Bildgewaltiger, spannender und bewegender Abschluss der Familiensaga
Buchinhalt:
Nach einem Sturz und anschließenden Krankenhausaufenthalt bricht die inzwischen 90jährige Charlotte Winter ihr Schweigen und erzählt von ihren Jugendjahren in der Zeit des Nationalsozialismus. Paula und Maya staunen nicht schlecht, denn das, was Charlotte ihnen erzählt, zeichnet ein ganz anderes Bild als das, was sie von ihrer Mutter beziehungsweise Großmutter dachten, zu kennen...
Persönlicher Eindruck:
Im dritten, abschließenden Band der Winterfrauen-Trilogie steht Charlotte im Mittelpunkt und ihre Lebensgeschichte ist es, die ein ganz anderes Licht auf die Mutter beziehungsweise Großmutter wirft, als die, die Paula und Maya bisher kennen. Charlotte, Lisettes Tochter, erlernt zu Beginn der 30er Jahre das Schneiderhandwerk von ihrer Mutter. Als sie schließlich in Wiesbaden zu arbeiten beginnt und der Nationalsozialismus in Deutschland um sich greift, lernt sie den jungen Paul kennen und lieben. Durch ihn gerät sie in einen Zirkel aus Widerständlern und wird schließlich selbst zur Rettung für viele Juden, auch für ihre Kindheitsfreundin Dorle Simon und ihre Familie. Ihre große Liebe endet tragisch, wie schon bei ihrer eigenen Mutter.
Nachdem ich von den ersten beiden Bänden zwar durchaus begeistert war aber mich einige Teile nicht ganz überzeugen konnten, war dieser dritte Teil wie eine Offenbarung. Spannung, Familiendrama und geschichtlicher Hintergrund geben sich buchstäblich die Klinke in die Hand und der Leser taucht ein in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Dieser dritte Teil ist es, der die noch offenen Handlungsfäden zusammen verknüpft und viele Fragen beantwortet, warum die Winter-Frauen so sind, wie sie sind: auch Charlotte ist eine Getriebene, eine zerrissene Seele zwischen Familie, großer Liebe und persönlicher Freiheit, immer auf der Suche nach dem Ort, an dem sie wirklich zu Hause ist. Da steht sie weder Lisette noch Paula und im Grunde auch Enkelin Maya in nichts nach.
Die Figuren besitzen eine große Tiefe und haben in den drei Teilen eine beachtliche Entwicklung vollzogen, wobei mir diese dritte Geschichte wirklich am besten gefallen hat und mich am meisten überzeugte. Diesmal fand ich auch Mayas Passagen harmonisch in den Plot passend, wobei sich Mayas zentrale Frage nach ihrem leiblichen Vater bis zum Schluss nicht wirklich befriedigend klärt – ja sogar mehr oder minder in den Hintergrund rückt. Das fand ich schade und nicht so recht nachvollziehbar, schließlich gab es zwei Bände lang nichts wichtigeres für die vierte der Winter-Frauen.
Charlottes Geständnis ist wirklich unglaublich: nicht im Sinne von unglaubwürdig, nein, ganz im Gegenteil. Gerade bei ihr wird der Unterschied zwischen ihrem eigenen, individuellen Leben und ihrem Leben und Verhalten als Mutter besonders deutlich.
Es ist eine Geschichte von Liebe, Schuld, Verrat und Missverständnissen, aber auch von Liebe zur Familie, die trotz allem immer der finale Rettungsanker für alle Beteiligten ist. Der Schluss ist harmonisch, aber auch ein kleines bisschen rosarot; allerdings keinesfalls kitschig oder banal.
Für mich ein gelungener Abschluss einer opulenten Familiengeschichte über vier Generationen, von vier starken Frauen, die alle eines gemeinsam hatten: die Suche nach der großen Liebe, einem Zuhause und dem einen untrennbaren Band, das alle miteinander verbindet.
Ganz großes Lesekino – der Abschlussband war eindeutig der beste der Reihe!