Ein Rätsel ist nur diese maßlose Theorie
Dieses Buch ist maßlos. Im prätendierten Anspruch seiner Verfasser: erstmals sei erklärt und theoretisch fundiert, wie "unsere Wirtschaft" wirklich funktioniert, womit Wirtschaftstheorie und -politik auf ein "neues Fundament" gestellt seien. Und in seinem merkwürdig mit dem Anspruch kontrastierenden, enttäuschend dürftigen theoretischen Inhalt.
Den Theorien, die Heinsohn/Steiger in diesem Buch vertreten und die sich unter dem Label "Eigentumsökonomik" zusammenfassen liegt der - hieraus ziehen Heinsohn/Steiger ihre ganze Glorie - Irr-Sinn zugrunde, die Geld-Vergesellschaftung, das "Funktionieren einer Geldwirtschaft", aus einem aus ihrem "Kontext" herausgerissenen Akt, der Kreditvergabe unter Eigentümern, linear-kausal erklären zu wollen. In der Denkbewegung selbst, die Heinsohn/Steiger zur Erfüllung dieses Programms vollziehen, wird jedoch deutlich, dass dies scheitern m u ß, weil ihr "Gegenstand" nicht in dieser Form gedacht werden kann, um zu seinem klaren Verständnis zu gelangen. Heinsohn/Steiger denken buchstäblich im Kreis, setzten immer wieder das, was sie abzuleiten vorgeben, je schon voraus.
Der Defekt dieser Theorie liegt bereits in der metaphysischen Grundannahme. Das Eigentum, wie Heinsohn/Steiger es denken, hat isoliert die phantastische Eigenschaft ("die Potenz"), "an sich" eine (vorerst) "immaterielle" Prämie zu tragen, die sich dann über Ver- bzw. Beleihungen dieses Eigentums wie eine "Seele" oder ein "Geist" im Zins "materialisieren", also wie aus bestimmten Religionen bekannte "Potenzen". offenbaren soll und worüber, weitere Transsubstantiationswunder eines nach dem anderen, dann demiurgisch die ganze kapitalistische Welt bzw. "Eigentumsökonomie" emergiert. So denken Heinsohn/Steiger, o h n e "methodologisch" zu wissen, was sie da wie denken; die substanzmetaphysisch-mirakulöse Art erklärt u.a. ihre starke Beliebtheit bei esoterischen Zirkeln . Das Eigentum ist jedoch kein "an sich", mit irgendwelcher "Potenz" ausgestattet, sondern vielmehr ein prosaischer, fürchterlich banaler Rechtstitel, eine unter die Rechtsform subsumierte und rechtsförmig handelnd-reproduzierte soziale Relation. Durch die Abstraktion "Eigentum" wird ein Vermögen auf eine rechts- und geschäftsfähige (natürliche oder juristische) Person ausschließend eingegrenzt definiert. Die Person kann über die dem Eigentum zugrundeliegende Sache (ein Haus, ein Grundstück, Geld...) frei nach ihren Zwecken verfügen und disponieren, so die Person mit dieser freien Verfügung und Disposition die übergeordnete Rechtsordnung und/oder Rechte anderer nicht beeinträchtigt. Eines Eigentum ist immer auch das Nicht-Eigentum aller anderen. Das Eigentum kann an andere Eigentümer kreditiert werden, es kann dem Eigentümer selbst für Beleihungen als Pfand fungieren. Dabei ist "basal" auf die als Eigentum ausschließend eingegrenzten Sachen selbst (z.B. Hypothekendarlehen, Heinsohn/Steigers wirtschaftspolitische Favorits), in höherer Ordnung auf die aus den Sachen erzielten Erträge (z.B. Annuitäten aus Hypotheken, ohne Rückgriffsmöglichkeit auf die "basale" Sicherheit) abgestellt (diese "abgeleiteten" Kredite kommen bei Heinsohn/Steiger jedoch nicht vor). Bei "basalen" Kreditgeschäften dient das Eigentum von seiten des Debitors zur Stellung von Vermögenssicherheiten, auf die von seiten des Kreditors zur Schuldentilgung im worst case des Ausfalls zwangsweise zurückgegriffen wird. Denn bei jedem Kredit besteht, mit unterschiedlichem "Erwartungswert" des Eintritts, das Risiko, dass tatsächlich "money is to say goodbye". Bestenfalls ist die "Eigentumsprämie" also eine krude Vorstellung der in der alltäglichen Geschäftskreditpraxis bekannten "Risikoprämie", die den erhobenen Kreditzins wg. "mangelnder" oder "nicht ausreichender Sicherheiten" e r h ö h t. Zum Grund des Phänomens Zins selbst trägt diese spirituelle "Prämie" somit erklärend nichts bei, denn sie ist ein "on Top". Und hier "materialisiert" sich auch nichts. Es sind einzig bestimmte Ansprüche und berechnende Erwartungen , die vermögende Geldsubjekte als Kreditgeber mit dem Nachdruck des Eigentumsrechts gegen ihre Kreditnehmer geltend machen
Ebensowenig, wie aus ihrer metaphysischen Prämie der Zins erklärt werden kann, gelingt es Heinsohn/Steiger, im Kredit bzw. aus Belastung von Eigentum d a s Geld zu erklären. Manche Kreditgeschäfte sind mit eigentumsbasierter "Kreditgeldschöpfung" verbunden, manche aber auch nicht. Daß eigentumsbasierter Kredit allein "wirkliches" oder "eigentliches" Geld sei bzw. generiere ist reine Definition ohne jegliche Begründung und blamiert sich an der künstlichen Distinktion zum "un-eigentlichen" Geld, dem "Rechengeld". Zu diesem "Rechengeld" stellt sich nämlich sogleich die Frage des Woher und Wieso, also nach der "Geltung des Geldes". Genau d a s wiederum passt aber grundsätzlich nicht in das verbohrte Heinsohn/Steigersche Welterschaffungsprogramm bzw. würde seinen intendierten Kausalnexus völlig implodieren lassen. Also wird die Frage von Heinsohn/Steiger schlicht ausgeblendet, auch um den Preis, dass sie ganz offenbar nicht in der Lage sind, irgendetwas Verständiges zu diesem "Rechnen in Geld", zu seiner Struktur, seinem Grund und insb., wie dies mit ihrem Dogma der eigentumsunterlegten Geldentstehung denn zusammenpassen soll, aussagen zu können außer ein präzises Max Webersches: "irgendwie". Das ist sicherlich bemerkenswert und sagt einiges über die Brüchigkeit des "neuen Fundaments", das Heinsohn/Steiger Wirtschaftstheorie und -politik "solide tragfähig" gelegt haben wollen. Denn immerhin handelt es sich dabei ja um die sine qua non G r u n d l a g e, damit überhaupt - sogar bereits in der Antike, wie Heinsohn/Steiger theoretisch völlig derangiert behaupten - soetwas wie die Fischersche Zinsformel aus dem Jahre 1930 (!) angewendet und Preise, Kreditbeträge, Vermögenswerte, die eigentumsbasierte Geldschöpfung etc. berechnet werden können, also auch Heinsohn/Steigersche Transaktionen zwischen Eigentümern d e n k m ö g l i c h sind. Aber dieser heillose Zirkel hat die Autoren schon vor 30 Jahren nicht von ihrer unsinnigen Erklärungsintention abbringen können. Sie reden einfach nur unendlich darüber hinweg und sind bis zum theoretischen Autismus kritikimmun.
Fazit: Eigentum erklärt Zins erklärt Geld ? Mitnichten.