blöd gelaufen. Bei ihrer Erkundungstour im Erzgebirge in der Nähe von Aue stoßen 3 Berliner Geocacher auf einen Wolf, der eine menschliche Hand im Maul trägt. Es stellt sich heraus, dass diese Hand zu dem seit ein paar Tagen auf der Dienststelle Aue vermissten Polizeimeister Dennis Uhlig gehört. Was hat den eher schüchternen jungen Polizeimeister dazu gebracht in Aue zu randalieren, sogar Kollegen anzugreifen und dann Richtung Wald zu verschwinden? Und stimmt es, dass er mit der Drogenmafia in Verbindung steht?
Sonderermittlerin Kriminalhauptkommissarin Hannah Stein, 38, vom BKA Wiesbaden wird von ihrem Chef gebeten, sich dieses Falles anzunehmen. In Aue angekommen steht sie vor einer Wand voll Fragen...
Für mich war es die erste Ermittlung, die mich in die schöne Region des Erzgebirges an die tschechische Grenze und nach Tschechien selbst geführt hat. Die bildhaften Beschreibungen der Umgebung von Aue und der Tatorte haben bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Gesa Knolle schafft es, mir die Gegend schmackhaft zu machen, auch wenn das ganze Drumherum, was hier gerade so geschieht, nicht gerade einen guten Eindruck hinterlässt.
Mit ihrem eingängigen und flüssigen Schreibstil schafft die Autorin eine düstere, gefährliche Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch hindurch zieht. Genauso wie der ziemlich hoch angesetzte Spannungsbogen. Ich hatte immer das Gefühl hinter jedem Baum, hinter jedem Haus sitzt „ein Feind“.
Von den meisten Menschen, die ich hier kennenlerne, hatte ich leider bis zum Schluss kein klares Bild vor Augen, was mich aber hier nicht gestört hat. Hannah Stein, die mir im Laufe des Lesens immer sympathischer geworden ist, hat auf alle Fälle viele verschiedene Seiten. Ich finde es immer schön, wenn ich auch einen kleinen Einblick ins Private der Ermittler bekomme, wie hier die häuslichen Probleme mit ihrem Vater. Bei ihr würde ich mich freuen, wenn ich sie bei weiteren Fällen noch näher kennenlernen dürfte. Leutnant Jakub Novák vom nationalen Zentrum gegen die organisierte Kriminalität aus Prag hatte ich sofort im Kopf, nachdem ich mir ein Foto von Clark Gable angeschaut habe. Auch er hat sich meine Sympathien schnell gesichert. Bis auf den Streifenpartner von Dennis Uhlig komme ich mit der Besetzung der Polizeidienststelle Aue, OK Pauer, Revierleiter Ziegler und einigen mehr gar nicht zurecht. Sie kommen allesamt sehr negativ und grob rüber. Auch die Mitglieder des MC Aue sind nicht mein Fall. Hier finde ich, werden sehr viele Klischees bedient, was mir nicht so gefallen hat.
Die total verworrene Geschichte an sich habe ich gerne gelesen. Der Streit um die Handelshoheit mit Crystal Met im Erzgebirge, der dann so ausgeartet ist, und eine für mich überraschende Wende, gefällt mir sehr gut. Am Ende werden alle losen Fäden verknüpft, der Fall löst sich für mich nachvollziehbar auf. Was ich allerdings bis zum Schluss nicht verstanden habe: Warum rasten Mensch und Tier hier immer wieder aus?
Ein bis auf einige Kleinigkeiten sehr gut konstruierter und spannender Fall mit einer sympathischen Ermittlerin, von der ich gerne mehr lesen würde.