Martin Walser: Die Verteidigung der Kindheit
Die Verteidigung der Kindheit
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 1992
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- Suhrkamp Verlag AG, 05/2008
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783518387528
- Bestellnummer: 2239174
- Umfang: 520 Seiten
- Auflage: Nachdr.
- Copyright-Jahr: 2008
- Gewicht: 315 g
- Maße: 176 x 109 mm
- Stärke: 26 mm
- Erscheinungstermin: 15.5.2008
Beschreibung
Ein Liebesroman also. Der Roman einer großen Liebe. Da die Welt auf große Liebe nicht gefaßt ist, für große Liebe nicht eingerichtet ist, bringt eine solche Liebe den Lieben nicht das, was man Glück nennt. Weltgerechtes Verhalten und große Liebe - das geht nicht zusammen. Schon gar nicht, wenn diese Liebe die eines Sohnes zu seiner Mutter ist. Dafür haben wir medizinische und pseudomedizinische Vokabulare bereit. Jeder weiß Bescheid, die Schublade, in die so ein Fall gehört, ist weit offen. Dieser Roman ist geschrieben gegen die Vokabulare, in denen die Wörter zu Stempeln werden.Alfred Dorn wehrt sich gegen das Leben, weil es zum Tod führt. Ihm ist die Zukunftsorientiertheit der Menschen ganz unverständlich. Zukunft - das ist doch nur ein anderes Wort für Zerfall, Vernichtung. Wenn von ihm beruflich und gesellschaftlich Erwachsensein verlangt wird, imitiert er Erwachsene. Sein Nicht-Erwachsensein muß er andauernd verbergen. Erwachsen werden, das hieße zugeben, daß man nicht geworden
ist, was man werden wollte. Er war ja fast ein Wunderkind. In der Schule, am Konzertflügel, im Freundeskreis. Der Einserabiturient studiert Jura. Er weiß, daß er einmal etwas Außerordentliches leisten wird, als Musiker, Schriftsteller, Jurist. Es wird einmal ein Alfred-Dorn-Museum geben. Mit der Mutter wird das genauso ironisch wie ernst diskutiert. Der Vater hat sich getrennt von der Familie. Daran muß nicht nur die unvermeidliche Geliebte schuld sein, das kann auch eine Folge der Liebe zwischen Mutter und Sohn sein, einer Liebe, reich an Krach und Komik und an Trauer und Tragik.
Diese Liebes-Geschichte hört nach dem Tod der Mutter nicht auf. Jetzt muß Alfred Dorn erst recht dafür sorgen, daß die Vergangenheit nicht vergeht. Er muß die Kindheit verteidigen gegen Gegenwart und Zukunft. Er ist nicht an Verklärung oder Wiedererweckung des Vergangenen durch Kunst interessiert. Er wird zu einem Fanatiker des Datums, des Faktums. Er will alles so bewahren, festhalten, wie es wirklich gewe sen ist. Sätze, Träume, Tage, Jahre. Und nicht weniger als gar alles. Und alles ganz genau. Bloß keine Fiktion. Also ein grenzenloses, ein unmögliches Unternehmen.
Er kämpft gegen die Zeit wie Don Quijote gegen die Windmühlen. Seine Karriere als Jurist stagniert um so mehr, je ausschließlicher er seine Kraft seinem Vergangenheits-Kult widmet. Projekt Pergamon-Altar nennt er das. Wenn es nach fast 2000 Jahren gelungen ist, einen solchen Altar zu retten, muß es ihm doch gelingen, seine Dresdner Kindheit mit allem, was dazugehört, dingfest, tradierbar zu machen. Der Regierungsdirektor Alfred Dorn sieht allmählich ein, daß er sich erst im Ruhestand ganz diesem Projekt widmen kann. Aber dann muß alles verfügbar, alles vorbereitet sein. Dann müssen zahllose Vergangenheitszeugnisse gerettet, gesammelt sein. Was das Inferno des 13. Februar 1945 in Dresden übriggelassen hat, was aus Alten und Uralten noch herauszufragen ist und alles, was die Mutter noch berührt hat, wird zum Heiligtum. Einmal
soll die große Feindin Zeit auf einen treffen, der ihr gewachsen ist. Er will auf sein Projekt vorbereitet sein, wie noch nie jemand vorbereitet gewesen ist. Manchmal, im Moment der Erschöpfung, hofft er, daß seine Vorbereitung schon das sein könnte, was sie vorbereiten soll: die Verteidigung der Kindheit.
Klappentext
»Martin Walsers 500seitiges Meisterwerk, das an einem individuellen Lebensschicksal nicht nur Erinnerungsarbeit an das deutsch-deutsche Verhängnis an seinen >Kleinkatastrophen< leistet, sondern sich zu einer ergreifenden Klage über die Unmöglichkeit der Liebe und die Schrecken der Vergänglichkeit überhaupt steigert.« Neue Zürcher ZeitungBiografie
Martin Walser, geb. 1927 in Wasserburg/Bodensee, lebt heute in Nußdorf/Bodensee. 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet.Anmerkungen:
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