Marc Ritter: Stieranger
Stieranger
Buch
- Kriminalroman
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- Piper, 03/2014
- Einband: Flexibler Einband, ,
- ISBN-13: 9783492304344
- Umfang: 320 Seiten
- Copyright-Jahr: 2014
- Gewicht: 268 g
- Maße: 190 x 121 mm
- Stärke: 23 mm
- Erscheinungstermin: 15.4.2014
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Beschreibung
Dass ausgerechnet er, Lokalreporter Karl-Heinz "Gonzo Hartinger, sich um den Unternehmer Oliver Klammert kümmern muss, der in Garmisch-Partenkirchen einen neuen Standort sucht, ist schlimm genug. Dass dies auch noch joggenderweise passieren muss, weil Klammert sich als Fitnessfreak entpuppt, macht die Sache nicht besser. Aber spätestens als sie das Grand Hotel Sonnenbichl erkunden und Hartinger auf dem Dachboden ein bekannter, höchst unangenehmer Geruch in die Nase strömt, ist mal wieder klar, dass hier etwas ziemlich zum Himmerl stinktRezension
"Ein Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite beste Unterhaltung verspricht und Krimi-Fans voll auf ihre Kosten kommen lässt.", Lahn-Dill-Anzeiger, 20.06.2014Auszüge aus dem Buch
Kapitel 1Das Werdenfelser Land präsentierte einen oskarverdächtig schönen Herbst. Die Laubbäume, die hier und dort zwischen den Fichten und Tannen der niedrigen Vorberge hervorlugten, leuchteten ihr helles Gelb und ihr sattes Rot in die Postkartenkulisse. Darüber ragten die grauen, steilen Felsen des Wettersteins in den Himmel. Dessen Blau war von zarten weißen Wolkenfähnchen durchzogen, die der Föhn vor sich hertrieb. Die Spitzen der Kalkfelsen waren noch schneefrei. Der Bergsommer hatte seine Tätigkeit bis in den September ausgedehnt.
Karl-Heinz Hartinger radelte entgegen den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung durch die Fußgängerzone des Ortsteils Garmisch. In den Kopfhörern erklang ein Best-of der Joni-Mitchell-Songs, die er vor dreißig Jahren auf eine Musikkassette überspielt hatte. Er philosophierte in Gedanken darüber, welches das größere Wunder war: dass das schmale Tonband in der BASF-Kassette oder der Sony-Walkman die Zeiten überstanden hatte. Ein Phänomen, eines Artikels im Feuilleton der Zeitung aus der Stadt würdig. Doch Wunder sollte man nicht verstehen wollen, dachte er sich. Er lauschte seiner mittlerweile siebzigjährigen Lieblingssängerin, während er auf dem genauso alten Miele-Fahrrad der Witwe Schnitzenbaumer erhobenen Hauptes durch seinen Heimatort Garmisch-Partenkirchen radelte, und blickte hinauf in die Wälder. Dabei träumte er sich in das Herkunftsland Joni Mitchells, nach Kanada, wo die Blätter Ende September genauso bunt aussahen wie in den Alpen. Beseelt hielt er auf die Konditorei Krönner zu. Von Weitem wehte ihm ein Croissant-Duft um die Nase, der sein Glück an diesem Donnerstagmorgen ins Unendliche gesteigert hätte
Hätte da nicht in der Mitte der Straße eine Radlstreife der Garmisch-Partenkirchner Polizei auf grün-weiß lackierten Mountainbikes gestanden. Ein Polizist und seine Kollegin reckten beide ihre mit Kellen bewehrten Hände nach oben, um ihn aufzuhalten.
"Was gibt s, Sheriff?", grüßte Hartinger den ihm unbekannten Uniformierten. Die Polizistin kannte Hartinger. Auch ihr gönnte er einen für seine Gewohnheiten und sein spezielles Verhältnis zur Garmisch-Partenkirchner Ordnungsmacht netten Spruch: "Servus, Natalie. Fesche Haxen hast du in den Radlerhosen. Viel besser als in der sackartigen Uniform, die sie euch geben." Er bewegte den Kopf nach links, um die Angesprochene von der Seite anzusehen. Diese wusste genau, dass er ihren Hintern musterte. Dessen Ausmaße konnten im vierten Jahrzehnt seiner Existenz die Abstammung aus dem örtlichen Genpool nicht verheimlichen. "Sauber, ich mein, für dein Alter", sagte Hartinger. "Respekt." Er konnte es sich nicht verkneifen, dem zwiefotzigen Kompliment einen Zungenschnalzer folgen zu lassen.
Die Angesprochene grinste schief. "An dir ist der letzte harte Winter auch nicht spurlos vorübergegangen, Gonzo. Und die vierzig bis fünfzig vorher ebenfalls nicht." Sie richtete ihre Augen auf seinen Bauch, der sich unter dem karierten Hemd breitmachte.
Hartinger zog die Wampe ein und beendete die Frotzeleien. Er stieg vom Rad, ging einen Schritt auf die Beamten zu und tat vertraut: "Wen suchts ihr? Kann ich helfen?"
"Sie suchen wir", antwortete der junge Beamte.
"Gefunden!", jubelte Hartinger. "Unsere Polizei ist großartig! Ich sag s ja, solche Spürnasen gibt s eigentlich nur im Krimi. Also, im Groschenroman halt. Dass ihr genau auf meinem Arbeitsweg eine Straßensperre aufbaut Leistung. Sollen wir noch eine Verfolgungsjagd anschließen? Für euer Protokoll? Ich fahr euch nicht weg, versprochen. Nur bis vorn zum Bischoffseck. Ihr müssts nicht schwitzen, Ehrensache. Wir konnten Karl-Heinz Hartinger, der auf dem ungeölten Vorkriegsrad flüchtete, mit unseren Hightechgeräten in der Fußgängerzone stellen ohne Schusswaffengebrauch! Das liest sich gut im Polizeibericht, oder?"
Der Polizist fuhr unbeirrt fort. "Sie sagen es: Fußgängerzone. Sie fahren in dieser Fußgängerzone Rad. Mit Kopfhörern. Beides
Biografie
Marc Ritter, geboren 1967 in München, wuchs in Garmisch-Partenkirchen auf, wo er nach dem Abitur Zivildienst machte und für eine Garmisch-Partenkirchner Lokalzeitung über Politik, Sport und Nachtleben berichtete. Zum Studium von Germanistik, Politikwissenschaften und Werbepsychologie sowie einer Marketingausbildung kehrte er nach München zurück. Ritter arbeitete als Manager für große deutsche und amerikanische Print- und Online-Medien und ist seit mehreren Jahren als Unternehmensberater tätig. Er wohnt mit seiner Familie in München.Anmerkungen:
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