Solide Fortsetzung mit Liebe und Intrigen: 60er Jahre pur!
Buchinhalt:
Hamburg, 1961: Klara hat beim Frisch-Verlag gekündigt und einige ihre Kollegen von dort abgeworben – zusammen haben sie die neue Illustrierte „Holly“ gegründet und machen Curtius auf dem Zeitschriftenmarkt Konkurrenz. Die „Holly“ ist ein junges, spritziges Magazin für die Frau und scheint ganz gut anzukommen. Auch privat läuft es bei Klara zunächst gut und ihrer Hochzeit mit Bildredakteur Heinz steht nichts mehr im Wege. Doch dann muss Klara nicht nur berufliche sondern auch private Schicksalsschläge verkraften – und die Rache des Verlegers Curtius, der mit allen Mitteln versucht, die lästige Konkurrenz auszuschalten....
Persönlicher Eindruck:
Im zweiten Teil ihrer Dilogie Traumfrauen schreiben wir nun die 1960er Jahre. Die unmittelbare Nachkriegszeit ist vorbei und Hamburg ist auch musikalisch das Tor zur Welt: Klara lernt berühmte Musiker wie die Beatles kennen, verbucht mit ihrem neuen Magazin „Holly“ erste Erfolge und hat ein Team aus Freunden und ehemaligen Kollegen um sich geschart, mit denen es eine Freude ist, zusammenzuarbeiten. Doch dann droht erneut Ungemach: Ihr Ex-Chef Curtius wittert Konkurrenz für sein Magazin „Claire“, zudem hat ihn sein Sohn Gregor sitzen lassen und arbeitet jetzt als Chefredakteur bei der Konkurrenz. Natürlich ruft das erst recht ein rachsüchtiges Ränkespiel auf den Plan, in welchem sich Klara alsbald wiederfindet.
ieder einmal gelingt es Autorin Jessen, das Hamburg der 1960er Jahre mit all seinen schillernden Figuren, urtümlichen Unikaten und dem Flair der Hansestadt vor dem Auge des Lesers lebendig werden zu lassen. Dabei helfen natürlich historische Fakten und die Auftritte verschiedener Stars, die einst in Hamburg und auf Sankt Pauli auftraten, sehr – allen voran der noch sehr junge Paul McCartney, der mit seinen Beatles alsbald Furore macht und aus den Clubs nicht mehr wegzudenken ist.
Ich gebe zu, die erste Hälfte des Romans liest sich mitunter etwas zäh und dreht sich um nichts weiteres als um die Zeitschrift „Holly“ und ihr Entstehen, die Redaktionssitzungen und Recherchen. Wenn man von der Spritzigkeit von Band 1 ausgeht, kann man durchaus etwas gelangweilt sein. Doch im Laufe der Geschichte entspinnt sich dann doch eine spannende und mitreißende Handlung, die das Leben der Figuren – allen voran Klara – und dem Alltag im Hamburg der 60er Jahre beschreibt und Kopfkino beim Leser entstehen lässt. Der wohl spannendste Teil ist die Fehde der beiden Redaktionen bzw. zwischen Curtius Senior und Junior, welche mehrfach die Beinahe-Pleite der „Holly“ bedingt.
Nicht ganz so gelungen und gut ausgearbeitet fand ich jedoch die Auflösung eben dieses Konfliktes. Mir ging das Ganze nach so viel Auf und Ab letztendlich zu reibungslos über die Bühne. Hier hätte mehr Potential gelegen, das Jessen letztendlich nicht auschöpft. Gut und authentisch hingegen fand ich die Beziehungsgeflechte zwischen den einzelnen Figuren und die Liebesgeschichte, die solide aber niemals kitschig den zweiten Handlungsstrang in Klaras Leben einnimmt.
Hervorheben möchte ich die Nebenfigur Tante Rosa, eine Toilettenfrau auf dem Kiez, die gute Seele der Nachbarschaft, Zimmerwirtin von McCartney und Freundin von Klara. Dass diese Figur auf einer realen Person fußt, hätte ich so nicht gedacht und war von der Autorin wirklich gekonnt ein das Gesamtgefüge integriert.
Insgesamt war Minirock und neue Zeiten ein authentischer Ausflug in die 1960er Jahre und ein schöne Abschluss des Zweiteilers, in dem die neue Rolle der Frau, die Freiheit und die Selbstverwirklichung in einer neuen Zeit im Vordergrund steht. Lesenswert!