Joseph Boyden: Durch dunkle Wälder
Durch dunkle Wälder
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Scotiabank Giller Prize 2008
- Originaltitel: Through Black Spruce
- Übersetzung: Ingo Herzke
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- Knaus, 09/2010
- Einband: Fester Einband
- ISBN-13: 9783813502718
- Umfang: 448 Seiten
- Copyright-Jahr: 2010
- Gewicht: 699 g
- Maße: 215 x 135 mm
- Stärke: 44 mm
- Erscheinungstermin: 21.9.2010
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Klappentext
Aus dem Dunkel der Wälder in das Dickicht der StädteMit Joseph Boyden hat die kanadische Literatur eine kraftvolle Stimme, die weit über die Landesgrenzen hinaus gehört wird. Sein neuer Roman erzählt davon, dass das Leben nach Indianersitte Vergangenheit ist, Neues aber nicht gefunden wurde. Denn in der Wildnis der Städte sind die Regeln der Wälder vergessen; Gier und Verachtung gefährden eine Ordnung, die über Jahrtausende Geben und Nehmen ausbalanciert hat. Der Cree-Indianer Will lernte die Kunst des Jagens von seinem Vater. Doch die Lebensweise der Alten ist den Stürmen der neuen Zeit nicht gewachsen. In der modernen Welt wird der Alkohol für viele ein gefährlicher Tröster. Als Will in einen alten Konflikt zwischen rivalisierenden Clans gerät, flieht er in die Wildnis. Der einbrechende Winter treibt ihn zurück in die Siedlung, wo er Opfer eines brutalen Überfalls wird. Nun liegt er im Koma, und seine Nichte Annie versucht, ihn durch Geschichten in die Realität zurückzuholen. Sie berichtet ihm von der Wildnis der großen Städte, in der sie nach ihrer schönen verschwundenen Schwester Suzanne gesucht hat. Annie ist ohne sie zurückgekehrt. Sie hat erkannt, dass ihre Zukunft bei ihren Wurzeln und in den Wäldern liegt.
Ausgezeichnet mit dem Scotiabank Giller Prize.
Auszüge aus dem Buch
TreibnetzWenn f r meinen Rye Whisky keine Pepsi mehr da war, Nichten, konnte ich immer noch Ginger Ale nehmen. Kein Ginger Ale mehr? Dann eben Flusswasser. Das ist hellbraun, irgendwo zwischen den beiden. Und das Wasser des Moose River ist kalt. So kalt wie das Leben zwischen zwei Farben. Wie das Leben in dieser Stadt. Wenn ich Crown Royal Whisky hatte, ergab das mit dem braunen Wasser aus dem Moose River eine Spitzenmischung.
Ihr wisst ja, ich war Buschpilot. Der Allerbeste. Doch selbst die Besten m ssen mal bruchlanden. Also auch ich. Drei Mal. Beim ersten Mal war ich noch jung. Die Welt stand mir offen. Ich hatte vor nichts Angst. Kurz bevor Helen und ich unsern testen kriegten. Bei meiner ersten Bruchlandung war ich betrunken, aber nicht deshalb ist es passiert. Mit ein paar Whisky intus konnte ich so ein Buschflugzeug besser fliegen. L ste die Anspannung. Ich glaube sogar, dass ich durch die Whiskybrille besser sehen konnte. Meine Sehf gkeit hatte allerdings mit der ersten Bruchlandung nichts zu tun. Oder Halt: im Grunde doch. Schneesturm. Sichtweite null. Ich war schon beim Start auf der glitschigen Rollbahn schneeblind, und vom Tower in Moosonee kam die Warnung: noch dichtere Schneef e zu erwarten.
Eine Stunde sp r war ich hundert Meilen n rdlich vom Moose River. Ich sollte Pelzj r von ihren Fallen abholen, die zwar gar nicht wegwollten, aber mussten. Und ich musste sie schnell finden, weil es bald Nacht wurde. Ich hatte so eine Ahnung, wo sie sein w rden. Am Steuerkn ppel war ich ein Naturtalent. Aber im Schneesturm? Eben noch brumme ich Richtung Norden, pl tzlich ist meine Benzinleitung zu, ich schlittere und holpere ber ein zugefrorenes Fl sschen. Das Verr ckte war: W ich blo ein, zwei Meter weiter links oder rechts runtergekommen, blind wie ich war, h e ich die Maschine um die Schwarzfichten gewickelt, die an den Ufern standen. Den Sch l auf dem Steuer zerschmettert. Die gebrochenen Beine auf dem gl hend hei n Motor verbrannt. Manchmal geben die Gro ltern auf einen Acht. Chi meegwetch, omoshomimawak!
Das Flugzeug war gar nicht so schlimm besch gt, aber es war schon eine Bruchlandung. Und ich hatte meine erste Begegnung mit ihm. Dem langen Dunkel. Man muss seinen Namen ja nicht laut aussprechen.
Kaum hatte ich die T r aufgedr ckt, h rte es auf zu schneien. Einfach so. Wie im Film. Und wenn sich an einem Winternachmittag im Januar ber hundert Meilen n rdlich von Moosonee die Wolkendecke aufl st, dann kommt die K e, und zwar mit solcher Macht, dass mir nur zwei M glichkeiten blieben.
Die erste bestand darin, die K e als Lebewesen zu betrachten, das hinter mir her war und mir den Lebenssaft aussaugen wollte. Ich konnte w tend werden, ber die Ungerechtigkeit der Welt verzweifeln und schlie ich in Panik geraten. Die zweite M glichkeit war, mir bewusst zu machen, dass die K e, die Natur, keine rachs chtige Macht war, sondern hier nur zwei Wetterfronten ungl cklich zusammenstie n. Und ich war d ich, weil ich ohne anst ige Ausr stung oder Vorbereitung hier oben gelandet war. Blo eine Jeansjacke mit einem Pullover drunter und Turnschuhe an den F n.
Wenn ich mir die zweite Sichtweise zu eigen machte, war die Welt hinter den schwarzen Schatten der Fichten nicht mehr bedrohlich und b se, und ich konnte versuchen, mit dem zurechtzukommen, was ich hatte. Und wenn mir dann klar wurde, wie schlecht ich ausger stet war, konnte ich w tend werden, an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifeln und in Panik geraten.
Mir gefiel die erste Variante besser, dass Mutter Natur eine fiese Schlampe war. Die einen bei der erstbesten Gelegenheit umzulegen versuchte. Wir hatten sie so lange fertiggemacht, dass sie uns nur zu gern aus dem Weg r te. Aber vor allem konnte ich bei dieser ersten Sicht der Dinge gleich w tend werden, konnte gleich irgendeiner h heren Macht f r meinen ger die Schuld geben. Die Panik kam dabei zwar viel schneller, aber fr her oder sp r w rde sie ja sowieso kommen
Biografie (Joseph Boyden)
Joseph Boyden, 1967 in Kanada geboren, hat indianische Vorfahren.Biografie (Ingo Herzke)
Ingo Herzke lebt als Literaturübersetzer in Hamburg. Studium der klassischen Philologie, Anglistik und Geschichte in Göttingen und Glasgow. Er übersetzt u.a. Werke von A.L. Kennedy, Paula Fox, Rick Moody und Jay McInerny.Anmerkungen:
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