Vor allem für Kunstbegeisterte (Fotografie & Malerei) zu empfehlen!
„(...) wann hatte sie eigentlich angefangen, die Zeit in Picassos einzuteilen, wann war seine Kunst zum Maßstab ihrer Welt geworden und ihre eigene künstlerische Leistung in den Hintergrund getreten?“
INHALT:
Henriette Theodora Markovitch lebt 1925 (als sie 18 Jahre alt ist) mit ihren Eltern in Buenos Aires, doch nachdem sie sich einem Tangotanz hingibt, „opfert“ sich ihre Mutter für Theodoras Zukunft und zieht mit ihr nach Paris.
Dass sich Dora Maar – wie sie sich später als Künstlerin nennen wird – für Fotografie und Malerei interessiert und diese Richtung auch beruflich einschlägt, gefällt der Mutter gar nicht.
Schon mit 12 Jahren bekommt Theodora ihre erste Kamera und erhielt im Architekturbüro des Vaters Zeichenunterricht.
Als Frau Kunst zu studieren, ist in dieser Zeit beinahe unmöglich. Doch Dora findet einen Weg, um vor allem der Fotografie und später auch der Malerei näherzukommen.
Gleichzeitig sehnt sich nach einem Leben ohne Konventionen, möchte die richtigen Leute kennenlernen und in die Künstlerkreise der Pariser Bohème gelangen, was ihr schließlich auch gelingt.
Von den Ausnahmekünstlern Brassaï und Man Ray wird sie bewundert und auch der Dichter Paul Éluard gehört zu ihrem Freundeskreis der Surrealisten.
Sie wünscht sich einen Mann „auf Augenhöhe, einer mit Esprit“ und verliebt sich in den berüchtigten Maler Picasso, der in einer Schaffenskrise steckt, doch mit Dora an seiner Seite wieder zu malen beginnt und sich von ihr inspirieren lässt.
Jedoch leidet Dora darunter, dass an Picassos erster Stelle immer die Kunst steht und er sich vor allem nicht nur mit einer Frau zufriedengibt. Nun muss sie sich entscheiden…
MEINUNG:
Zugegeben, Bücher mit einer vordergründigen Liebesgeschichte schaffen es nicht mehr allzu oft in mein Regal. Daher hatte ich vor dem Buch kurz meine Bedenken. Doch glücklicherweise geht hier um vieles mehr.
Und da es vor allem um Malerei, Fotografie und diverse Künstler handelt, habe ich hier gerne eine Ausnahme gemacht und es nicht bereut.
Tatsächlich wusste ich bisher fast gar nichts über die Fotografin und Malerin Dora Maar. Bei den früheren Künstlern sind mir so viel mehr Männer bekannt als Frauen. Gut, dass sie nun durch solche Bücher wie dieses, noch sichtbarer gemacht werden!
Scheinbar war Dora aber auch eine der wenigen Frauen in den Künstlerkreisen der Surrealisten.
Jedenfalls durfte ich hier im Buch einiges über sie erfahren. Ich liebe es, wenn man in Romanen ganz nebenbei auch noch etwas Sachwissen vermittelt bekommt – man lernt schließlich nie aus!
Dora wirkt im Buch einerseits selbstbewusst und taff. Sie weiß, was sie will und kämpft dafür mit allen Mitteln. Sie wirkt manchmal auch ein wenig durchgeknallt, mutig, kreativ und offen für Neues, was sie zu einer interessanten Person macht.
Gleichzeitig hängt sie jedoch so an ihrer irgendwann toxischen Beziehung zu Picasso als seine Geliebte, was ihr nicht immer guttut. Da hätte ich sie manchmal gerne geschüttelt und ihr gesagt, dass sie sich das nicht alles gefallen lassen und Picasso Grenzen aufzeigen sollte! Dies hat mich sehr an die Beziehung von Frida Kahlo und ihrem Diego Rivera erinnert und tatsächlich kommt Dora auch mit Frida darüber ins Gespräch (zumindest hier im Buch).
Insgesamt kommen viele verschiedene Künstler zur Sprache, was ich toll fand.
Großartig beschrieben fand ich Doras Arbeit bei der Motivsuche, beim Fotografieren, bei der Fotomontage oder in der Dunkelkammer sowie auch ihre spätere Malerei und die Arbeit von Picasso.
Ihre Begeisterung für die Kunst war regelrecht spürbar und ließen mich immer wieder die Werke und Künstler im Internet suchen.
Für mich muss ein Buch mit dieser Thematik mich am liebsten selbst sofort zu Kamera und Pinsel greifen lassen - und genau dieses Gefühl lösten die Beschreibungen bei mir aus!
Auch werden in der Geschichte die Auswirkungen des Krieges auf Künstler und ihre Arbeiten aufgegriffen, was sehr interessant zu lesen war. Denn plötzlich ging es darum, seine Werke und sich selbst in Sicherheit zu bringen, oder um die Frage, wie man noch Malutensilien beschaffen kann.
Alles in einem kam mir zwar der Anfang etwas zu gehetzt vor und gegen Ende war es mir etwas zu langatmig, aber sonst habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es konnte mir vor allem die Künstler Dora Maar und Picasso etwas näherbringen.
FAZIT: Vor allem für Kunstbegeisterte (v. a. Fotografie & Malerei) zu empfehlen! 4/5 Sterne!