Das Verschwinden der indigenen Frauen Kanadas
"Behandele einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen." (indianische Weisheit)
In den Weiten und Idylle Kanadas häufen sich seit einigen Jahren die Verbrechen und Morde an jungen Frauen indigener Herkunft. Besonders häufig findet man die Toten entlang des Transkanada-Highways. Als das letzte Opfer die erst 15-jährige Jeanette Maskisin schwer entstellt aus dem Wasser gezogen wird, holt man den Psychologen und Profiler Ted Garner zur Hilfe. Er soll nun ein Profil des Täters erstellen, damit Sergeant der Sûreté du Quebec Jean Baptiste LeRoux (J.B.), diesen möglichst schnell fassen kann. Bei einem Besuch des Cree-Reservats im Norden Quebecs, aus dem Jeanette herkam, stoßen die beiden nur auf Ablehnung und Feindseligkeit. Kein Wunder, den bisher hat sich die Polizei wirklich wenig um die vielen vermissten Frauen gekümmert. Doch nicht nur das die Ermittler weitere Opfer befürchten, sie und der Täter werden selbst zur Zielscheibe. Den jemand will Jeanettes Tod rächen komme, was es wolle.
Meine Meinung:
Das Debüt der Autorin, die selbst einige Zeit in einem Cree-Reservat in Kanada gelebt hat, wirklich bemerkenswert, was das Lokalkolorit und die Beschreibungen rund um die indigene Bevölkerung anbelangt. Sie schildert nicht nur von den Problemen der Regierung mit den Ureinwohnern, sondern ebenso von Drogen, Alkohol und Missbrauch. Was sicherlich daran liegt, wie man schon seit Jahren diese Menschen behandelt. Sie haben kaum Arbeit und werden als Art Schauobjekte und Touristenattraktion in Reservate gesteckt. Kein Wunder, das da junge Frauen versuchen auszubrechen, um in einer Stadt wie z. B. Montreal eine neue Zukunft zu finden. Doch leider fallen sie oft in die Hände von Dealern und Bosse von Prostituierten. Der Letzte, der Jeanette lebend gesehen hat, war ihr Cousin Leon Maskisin. Ihm hat sie anvertraut, dass sie in die Stadt abhauen möchte. Und auch wenn er sie gewarnt hat, bestiehlt sie ihn und haut ab. Dadurch wird Leon zu einem der ersten Verdächtigen. Dieser Kriminalfall lebt größtenteils von den Begebenheiten rund um die beiden Ermittler Ted Garner und J. B. LeRoux. Ihre Charaktere sind hier zwar nicht gerade sehr sympathisch, doch dafür haben sie wirklich ein bemerkenswertes Profil. Während J. B. eher der Frauenheld und Liebhaber ist, der trotz glücklicher Ehe mit Sophie laut Ted seinen Schwanz nicht in der Hose lassen kann. Die Amtssprache der Sûreté ist Französisch, während Ted aus dem englischen Teil Kanadas kommt. Darum tituliert er LeRoux gerne auch als Froschfresser, wohin gegen er der Hinterwäldler ist. Dadurch kommen sich die beiden öfters ins Gehege oder jeder von ihnen macht es im Alleingang, was dann ebenfalls zu Problemen führt. Jedoch Sympathie für die Indianer haben sie beide nicht gerade. Trotzdem spürt man sehr gut, dass Ted seinen Beruf weitaus ernster nimmt als LeRoux , für ihn scheint dieser nur noch eine Last zu sein. Kein Wunder also, das er so für Ted nicht gerade eine große Hilfe ist. Selbst Polizeichef Morel empfinde ich als unsympathisch, arrogant und herablassend. Zwar haben mich die beeindruckenden Informationen über die Ureinwohner Kanadas gefreut, doch dafür blieb meiner Meinung nach der Krimi etwas auf der Strecke. Von daher als reiner Kriminalfall wäre er mir fast zu wenig gewesen. Besonders was die Spannung anbelangt, die erst so richtig im letzten Drittel aufkommt. Außerdem kam mir dann das Ende viel zu schnell und etwas zu unrealistisch daher. Selbst wenn es dort noch spannend wurde, waren einige Aktionen der Ermittler nicht richtig durchdacht. Außerdem blieben mir am Ende noch einige Fragen offen und gerne hätte ich mehr über Jeanettes Verbleib vor dem Mord erfahren. Deshalb gibt es von mir gute 3 1/2 von 5 Sterne.