Toll gestalteter Ratgeber mit hilfreichen Tipps & Tricks für absolute Anfänger
Aufgrund der originellen Gestaltung im Comic-Stil, die in liebevollen Details ausgearbeitet ist und in erstaunlicher Konsequenz durchgezogen wird, so dass sich diese auf jeder einzelnen Seite des Buchs wiederfindet, ist Gärtnern für Ahnungslose ein Hingucker. Die auffällige Aufmachung lässt diesen Ratgeber zu einer tollen Geschenkidee werden, die auch für Jüngere geeignet ist. Dabei denke ich etwa an das Kapitel "Behind the [plant] scenes", mit dessen Hilfe Kindern oder zumindest Jugendlichen vermittelt werden kann, wie Pflanzen für ihr Wachstum Sonnenenergie nutzbar machen. Abgerundet wird diese kleine Lehrstunde von dazu passenden Illustrationen, die etwa einen Blattquerschnitt zeigen. Zudem wird ein "Einstieg in die Botanik" anhand von verschiedenen Blütenformen (z.B. Kreuzblütler, Doldenblütler) gegeben.
Gärtnern für Ahnungslose richtet sich an Leute wie mich, die ihren Garten gestalten wollen, obwohl ihnen ein grüner Daumen fehlt. Die zugängliche, unkomplizierte Art, in der dieser Ratgeber mir relevantes Garten-Wissen näher gebracht hat, hat mich motiviert und mir zugleich die Hemmungen genommen. So startet die Autorin etwa mit einem Grünes-Daumen-Training. Insgesamt habe ich die Comic-Gestaltung dieses Buchs nicht nur als originellen Ansatz empfunden, der ein Blickfang ist, sondern als stimmiges, hilfreiches Gesamtkonzept, das gut umgesetzt wurde. Dazu passt auch der in Textform gegebene Inhalt.
Gärtnern für Ahnungslose beginnt bei den absoluten Basics. Erst habe ich mehr über mich und die Beziehung zu meinem Garten gelernt, indem ich erfahren habe, welcher Gartentyp ich bin und welche Ziele ich mit meinem Garten verfolge. Danach hat die Autorin mir zehn Gartengeräte, die zur Grundausstattung gehören, die es für den eigenen Garten braucht, und eine Übersicht mit Orten, an denen sich Pflanzen kaufen lassen, an die Hand gegeben. Auch gab es eine Anleitung zur Beetplanung, bei der etwa der Standort in Abhängigkeit von der Bodenart und Sonneneinstrahlung zu beachten ist, und Tipps zu Mischkulturen inkl. zahlreicher Beispiele, an denen Beginner im Garten sich versuchen können.
Als nützlich habe ich die Tipps empfunden, die sich an Anfänger richten. Dazu gehört die Vorstellung der Gardener‘s darlings (u.a. Pflücksalat, Radieschen, Hornveilchen, Primeln), d.h. von besonders pflegeleichten Pflanzen, die sich somit für die Zielgruppe dieses Ratgebers eignen. Denn die Autorin predigt das Mantra, dass auch Leute ohne grünen Daumen einen schönen Garten haben können. Und so ist in diesem Ratgeber der Titel Programm. Auf der anderen Seite bedeutet das aber, dass dieses Buch für all jene, die bereits über Erfahrung im Garten verfügen, weniger gut geeignet ist. Denn dabei werden sie kaum Neues lernen.
Einer der Schwerpunkte dieses Ratgebers, der auf der Vermittlung von relevantem Wissen für die Anlage eines eigenen Naschgartens liegt, hat neben den darin vermittelten Basics genau meinen Geschmack getroffen. Denn ohne dass ich über einen grünen Daumen verfüge, möchte ich meinen Garten gern schöner gestalten, indem ich Obst, Gemüse, Salate und Kräuter anbaue.
Das Kapitel zum Naschgarten beginnt mit der Erläuterung von Grundlagen, die das Gießen oder zu beachtende Abstände beim Pflanzen betreffen. Als motivierend habe ich empfunden, dass Carolin Engwert zum Experimentieren etwa mit Hilfe der 50/50 Methode rät. Abgerundet werden diese einführenden Tipps und Tricks von einer Empfehlung pflegeleichter Pflanzen (z.B. Salat), bevor die Autorin sich im Einzelnen mit Gemüse und Salaten, Kräutern sowie Obst auseinandersetzt.
Der Abschnitt zum Gemüse ist von der Autorin übersichtlich aufbereitet, indem verschiedene Gemüsesorten nach ihrem Sonnen-, Wasser- bzw. Nährstoffbedarf geclustert werden. Das reicht beispielsweise von Sonnenanbetern wie Paprika und Tomaten bis hin zu Schattengewächsen wie Feldsalat und Spinat, die auch mit wenig Sonne auskommen. Gurken und Salate zählen zu den Schluckspechten, die viel Wasser benötigen, im Gegensatz zu Zwiebeln und Paprika, die trockene Perioden verkraften können. Abgerundet werden die zum Gemüse gegebenen Informationen von einer Liste mit zehn besonders pflegeleichten Pflanzen, die sich damit bestens für Anfänger eignen (z.B. Radieschen, Spinat, Zucchini).
Interessant fand ich den Exkurs zu Tomaten, weil ich wie viele andere auch gern Tomaten anbauen möchte. Dieser Abschnitt beschreibt deren Anzucht und das Umpflanzen der Jungpflanzen ins Beet, zudem die Blumen, in deren Nachbarschaft Tomaten im Beet gerade auf lange Sicht betrachtet gut gedeihen, und endet mit einer Checkliste, die Dos and Don'ts für Tomaten bündelt. Dieser Exkurs wird vom Abschnitt "Selbst anbauen macht den Unterschied" ergänzt, in dem zu Beginn des Buchs unterschiedliche Tomatensorten angegeben werden.
Weil mir Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig sind, haben mich die in dieser Hinsicht relevanten Abschnitte in Gärtnern für Ahnungslose interessiert. So informiert Carolin Engwert zu alten Sorten, stellt eine Anleitung zum smarten Pflanzen-Recycling mittels Kompost zur Verfügung und gibt auch Tipps, wie sich beim Gärtnern Plastik sparen lässt.
Abgerundet wird diese Thematik vom Kapitel "Insektenfreundlich durch das Jahr", indem die Autorin auf einen unperfekten Naturgarten eingeht. Dabei führt sie aus, welche Pflanzen geeignet sind, um Insekten anzulocken, die dann Gemüse, Obst und andere Nutzpflanzen bestäuben. Beispiele für insektenfreundliche Pflanzen werden nach den Jahreszeiten unterschieden übersichtlich aufbereitet präsentiert. Im Frühling bieten sich beispielsweise Weidenkätzchen, Krokus oder Buschwindröschen an. Ergänzt werden diese Beispiele für insektenfreundliche Pflanzen durchs ganze Jahr von Tipps etwa für das Anlegen einer Wildrosenhecke. Diese bietet sich als Brutplatz für Insekten an, sofern ausreichend Platz dafür zur Verfügung steht. Zudem werden Heckensträucher (u.a. Vogelbeere) genannt, die Vögel und Insekten besonders gern haben.
Der originelle Ansatz dieses Ratgebers in Comic-Form wäre vermutlich noch stärker ausgefallen, wenn das Buch interaktiver gestaltet worden wäre. Beispielsweise hätten die unterschiedlichen Gartentypen, die es gibt, nicht einfach nur aufgelistet werden können. Stattdessen hätte das ein Fragebogen sein können, so dass ich als Leser anhand der von mir gegebenen Antworten bestimmen kann, welcher Gartentyp ich bin. Dass im Abschnitt "Warum es wichtig ist,deine Sachen aufzuschreiben" der Vorteil eines Gartenjournals erläutert wird, fand ich spannend. Da wäre es aber schön gewesen, wenn sich in diesem Ratgeber einige Seiten gefunden hätten, die Raum für Notizen geboten hätten.
Als praktisch hätte ich zudem empfunden, wenn die Autorin etwa die Vermehrung von Pflanzen mittels Stecklingen, Teilung oder Ausläufern und weitere dafür geeignete Themen anhand von Videoanleitungen vermittelt hätte. Diese Videos hätten dann via in diesem Ratgeber angegebenen QR-Codes aufgerufen werden können.