Peinlich - Ein Manifest der kapitalistischen Neuererbewegung
Die wegen ihrer "Glaubwürdigkeit" so hochgejubelte Lichtgestalt der Linken hat eine Kapitalismuskritik von beschämender Einfalt vorgelegt. Mit ideologischen Anleihen beim alten Ordiliberalismus zur "Mitnahme" "fairer Marktwirtschaftler" aufgepeppt, ist das nichts als ein Talk-Show-tauglicher Staatsidealismus, der sich "Sozialismus" nennt, und bei dem es einem nur die Zehennägel aufdreht.
So fängt`s an: „Der Kapitalismus versagt nicht nur sozial. Er versagt vor allem vor seinen eigenen (!) Ansprüchen." Sakramentl, kriegt er aber donnernd eine eingeschenkt, der Kapitalismus ! Er macht glatt mit seiner ebenso sturen wie unersättlichen Geldheckerei nicht das, was er halt macht und bringt genau damit einen Haufen sozialer und natürlicher „Verwerfungen“ hervor. Sondern er hat sich offenbar vollmundig darüber hinaus was ganz anderes vorgenommen, an dem er kläglich scheitert. Denn genau das besagt der Vorwurf „Versagen“ ja gemeinhin. Er tut und bringt nicht das, was er soll. Damit dieser eigenartige Anwurf – der schon die ganze Wagenknechtsche Kritik ist - die nächsten rd. 300 Seiten so richtig funktioniert, trennt die Frau schlicht all das, was ihr am ganz alltäglichen Kapitalismus nicht so gefällt, von ihm ab, um sich einen Kapitalismus mit „an und für sich“ höchst edlen Ansprüchen stricken zu können und daran den, den es real existierend gibt, an seinem „wahren eigentlichen" Wesen zu blamieren. Aber wieso „versagt" er an „Ansprüchen" (die er sich gar nicht stellt, sondern die nur eine Polit-Idealistin als ein Mit-Regierungsprogramm aus den modernden Archiven der herrschenden großen Parteien herausgekramt und als Standpunkt ihrer Partei besetzt hat) ? Die durch und durch etatistisch denkverdorbene Antwort lässt nicht auf sich warten: „Die Regierenden haben kein Konzept", hätten glatt versäumt, aus dem Kapitalismus die „Wohlstandsmaschine" zu machen, die er „eigentlich" sei.- wenn denn nur ordentlich regiert würde. Damit hat Wagenknecht die institutionalisierte Herrschaft des Geldes und die dazugehörige staatliche Gewalt - wenn die den „Rahmen" absteckt, was ist dann wohl der INHALT des "Rahmens" ?. - bereits von jeder wirklichen Kritik ausgenommen.
Um „gute" Herrschaft geht`s ihr, und sonst nix. Ihre ziemlich fundamentalistische Schelte in Richtung der „Regierenden“ ist: He Leute, aus dem kapitalistischen Laden kann man doch viel mehr rauskitzeln als ihr grausamen Stümper und kriecherischen Lobbyisten zustande bringt ! Und die Liste des „Versagens", das sie entdecken will, ist natürlich fast unendlich und doch so einfältig: vor allem „unproduktiv" nämlich isser, der real existierende Kapitalismus. Warum ? Das (große) Kapital haben doch glatt „immer weniger Interesse an den Kernaufgaben eines Wirtschaftsunternehmens", womit sich das ganz dumme kurzsichtige Kapital selbst kaputt mache, denn es untergrabe :" in zunehmenden Maße seine wirtschaftliche Basis". Um ihm bescheinigen zu können, was für ein kurzsichtiger Blödmann er ist, der nicht alles, was kreucht und fleucht, sondern sich selbst ruiniere, verfabelt Fachfrau den Zweck, um den sich im Kapitalismus nun mal ALLES dreht, Geldhecken, einfach in ein verfehltes „Geschäftsmodell", das sie NEBEN die ganz alltägliche Geldgeierei, in der diesem Zweck alles und jedes subsumiert ist, stellt, als hätte „eigentlich" das eine mit dem anderen nichts zu tun. Der Polit-Idealismus der Fachfrau, die in den Kapitalismus allerlei „Wohlstandsverpflichtungen" hineinliest, die dieser nicht kennt, wird so zum monotonen Geleier des „anstatt", „anstelle","statt", mit dem Wagenknecht dem Kapitalismus seine „eigenen Ansprüche“ vorhält .Und entsprechend fällt auch die „Kritik" an den Praktiken des Finanzkapitals, des Versagers aller Versager, aus: „statt Maschinenbauer oder Waschmaschinenproduzenten kreditieren die Ackermänner lieber andere Banken; zum Kerngeschäft gehören Finanzwetten statt Firmenkredite." Wie unzweckmäßig gegenüber dem „eigentlichen" Auftrag !. Da vergisst Wagenknecht denn auch gleich, was sie gerade noch feststellte: dass sowohl „Real-„ als auch „Finanzwirtschaft" DERSELBEN kaufmännischen Leidenschaft anhängen. Wieder sortiert sie in „gutes" und „schlechtes" „Geschäftsmodell" auseinander, was halt nur Weisen, ein und denselben Zweck zu realisieren, sind. Das ist ihre von der ersten Seite an mit bornierter Sturheit beibehaltene Leitlinie, mit der sie sich alles, was die schöne Welt von „Freiheit und Gleichheit" an geldgeilem Wahnsinn so aufzubieten hat, zurechtlegt.
Wie schon beim (großen) industriellen Kapital, werden auch die heutigen Eigenarten des (mitllerweile auch ziemlich groß gewordenen) speziellen Gewerbes, in dem die soziale Funktion des Geldes einer eigenständigen Vermehrung subsumiert ist, von Fachfrau also zu einer einzigen Zweckverfehlung.erklärt.(außer des Kontrats wegen ziemlich hinrissig idealisierte Sparkassen und Volksbanken). Skandalöses „Versagen" allerorten, was mit einem ordentlichen, seinen „eigenen Anspüchen“ genügenden Kapitalismus alles nichts zu tun haben soll. Der kenne vielmehr doch nur den „Wohlstand aller" - und hier kommen ihr eben Erhard und die Ordoliberalen zum Facelifting ihres erz-realsozialistischen Glaubens an eine gute volksfreundliche Herrschaft gerade recht -, was auch das „wahre Wesen" der „Marktwirtschaft" sei (das man nur herbeiregieren müsse). Man kann da nur ironisch werden: je weniger von dem konkret bei der verwertungsflexibilisierten oder als verwertungsun-tauglich aussortierten Masse „der Vielen" zu sehen ist, umso fanatischer reitet Fachfrau darauf herum, der sei doch „an und für sich" versprochen. Dieser verrückte Idealismus leuchtet einem in der Tat nur ein, „wenn man sich die Volkswirtschaft wie einen großen Kuchen vorstellt". Und damit hat Wagenknecht sich dann ebenso endgültig wie konsequent von einem vernünftigen Urteil über den real existierenden Kapitalismus verabschiedet. Denn nun hat sie nur mehr damit zu tun, den Kapitalismus als ein „an und für sich" „gelungenes" Verfahren, eine Volkswirtschaft in ein „Gleichgewicht" zu bringen bzw. als wunderschöner Kreislauf für die „richtigen Proportionen" von Kuchenstücken zu sorgen, zu goutieren - Lohn- und Staatsstück am Kuchen sind in Ordnung, das Profitstück dagegen bereitet ihr ein gewisses Missfallen. Denn das will irgendwie dauernd wachsen, ohne dass die von Fachfrau bewunderte „Investitionsdynamik" „den Teig" für die anderen „Stücke" anschwellen lässt. „Anstatt" sich „langfristiger" Pflege der Grundlage ihrer Geschäfte zu widmen, geht`s den Kapitalfraktionen doch glatt „kurzfristig" um ihren Erfolg mit der den etatistischen Konditor betrübenden Konsequenz, dass da eine „Wirtschaft mit schrumpfenden Lohnstück und Staatsstück" bei rüberkomme. „Immer mehr Einkommen aus dem Profitstück fließt in den virtuellen Kreislauf der Finanzsphäre.", um immer mehr „Profiteinkommen" „ohne reale Käufe und Verkäufe" zu „beziehen". Und das ist dann auch schon alles, was Fachfrau zum modernen Kredit hier einfällt: „ohne", ein leerer Begriff.
Wir sind damit etwa auf Seite 180 der ersten Auflage von FsK angelangt. Zeit auszusteigen. Man hält es wirklich nicht mehr aus und Fachfraus „Erhard Reload"-Programm, das diesen bodenlosen VWL-Befunden sinnfällig folgen MUSS, kann jeder, der auch nur ein bisschen mitgedacht hat, nun selber hinschreiben; man nehme dazu nur die „Positiv-„ und „Negativliste“ zur Hand, die bei Fachfraus pseudophänomenologischen Befunden zu „guter“ = „dynamischer“ = „wertkreativer“ Real- und „böser“ = „wertfiktiver“ = „nullwertiger“ Finanzwirtschaft (mitsamt den ihren eigetlichen „Auftrag“ vergessenden Großunternehmen) zusammengekommen ist. Was für ein überaus ödes und theoretisch unwürdiges Zeug. Muß einfach ein Bestseller werden.
Denn mehr als solchen Mist kann die Linke schon längst nicht mehr denken.