Recht spannender Auftakt mit sympathischem Ermittlerpaar
Die Rechtsanwältin Fentje muss sich nicht nur um ihre Kanzlei kümmern, sondern ist auch am Schaf-Hof ihrer Großeltern eingebunden und kümmert sich nebenbei noch um ihre Nichte im Teenageralter. Bei einem Rundgang über die Weiden, findet sie einen bewusstlosen Mann mit einer Kopfverletzung. Er kann sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen ist, doch er macht sich Sorgen um seine Freundin. Fentje bringt ihn zu deren Haus, wo sie eine grausame Entdeckung machen. Die Frau hängt tot an einem Baum. War es Selbstmord? Daran glaubt niemand, denn die junge, engagierte Lehrerin war sehr lebensfroh. Obwohl es kaum Beweise gibt, wird ihr Freund des Mordes verdächtigt und er engagiert Fentje ihn zu verteidigen. Gleichzeitig wird der Journalist Niklas John auf den Fall aufmerksam. Dann Verschwinden auch noch zwei Mädchen, aus dem Internat, in dem die Tote gearbeitet hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der Fentje und Niklas zur Zusammenarbeit verdonnert.
Dass ein Buch vielschichtig ist und viel Handlung hat, merkt man schon immer, wenn man sich schwer tut, den Inhalt kurz zusammenzufassen. Im Auftakt ihrer neuen Reihe fackelt Eva Almstädt nicht lange und konfrontiert uns gleich mit mehreren losen Enden, die es gilt, nach und nach zu einem Gesamtbild zu verknüpfen. Dabei schildert sie die Verschiedenen Charaktere sehr präzise und glaubwürdig mit Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten. Vor allem das spätere Ermittlerduo ist sehr erfrischend, wie sie sich anfangs schlagfertige Dialoge liefern. Es ist auch angenehm, dass mal keiner der beiden bei der Polizei arbeitet. Im Gegenteil, als Rechtsanwältin des Angeklagten erhält Fentje weniger Informationen als der gewiefte Niklas, was sehr frustrierend ist.
Die Ermittlungen führen natürlich auch in das Umfeld der toten Lehrerin und damit auch an ihre Arbeitsstelle, ein Internat direkt am Nordseestrand. Überhaupt werden Land und Leute toll in die Geschichte eingebunden, auch wenn das Siezen zwischen Fentje und Niklas etwas die Atmosphäre stört. Durch das Verschwinden der Mädchen eröffnet Eva Almstädt dem Leser jedenfalls jede Menge Möglichkeiten über die Fälle zu spekulieren. Auch eine bekannte Reederfamilie und ein Pastor bringen weitere Vermutungen ins Spiel. Diese und die Familienverhältnisse der Ermittler machen den Krimi wunderbar kurzweilig.
Leider wurde die Lösung des Falles für mich ab einem gewissen Punkt doch eher vorhersehbar, was nicht mal so schlimm ist, man freut sich über seinen detektivischen Spürsinn. Allerdings war das Ende dann so flott da, der Showdown fast zu kurz, um mitzufiebern und einige Fäden wurden nicht feriggesponnen. Deshalb bekommt der dennoch gelungene Auftakt der Akte Nordsee Reihe gute 4 Sterne und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.