eine amüsante, skurrile und vielleicht ein wenig zu übertriebene Geschichte, die mich aber super unterhalten hat.
GA Aiken – Honey Badgers
Charlie ist noch sehr jung, als sie und ihre beiden Halbschwestern zum Wolfsrudel ihres Großvaters geschickt wird, weil ihre Mutter gestorben ist. Von Anfang an ist es ein Kampf, denn die Gene ihres Vaters, ein Honigdachs, sind zu dominant und werden vom Rudel kaum toleriert.
Schnell lernen die drei Schwestern auf sich aufzupassen, zu kämpfen und ihrem Vater aus dem Weg zu gehen, denn der bringt immer Unglück mit sich, da er verkorkst und kriminell ist.
Als Charlie wiedereinmal auf Leben und Tod kämpfen muss, weil ihr Vater ein krummes Ding dreht, landet sie splitterfasernackt auf dem Balkon von Berg Dunn, einem Gestaltwandler-Grizzley der gerade einen Pianisten beschützt.
Er kann nicht ahnen, dass er die junge Frau, die auf der Flucht ist, schon bald wieder sehen soll und ihr sogar eine Bleibe verschafft, damit sie und ihre Schwestern sich verstecken können: Mitten im Bärenviertel sind die Honigdachse nicht gerade gern gesehen, aber das ändert sich schlagartig, weil Charlie, wenn sie unter Stress steht ein ganz besonderes Hobby hat.
Während sie für ihre Schwestern Max und Stevie alles tun würde, würde Berg wiederum alles für Charlie tun und als es zum Kampf auf Leben und Tod kommt, steht er ihr zur Seite.
„Honey Badgers“ ist mein erstes Buch von GA Aiken und ich muss sagen, es gefiel mir recht gut, auch wenn die Story vollkommen übertrieben, klischeehaft und absolut unglaubwürdig ist. Aber... ich bin begeistert. Kurzweilig. Fesselnd. Actionreich. Humorvoll. Spannend.
Der Schreibstil ist flüssig und modern, die Erzählperspektive wechselt immer wieder (Charlie, Berg, Bösewichte, …), die relativ kurzen Kapitel machen neugierig aufs weiter lesen und die Atmosphäre ist super gelungen eingefangen. Ich mag die Beschreibungen von Land und Leute, sodass ich mir alles bildlich vorstellen kann, und auch die Emotionen wurden gut herausgearbeitet.
Die Charaktere wirken lebendig und vor allem vielseitig. Was für ein Haufen Verrückter.
Die Protagonistin und Gestaltwandlerin (Wolf/Honigdachs-Hybride) Charlie Taylor-MacKilligan ist absolut sympathisch, eine Kampfmaschine auf zwei Beinen, mit wenig Schamgefühl und starken Nerven (die man bei ihren Schwestern braucht), die sich nicht verwandeln kann, dafür aber schnell heilt und scheinbar jedes Problem löst. Nebenbei hat sie eine Angststörung und ist ohne ihre Brille fast blind, wenn sie stark gestresst ist, schwingt sie den Backlöffel. Die Kombination ist so absurd, aber doch so gelungen, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe.
Ihre mittlere Halbschwester Max ist einfach psychopathisch, aber trotzdem cool drauf. Sie versucht alles und jeden zu killen, hat sich zum Ziel gesetzt ihre jüngere Schwester zu ärgern wo sie kann, hat eine starke Persönlichkeit und offenbar nur wenig Schwächen, außer das sie Charlie permanent auf die Nerven fällt. Was die anderen beiden an Emotionen zu viel haben, hat sie deutlich zu wenig, aber sie hat einen besten Freund, Dutch, dem sie sehr verbunden ist.
Die jüngste der Schwestern, Stevie, ist... speziell. Ein Wunderkind/Genie, erst macht sie Musik dann Wissenschaft, ist vielseitig begabt, aber eigentlich überhaupt nicht lebensfähig mit all ihren Ängsten. Wenn sie eine Auszeit braucht geht sie in eine Psychiatrie um Urlaub zu machen, genau da, treffen wir sie auch zum ersten mal. Sie hat vor allem Angst, insbesondere vor Bären, die sie fressen könnten, dabei ist sie ebenfalls eine sehr gefährliche Gestaltwandlerin (Tiger/Honigdachs), was ihr aber gar nicht so wirklich bewusst ist.
Klar das Charlie hier alle Hände voll zu tun hat, und sich, obwohl sie Berg Dunn ebenfalls sehr nett findet, nicht auf ihn einlassen will.
Berg Dunn, Gestaltwandler-Bär der mit seinen Drillingsgeschwistern Dag und Britta zusammen wohnt, gemütlich aber sehr stark, schreckhaft und zurückhaltend, aber herzensgut ist. Ein wenig zu gemütlich, denn er sagt zwar klar, was er möchte, tut aber nur wenig, um das Herz von Charlie zu erreichen. Seine Begründung ist einleuchtend, keine Frage, aber etwas mehr Präsens hätte ich mir da schon gewünscht.
Die Liebesgeschichte steht hier aber nicht im Fokus, obwohl es auch einige erotische Augenblicke gibt, viel mehr steht hier die Familie um Charlie im Vordergrund, allen voran der merkwürdige und unfähige Vater, der wieder mal seine Kinder verkauft hat, um Kasse zu machen.
Die Story selbst ist furchtbar übertrieben, ständig werden neue Handlungsstränge eröffnet, und dennoch, ich fand das Buch durchgäng kurzweilig und die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Aber ich könnte auch verstehen, wenn es dem einen oder anderen Leser „too much“ und viel zu chaotisch ist.
Wer eine ernsthafte Love-Story sucht ala Gestaltwandler von zum Beispiel Nalini Singh, der wird hier enttäuscht werden, wer einfach nur gute Unterhaltung, ein paar schöne Lesestunden, viel schmunzeln möchte, der kommt hier absolut auf seine Kosten.
Fazit: eine amüsante, skurrile und vielleicht ein wenig zu übertriebene Geschichte, die mich aber super unterhalten hat. 4 Sterne.