Skurriler Roman mit Fantasy- und Science-Fiction-Elementen & schönem Schreibstil!
INHALT:
Ihre Heimat Fukiage war schon immer ein seltsamer, mystischer Ort gewesen.
„Diese Stadt, so schön, so klein und fein wie ein Schmuckkästchen - und doch lag sie immer, wenn ich an sie dachte, hinter einem Filter der Traurigkeit.“
Über die abgelegene Stadt zwischen Bergen und Seen, erzählt man sich bis heute zahlreiche merkwürdige Sagen. Früher hat Mimi all das für Märchen gehalten.
Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Kodachi ist sie nach dem tragischen Autounfall ihrer Eltern vor über 10 Jahren, zum Studium nach Tokyo gezogen.
Doch als Kodachi nun eines Tages die Mutter in der Heimat im Krankenhaus besucht, die dort seit dem Unfall im Koma liegt, verschwindet die Schwester plötzlich und bleibt unauffindbar.
Mimi macht sich große Sorgen. Zumal alles darauf hindeutet, dass sich Kodachi Zugang zu einer geheimnisvollen anderen Welt verschaffen konnte, in der sich auch die Mutter befindet …
MEINUNG:
Manche Bücher entfalten ihre Wirkung beim Lesen besser, wenn man vorher nur wenig über sie weiß. Daher halte ich meine Ausführungen zur Lektüre diesmal möglichst kurz.
Eine Sache möchte ich über das Buch dennoch verraten, da ich mir persönlich gewünscht hätte, vorher zu wissen, wie skurril diese Geschichte werden würde!!
Im Nachwort macht Banana Yoshimoto deutlich, dass es ihrer Meinung nach in unserem Zeitalter Fantasiewelten und Utopien benötigt, um unser Seelenleben zu erleichtern und zu stärken.
Deshalb hat sie diese Geschichte geschrieben, die sie selbst als „Philosophischer Horror“ bezeichnet und die sie mit fantasievollen, mystischen, spirituellen, märchenhaften und Science-Fiction-Elementen bestückt hat.
Daher sollten Lesende sich darauf einstellen, dass in ihrem jüngsten Roman Wesen & Phänomene aus einer anderen Welt auftauchen, darunter Außerirdische und gefährliche Roboterhunde.
Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich wohl nicht zu diesem Buch gegriffen. Denn ja, die Geschichte war mir immer wieder etwas zu absurd.
Aber gleichzeitig habe ich die Lektüre ansonsten geliebt.
Es geschieht nicht allzu viel – das Besondere offenbart sich hier zwischen den Zeilen.
Banana Yoshimoto schreibt so wunderschön melancholisch, malt atmosphärische Bilder mit Worten und lässt beim Lesen zahlreiche Sätze auf der Zunge zergehen. Von ihrer Schreibkunst war ich erneut sehr angetan, weshalb ich unbedingt noch weitere Werke von ihr lesen möchte.
An sich mag ich ihren Stil, auch, wie sie mit der Wirklichkeit und anderen Dimensionen spielt. Das durfte ich bereits in vorherigen Büchern von ihr feststellen.
Ihre Geschichten haben manchmal etwas Tröstendes in Bezug auf Menschen, die wir zwar verloren haben, die aber dennoch in unserem Bewusstsein verweilen können.
Wäre diesmal bloß nicht dieser äußerst skurrile Teil gewesen! Das war für meinen Geschmack viel zu dick aufgetragen. Aber das ist selbstverständlich Geschmacksache. Wer Fantasy und Science-Fiction liebt, wird diese Elemente möglicherweise auch hier lieben!
Wie die Autorin am Ende schreibt, mag es für die einen nur ein „geschwätziger“ Roman sein, in dem nichts passiert. Aber für andere könnte das Buch ein „Leitfaden für die gefahrenreiche Reise in das Universum des eigenen Inneren“ darstellen.
Ich denke, ich befinde mich irgendwo dazwischen, wobei ich mehr den wunderschönen Schreibstil und die melancholisch erzeugte Atmosphäre von Yoshimoto bewundert habe.
„Wenn einen dieser Nebel einhüllte, der sich aus den Bergen langsam herabwälzte und die Farbe dicker Milch hatte, wurde man so benommen im Kopf, dass man keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Mich befiel nostalgische Melancholie.“
FAZIT: Ein auch für Yoshimotos Verhältnisse recht skurriler Roman, der neben der mystischen, spirituellen und märchenhaften Ebene auch Elemente aus dem Fantasy- und Science-Fiction-Bereich enthält. Mir persönlich war dies etwas zu „überdreht“. Dafür habe ich den wunderschönen Schreibstil und die melancholisch erzeugte Atmosphäre der Autorin erneut sehr bewundert. 3,5/5 Sterne!