Spannender, vielschichtiger Roman aus England zur Jahrhundertwende. Absolut gelungen!
Buchinhalt:
Nordengland zur Zeit der Jahrhundertwende: die junge Maggie arbeitet im Hutgeschäft ihrer Großmutter und kümmert sich liebevoll um ihre kleine Schwester. Durch einen Bootsunfall vor Jahren haben die beiden ihre Eltern verloren, doch Maggie glaubt nicht daran, dass es damals wirklich ein Unfall war, der das Boot zum kentern brachte.
Währenddessen kehrt Nate, der Sohn eines reichen Fabrikbesitzers und Erbe der reichsten Familie im Dorf, vom Militärdienst zurück. Er und Maggie waren einst Kindheitsfreunde, doch ihr Verhältnis ist belastet. Letztendlich können sie aber nur zusammen Licht in allerlei dunkle Familiengeheimnisse bringen....
Persönlicher Eindruck:
Ein beschauliches Dorf in England, ein mondänes Herrenhaus und allerlei Verwicklungen und Verstrickungen unter des handelnden Personen – schon allein dies ist der Stoff, aus dem gute Geschichte gemacht werden können. Autorin Turansky entwickelt hier einen spannenden und mitreißenden Roman, der die Leser mitnimmt ins ländliche England zur Zeit der Jahrhundertwende. Der Erzählstil ist vielschichtig und die Zahl der handelnden Personen groß – dennoch gelingt es der Autorin, alle tiefgängig und mit Profil anzulegen, so dass ich beim Lesen nie das Gefühl hatte, eine Figur nicht zuordnen zu können. Im Gegenteil: Man fühlt sich sofort zuhause und kann sich den Schauplatz prima vor dem inneren Auge vorstellen.
Maggie als weibliche Hauptfigur hat Identifikationspotential für den Leser und kümmert sich um Schwester und Großmutter, selbst emotional belastet durch das furchtbare Bootsunglück, das vier Jahre zuvor den Eltern und der Schwester das Leben kostete. Maggie zweifelt an Gott und ihrem Glauben, aber verzweifelt nicht am Leben. Nein, sie nimmt die Ermittlungen zu der Tragödie sogar selbst in die Hand und lässt sich selbst von der Ablehnung, die ihr Nates Stiefmutter entgegenbringt, nicht abschrecken.
Nate als Erbe des Großindustriellen von Morningside Manor hat das Herz auf dem rechten Fleck und setzt sich ein für seine Mitmenschen, für Gerechtigkeit und faire Bedingungen für die Arbeiter der Fabrik seines verstorbenen Vaters. Schon als Kind war er mit Maggie befreundet und auch nach den Jahren der räumlichen Trennung hält er an der einstigen Freundschaft fest. Nate war mir von Anfang an sympathisch.
Was mir gut gefiel, war die Spannung, die nach einem zugegebenermaßen etwas zähen Beginn stetig wuchs und mich als Leser an die Seiten fesselte. Maggies „Ermittlungen“ hinsichtlich des Bootsunglücks, die zahlreichen Familiengeheimnisse innerhalb der Industriellenfamilie und nicht zuletzt deren unerwartete Auflösung waren spannend und nachvollziehbar glaubhaft angelegt.
Natürlich gab es auch einige Klischees, wie die böse Stiefmutter oder auch das gängige Rollenbild der Frau aus besserem Hause, das selbst 1903 noch nicht überwunden war. Doch alles fügte sich stimmig zu einem mitreißenden Ganzen, das diese Epoche prima beschrieb.
Die christliche Grundthematik ist nachvollziehbar und wohlportioniert in die Geschichte eingewoben und handelt von Themen wie Schuld, Sühne und Vergebung, aber auch Vertrauen auf Gottes Führung in schwierigen Zeiten.
Insgesamt ein gelungener historischer Roman mit tollen Figuren, den ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann!