Auf der Suche nach Heimat & den eigenen Wurzeln, mit historischem Setting & märchenhaften Zügen
INHALT:
Louis Chabos ist der kleinste 6-Jährige im Waisenhaus in Mailand. Er ist Franzose und jemand hat ihm den Heimplatz für die nächsten 18 Jahre bezahlt.
Der kleine Franzose wirkt viel jünger, als 1794 geboren. Häufig wird er von den größeren und stärkeren Jungen geärgert und geschlagen. Er hat es nicht einfach ...
Die Mutter Oberin sucht jedem Kind zum 12. Geburtstag einen Beruf aus, den es erlernen wird. Nur bei Louis hat sie sich keine großen Gedanken gemacht. Sie hat ihn schlichtweg übersehen und nicht einmal erwartet, dass er so alt werden würde.
Zunächst lernt Louis, wie er sich als Diener zu verhalten hat. Doch schon bald treibt es ihn als Soldat in die Grande Armée und er lernt den Krieg in Napoleons Russlandfeldzug kennen.
Er bleibt nicht unversehrt und beschließt, sich endlich auf die Spuren seiner Herkunft zu machen. Wer sind seine Eltern? Woher kommt er? Warum wurde er damals in ein Heim gegeben?
Als er schließlich auf Menschen trifft, die ihn in ihr Herz schließen, findet er zwar endlich Verbundenheit, eine neue Heimat und eine eigene Familie. Doch das reicht ihm nicht. Wenn er nur seine Eltern finden würde, dann könnte er endlich Frieden schließen! Oder etwa doch nicht?
MEINUNG:
Ein Buch, welches sich gar nicht so einfach zusammenfassen lässt. Es wirkt noch immer in mir nach …
Anfangs habe ich kurz gebraucht, bis ich in die historisch angehauchte Geschichte hineingefunden habe. Aber dann ließ sie sich wie am Schnürchen lesen und ich schwamm sozusagen mit dem Strom.
Ja, Louis hat es nicht einfach im Waisenhaus, er tat mir leid. Die anderen Kinder sind gemein zu ihm und er wird dafür bestraft.
Dann wird er älter und geht hinaus in die Welt. Er sucht seinen Platz, sein Weg dorthin wirkt etwas wirr, aber damit auch realistisch, denn so spielt das Leben nun mal häufig.
Nach dem Krieg beschließt, Louis seine Eltern ausfindig zu machen, doch das klingt einfacher, als es ist. Er scheint seinen Platz gefunden zu haben, aber da ist der Drang nach mehr.
Es geht um das Leben als Soldat, aber vor allem auch um die Suche nach Heimat und nach seinen eigenen Wurzeln.
Ich mochte den Protagonisten überwiegend ganz gerne. Er zeigt sich hilfsbereit, sympathisch und setzt sich für andere ein. Doch mit der Zeit habe ich mich über sein verantwortungsloses Verhalten geärgert und konnte ihm nicht immer über den Weg trauen.
Denn die Geschichte enthält hier und da märchenhafte Züge und äußerst subjektive Wahrnehmungen. Manchmal weiß man nicht genau, ob eine Stelle die Realität abbilden soll, oder nicht.
So oder so, enthält die Geschichte für mich eine Art wunderbaren Appell an uns als Lesende:
„,Ich wollte zu viel. Bin zu gierig geworden. Der Mensch ist dumm. Wenn es ihm gut geht, meint er, es müsse ihm noch besser gehen. Kennen Sie das?‘“
Diese Botschaft regt zum Nachdenken an und hat mir an der Geschichte besonders gut gefallen. Auch wenn ich mir das Ende anders erhofft hatte. Aber das Leben besteht nun mal nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen …
FAZIT: Ein Buch, das ich insgesamt als lesenswert erachte und denen empfehlen kann, die historischem Setting & dem Spiel mit Realität und Fiktion/ märchenhaften Zügen nicht abgeneigt sind. Die Geschichte regt durchaus zum Nachdenken an: Wir Menschen wollen immer mehr, auch wenn das Glück direkt vor unseren Augen liegt… 4/5 Sterne!
(CN: Krieg, Suizidgedanken, Tod/ Leichen; enthält das Z-Wort)