Gelungene Einstimmung in die Weihnachtszeit
„Dafür stehen diese Linien. Sie machen die Figuren auf den ersten Blick unvollkommen. Aber sobald man den Sinn dahinter erkennt, sind sie auch eine Zierde. Sie erzählen davon, wie aus Fehlerhaftem Schönes entstehen kann, wenn wir es zulassen.“ (Seite 106)
Meine Meinung
Dies ist nun das dritte Weihnachtsbuch der Autorin, und es könnte durchaus sein (so ganz habe ich das noch nicht entschieden), daß mir dieses am Besten gefallen hat. Jedenfalls deutlich besser als das Vorgängerbuch „Unter dem Sternenhimmel“. Hier paßt die Handlung sehr schön in die Advents- und Weihnachtszeit, und auch am Ende bleiben keine wesentlichen Fragen offen, der Schluß ist rund, stimmig und passend. Auch wenn in diesem Roman Figuren auftreten, die dem Leser schon in den beiden Vorgängern begegnet sind, so ist er doch eigenständig und ohne Vorwissen verständlich. Soweit zum Verständnis notwendig, werden die entsprechenden früheren Vorkommnisse an passender Stelle eingeflochten ohne jedoch den Lesern, die jene Bücher kennen, als aufdringlich zu erscheinen.
Besonders gefreut hat mich wieder so ein Schmankerl für die Stammleser der Autorin; ich will nicht spoilern, deshalb nenne ich ganz allgemein, daß Dinge aus einem ihrer früheren Bücher auftauchen. Da jenes frühere eines meiner Lieblingsbücher der Autorin ist, hat mir das um so mehr gefallen.
Fast hätte ich geschrieben, wie von der Autorin gewohnt, gibt es hier ein Pärchen, das auf den ersten Blick so überhaupt nicht zusammen paßt und welches darob zur Freude der Leser auch so manchen „Kampf“ miteinander ausficht. Hier sind das die künstlerisch-chaotisch tätige Debora und der Kontrollfreak Patrick, der seinen siebenjährigen Sohn Leo aus Angst, es könne ihm etwas passieren, mehr einengt als gut ist. Debora und Patrick ziehen zum gleichen Zeitpunkt in einem alten Bauernhof als Mieter ein, so daß sich Kontakte nicht vermeiden lassen. Zumal sich Leo sehr schnell mit Debora anfreundet.
Was mir hier ausnehmend gut gefallen hat, war die überaus normale Entwicklung. Es gibt Unklarheiten, Mißverständnisse und wir Leser tappen über weite Strecken über bestimmte Denk- und Verhaltensweisen im Dunkeln. Die Auflösung derselben im Verlauf des Buches ist dermaßen normal und genau genommen folgerichtig, daß dies alleine schon deshalb auffällt, weil das „Reißerische“, was man heute zu oft in Büchern findet, hier fehlt. Genau so könnte es wirklich sein, und genau deshalb finde ich das hier sehr gut.
Passend zur Jahreszeit (im Buch) war auch, daß die Legende der ersten Weihnachtskrippe eingeflochten wurde; es heißt, der hl. Franz von Assisi habe diese „erfunden“. Wie schon im ersten Weihnachtsbuch gibt es auch hier ziemlich viel Schnee, was für eine Lage mitten im Schwarzwald allerdings durchaus wahrscheinlich ist, vor allem aber zu dieser Geschichte paßt. Müßig zu erwähnen, daß die Figuren im Verlauf der Handlung mit ihren je ganz eigenen Problemen fertig werden bzw. sich diesen stellen müssen. Auch deren endgültige Auflösung fügt sich nahtlos ein bzw. führt alles zu einem - da verrate ich sicherlich nichts Unerwartetes - guten Ende.
Abschließend, wenn ich es mir recht überlege, hat mir dieses dritte Weihnachtsbuch der Autorin in der Tat am besten von den drei gefallen, wenngleich das erste „Unter dem Polarlicht“ ganz knapp dahinter liegt. Die bisher bekannten Figuren haben nun zwar alle ihre Geschichten bekommen, aber es spricht nichts dagegen, im nächsten Jahr von ganz anderen zu erzählen. Ich würde mich freuen.
Mein Fazit
Ein rundum gelungenes Buch, das so recht auf die Advents- und Weihnachtszeit einstimmen kann.