Gerard Donovan: Winter in Maine
Winter in Maine
Buch
- Roman. Ausgezeichnet als Buch des Jahres 2008 der englischen Tageszeitung "The Guardian
- Originaltitel: Julius Winsome
- Übersetzung: Thomas Gunkel
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- Luchterhand Literaturverlag, 09/2009
- Einband: Fester Einband
- ISBN-13: 9783630872728
- Umfang: 206 Seiten
- Copyright-Jahr: 2009
- Gewicht: 374 g
- Maße: 215 x 135 mm
- Stärke: 24 mm
- Erscheinungstermin: 15.9.2009
Weitere Ausgaben von Winter in Maine
Klappentext
»Winter in Maine: Das Buch des Jahres - ein meisterhafter Roman.«Aus der Begründung der Jury zum Buch des Jahres 2008
Der Winter in den Wäldern von Maine ist kalt und einsam. Bisher hat das Julius Winsome nicht gestört, er lebt schon lange allein, und er hat einen treuen Gefährten, seinen Pitbullterrier Hobbes. Als sein Hund eines Nachmittags offenbar absichtlich erschossen wird, bricht Julius' Welt zusammen. Und er fasst einen erschreckenden Entschluss ...
Julius Winsome lebt zurückgezogen in einer Jagdhütte in den Wäldern von Maine. Der Winter steht vor der Tür, er ist allein, aber er hat die über dreitausend Bücher seines Vaters zur Gesellschaft und vor allem seinen Hund Hobbes, ein treuer und verspielter Pitbullterrier. Eines Nachmittags, als er gerade vor dem Feuer sitzt und liest, hört er einen Schuss. Eigentlich nichts Besonderes, denn es ist gerade Jagdsaison. Dennoch wundert sich Winsome, weil der Schuss ganz in seiner Nähe gefallen ist, zu nahe. Als er vor die Tür geht, entdeckt er, dass Hobbes erschossen wurde - offenbar mit Absicht.
Der Verlust trifft Julius mit ungeahnter Wucht. Er denkt an all die anderen Verluste in seinem Leben: die Mutter, die er gar nicht kannte, weil sie bei seiner Geburt starb, den Vater, der nie wieder heiratete, der ihn allein großzog und ihm die Sprache Shakespeares beibrachte und jetzt auch schon zwanzig Jahre nicht mehr da ist, an Claire, die einzige Frau in seinem Leben, die ihn einen Sommer lang liebte und dann wieder verschwand. Und jetzt Hobbes, sein letzter wahrer Freund. Am nächsten Tag holt er das Gewehr seines Großvaters aus der Scheune und zieht los, um seinen Hund zu rächen. Er macht Jagd auf die Jäger. Und obwohl diese Rache ebenso sinnlos ist wie die Tat, die ihr zugrundeliegt, verstehen wir diesen einsamen, verzweifelten Mörder, werden seine Komplizen in Eis und Schnee.
Auszüge aus dem Buch
30. Oktober - 2. NovemberIch glaube, ich habe den Schuss gehört.
Es war ein kalter Nachmittag Ende Oktober, und ich saß in meiner Hütte auf dem Stuhl neben dem Holzofen und las. Durch diese Wälder streifen viele mit Gewehren bewaffnete Männer, meist in abgelegenen Gegenden, wo niemand wohnt, und besonders am ersten Tag der Jagdsaison, wenn die Leute aus Fort Kent oder noch kleineren Städten mit ihren langen Gewehren in Pick-ups heraufkommen, um Hirsche oder Bären zu jagen, durchsieben ihre Schüsse die Luft.
Doch der metallische Knall, der durch den Wald hallte, schien ganz aus der Nähe zu kommen, nicht mehr als einen Kilometer entfernt, falls das tatsächlich die Kugel war, die ihn tötete. Ehrlich gesagt, habe ich mir seither so oft vorgestellt, ihn zu hören, habe ich das Tonband dieses Augenblicks so oft zurückgespult, dass ich den realen Klang des Gewehrs nicht mehr vom eingebildeten unterscheiden kann.
Das war nah, sagte ich, legte ein weiteres Scheit aufs Feuer und schloss die Ofentür, bevor der Rauch hervorquellen und sich im Zimmer ausbreiten konnte.
Die meisten Jäger, auch die Anfänger, blieben im offenen Wald, weiter westlich in den North Maine Woods und bis zur kanadischen Grenze hinauf, aber ein gutes Gewehr ist weithin zu hören, und ohne Mauern und Straßen lässt sich die Entfernung nur schwer schätzen.
Dennoch kam es mir zu nah vor. Die erfahrenen Jäger wussten, wo ich wohnte, wo sich all die Hütten im Wald befanden, manche deutlich zu sehen, manche versteckt. Sie wussten, wo man keine Waffe abfeuern durfte und dass Kugeln so lange fliegen, bis sie irgendwo einschlagen.
Im Ofen brannte ein schönes Feuer, das meine Beine wärmte, und ich las die Kurzgeschichte von Tschechow zu Ende, in der ein Mädchen nicht schlafen kann und das Baby die ganze Zeit schreit, und weil ich mich völlig darin vertieft hatte, fiel mir gar nicht auf, dass mein Hund weg war. Vor ein paar Minuten hatte ich ihn hinausgelassen, und es war nicht ungewöhnlich, dass er sich von der Hütte entfernte, obwohl er meistens in einem Umkreis von hundert Metern blieb, seinem Territorium, seinem Besitz.
Ich ging zur Tür, rief nach ihm und dachte wieder, dass der Knall ein bisschen zu nah am Haus gewesen war, sah dann zehn Minuten später noch einmal nach, konnte meinen Hund aber nirgends entdecken, er kam nicht, als ich - jedes Mal lauter - nach ihm rief, und auch als ich zum Waldrand ging und pfiff, die Hände um den Mund legte und brüllte, war nichts von der braunen Gestalt zu sehen, die sonst immer aus dem Unterholz hervorbrach.
Der Wind war kalt, und ich schloss die Tür und schob das Handtuch davor, damit es nicht zog. Dann blickte ich auf die Uhr, was in den Wintermonaten nur selten vorkommt.
Es war vier Minuten nach drei.
In den Norden von Maine kommt der November mit einem kalten Wind aus Kanada, der ungebremst durch den gelichteten Wald fegt und Schnee über die Flussufer und die Hänge der Hügel breitet. Es ist einsam hier oben, nicht nur im Herbst und im Winter, sondern immer. Das Wetter ist trüb und rau, die Landschaft ist weit und rau, und dieser Nordwind weht unbarmherzig durch jeden Spalt und bläst einem manchmal die Silben aus den Sätzen.
Ich bin in diesen Wäldern aufgewachsen, dem Waldland am westlichen Rand des St. John Valley, das an die kanadische Provinz New Brunswick grenzt und sich mit seinen sanften Hügeln und den kleinen, abgelegenen Siedlungen an den Ufern und südlich des St. John River entlangzieht. Mein Großvater war Akadier, wie meine Mutter, und baute die Hütte aus mir unbekannten Gründen meilenweit entfernt von den anderen Franzosen, auf baumbestandenem Land in der Nähe des großen Waldgebiets im westlichen Teil des Tals. Damals lag die Hütte sogar noch abgeschiedener als heute, was seltsam war, denn eigentlich hielten diese Leute zusammen: Die meisten, die in den Siedlungen hier wohnten, stammten von Akadiern ab und waren 1755 von den Briten aus Nova Scotia v
Biografie (Gerard Donovan)
Gerard Donovan wurde 1959 in Wexford, Irland, geboren und lebt heute im Staat New York. Er studierte Philosophie und Germanistik in Irland, arbeitete in einer bayerischen Käsefabrik, studierte klassische Gitarre in Dublin und trat als Musiker mit Schwerpunkt J. S. Bach auf. Er veröffentlichte Gedichtbände, Shortstorys und Romane und wurde mit dem "Kerry Group Irish Fiction Award" ausgezeichnet.Biografie (Thomas Gunkel)
Thomas Gunkel, geb 1956 in Treysa, Erzieher, studierte Germanistik und Geographie und ist als Übersetzer tätig.Anmerkungen:
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