Westbam / ML: Famous Last Songs Vol. 1
Famous Last Songs Vol. 1
2
LPs
LP (Long Play)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
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- Label: Embassy Of Music, 2021
- Bestellnummer: 9917570
- Erscheinungstermin: 25.6.2021
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*** Gatefold Cover
Auf seinem neuen Album „Famous Last Songs Vol. 1“ präsentiert sich Westbam als brillanter Kurator seiner eigenen Musik. Mit untrüglichem Instinkt gelingt dem legendären Techno-DJ und Producer gemeinsam mit Gästen wie Yasha, Inga Humpe und Jon Marsh (The Beloved) zu gleichen Teilen eine Hommage an den Spirit der Eighties wie das ultimative Statement zur Zeit: Musik für den Club im Kopf.
Die Figur des Spaziergängers ist im Pop insgesamt unterrepräsentiert. Während es in der Weltliteratur nur so wimmelt von Flaneuren, Wanderern und Spaziergängern, schien Pop die zugrundeliegenden Kulturtechniken bislang als sinnstiftendes Moment von einigem kreativen Potenzial nicht erkannt zu haben.
Dass sich das jetzt ändern könnte, liegt an „Famous Last Songs Vol. 1“, dem neuen Album der Techno-Legende Westbam. Die Monate der Pandemie gingen auch für den Miterfinder von Mayday, Low Spirit und dem einzigen Dj, der auf allen Loveparades gespielt hat mit einer Zwangs-Entschleunigung einher. „Zum ersten Mal in 36 Jahren habe ich über einen so langen Zeitraum nicht aufgelegt“, sagt Westbam, „das gab es in dieser Form noch nie.“
Wie so viele von uns vermisste Westbam den Club, den Floor, die Begegnungen, die Magie der Nacht. In dieser Situation besann er sich auf die Verbindung aus Tanzen und Gehen – und holte so kurzerhand den Club in den Kopf: „Spazierengehen und Tanzen sind einander verwandte Vorgänge“, sagt Westbam, „das hat nicht zuletzt die Loveparade bewiesen.“ Letztlich geht’s darum, in Bewegung zu bleiben. Künstlerisch und ganz konkret.
Also entwickelte Westbam seine ganz eigene Corona-Routine: „Seitdem fahre ich täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an irgendeinen Berliner S-Bahn-Endbahnhof und gehe zu Fuß zurück nach Mitte. Reinickendorf, Steglitz, Grunewald, Marzahn, Lichtenberg – ich lege täglich zehn bis 15 Kilometer zurück. Mittlerweile muss ich schon in die Seitenstraßen ausweichen, damit ich mal irgendwo hinkomme, wo ich noch nicht war.“
Bei seinen Erkundungsgängen durch die Hauptstadt kam dem stets mit Kopfhörer wandernden Westbam eine Eigenschaft zugute, die seine Musik schon immer ausgezeichnet hat: Dieser Mann hört in allem BPM, er macht und denkt überall Musik. Das gilt für seine Sets, Westbam liebt die direkte Reaktion seines Publikums auf neue Ideen. Und nun übertrug sich dieser spontane Gestus zwangsläufig auf die pandemiebedingten Spaziergänge des Rastlosen.
All diese Stränge – den Beat des Spazierengehens, den Reiz des Unbekannten, die Freude an Begegnungen – hat er nun auf seinem neuen Album „Famous Last Songs Vol. 1“ verdichtet. Das Album beginnt mit einem tighten, wenn man so will: Spaziergeh-Beat und den unheilvoll dräuenden Eighties-Synthies von „Sky Is The Limit“, ehe eine Stimme einsetzt, die einem auf Anhieb vertraut vorkommt: Jon Marsh war Sänger von The Beloved, denen in den frühen Neunzigern mit „Sweet Harmony“ ein Riesenhit gelungen war.
„Ich bin seit den Achtzigern Fan von The Beloved“, sagt Westbam. „Jon Marsh sollte eigentlich schon auf meinem Track ‚You Need The Drugs‘ singen, den dann Richard Butler gesungen hat. Diesmal hatte ich einen Track, der mich im weitesten Sinne an ‚You Need The Drugs‘ erinnert hat, den habe ich John Marsh geschickt. Natürlich stellte sich heraus, dass er ein großer Richard-Butler-Fan ist. So hat er gewissermaßen einen Text geschrieben, der Butlers ‚You Need The Drugs‘-Geschichte fortschreibt.“
Marsh thront mit seiner majestätischen Stimme über „Sky Is The Limit“, das gilt allerdings nur für die Strophen. Im Refrain kommt ein zärtlich verführerischer Tenor zum Tragen, den niemand Geringeres als Westbam selbst ergänzt hat. „Der Song hatte noch keinen Chorus“, sagt er, „den hab ich dann bei mir zuhause im Schlafzimmer eingesungen. Das sollte eigentlich ein Platzhalter sein, aber dann habe ich gemerkt, dass es genauso passt.“
So erleben wir also eine Art Minipremiere: Westbam hat seine Stimme zwar immer wieder auf verschiedene Weise auf seinen Platten eingesetzt, aber meist klanglich stark verfremdet. Nun setzt er mit einer hypnotischen Linie einen wirkungsvollen Kontrast zum Bariton Jon Marshs.
Auch im weiteren Verlauf liegt die BPM-Rate auf „Famous Last Songs Vol. 1“ meist im moderaten Spaziergänger-Tempo, also bei 100 bis 110. Daraus ergibt sich ein meditatives Moment, eine Mischung aus einer tiefen Sehnsucht nach Nachtleben und Club sowie dem damit verbundenen Reiz des Ungewissen und einer Ziellosigkeit, die dieser Musik ganz wunderbar zu Gesicht steht. Man kann sich jedenfalls bildhaft vorstellen, wie Westbam mit dem Kopfhörer auf den Ohren Berliner Randgebiete erkundete und so den Club im Kopf gewissermaßen immer dabeihatte, während er an „Famous Last Songs Vol. 1“ arbeitete.
Ein Schwerpunkt liegt im Synthie-Wave der Achtzigerjahre. „Amazing“ geschrieben von Westbam und Steve van Velvet, der u.a. Songs für Falco verfasst hat, verleiht dem Song eine düsterromantische Grundstimmung. Und auch in „Wasteland“ verknüpft Westbam Techno mit der Ästhetik der Pop- und Wave-Eighties, getragen wird der Song nicht zuletzt durch den somnambulen Gesang seiner alten Bekannten Inga Humpe.
„C‘est La Vie“ inkludiert derweil mit eleganter Leichtfüßigkeit Elemente des französischen Chansons, die Westbam gekonnt mit Techno-Härte konterkariert, herrlich stringent gesungen von dem britischen Dj und Sänger Richard Judge. Und Ben Becker rezitiert den bedrohlichen Text von „Du schneidest mir mein Herz auf“ mehr, als dass er ihn singt – er tut das natürlich in der Manier eines polizeilich gesuchten Serientäters, also großartig.
Yasha (Lila Wolken) bringt mit „We Could Be You“ einen Hauch von Sonne ins Spiel, aber auch in diesem Track ist das vorherrschende Gefühl Sehnsucht, Bewegung, ehe Westbam für „Job Of Dying Young“ eine weitere Legende ins Spiel bringt: Es ist eine große Freude, hier die Stimme von Marian Gold von Alphaville wiederzuhören. Und natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn ausgerechnet Gold mit dem Titel des Songs eine ironische Referenz an seinen größten Hit „Forever Young“ unterbringt.
„Ich mag ältere Stimmen, dieses besondere Timbre“, erklärt Westbam die Zusammenarbeit mit Legenden wie Inga Humpe und Marian Gold. „Das liegt natürlich daran, dass diese Stimmen mich mein Leben lang begleitet haben, aber es gibt noch eine andere Komponente. Singen ist ein bisschen so wie DJing: Wir sehen mit der Zeit vielleicht nicht alle immer geiler aus, aber die meisten von uns werden immer besser in dem, was sie tun.“
Das gilt erst recht für Westbam: Er hat alles erlebt. Westbam war Punk, er war DJ zu einer Zeit, als man mit diesem Begriff Leute verband, die auf Partys Hits auflegen, er wurde zu einem prägenden Protagonisten der Techno-Revolution. Westbam erfand Mayday mit, gründete mit seinem Bruder die stilprägende Plattenfirma Low Spirit: Die frühen Punk-Jahre in Münster mitgerechnet, macht dieser Mann seit 40 Jahren Musik. Doch die Neugierde, der Wunsch nach musikalischer Offenheit und seine unbändige Energie haben ihn nie verlassen.
Mit „Famous Last Songs Vol. 1“ setzt er nun einen Weg fort, den er mit seinen letzten Alben „Götterstraße“ und „The Risky Sets“ aufgenommen hatte. Westbam betreibt DJing als Erfahrungswissenschaft. Mit Leidenschaft und pophistorischem Wissen durchmisst er die musikalischen Wegmarken, die ihn geprägt haben, und lässt sie im klassischen Westbam-Sound aufgehen. Wo er mit „The Risky Sets“ an die alte Verbundenheit von Techno und Hip-Hop erinnerte und mit Kendrick Lamar und Drake die Crème de la Crème des aktuellen US-Rap versammelte, gelingt ihm nun eine Hommage an die Synergie von elektronischer Musik, Synthie-Pop und Wave in den Achtzigern, die sich wie ein Stream Of Consciousness einbrennt.
Und so geht es weiter: Der Text von „White Boy“ zitiert „Waiting For The Man“ von The Velvet Underground und das von Henning Wehland gesungene „Time Marches On“ belegt, dass es der H-Blockx-Frontmann auch als Sänger einer Dark-Wave-Band weit hätte bringen können. Den beeindruckenden Reigen der großen Achtziger-Legenden auf diesem Album komplettiert schließlich Dieter Meier von Yello, mit dessen „No Melody“ sich gewissermaßen ein Kreis schließt. Schließlich ist die literarische Figur des Flaneurs nicht zuletzt ein urbaner Dandy.
Die Beats und Sounds, die Westbam zu diesen Songs – denn es handelt sich hier tatsächlich durchaus auch um Songs im Wortsinn – findet, haben zu gleichen Teilen etwas Hypnotisches wie Sehnsuchtsvolles. Man kann sich in diesen Tracks verlieren – oder aber mit ihnen auf dem Kopfhörer spazieren gehen, flanieren, wandern. Lost in Sound in Westbams Club im Kopf – und demnächst dann hoffentlich auch wieder auf dem richtigen Floor!
Die Figur des Spaziergängers ist im Pop insgesamt unterrepräsentiert. Während es in der Weltliteratur nur so wimmelt von Flaneuren, Wanderern und Spaziergängern, schien Pop die zugrundeliegenden Kulturtechniken bislang als sinnstiftendes Moment von einigem kreativen Potenzial nicht erkannt zu haben.
Dass sich das jetzt ändern könnte, liegt an „Famous Last Songs Vol. 1“, dem neuen Album der Techno-Legende Westbam. Die Monate der Pandemie gingen auch für den Miterfinder von Mayday, Low Spirit und dem einzigen Dj, der auf allen Loveparades gespielt hat mit einer Zwangs-Entschleunigung einher. „Zum ersten Mal in 36 Jahren habe ich über einen so langen Zeitraum nicht aufgelegt“, sagt Westbam, „das gab es in dieser Form noch nie.“
Wie so viele von uns vermisste Westbam den Club, den Floor, die Begegnungen, die Magie der Nacht. In dieser Situation besann er sich auf die Verbindung aus Tanzen und Gehen – und holte so kurzerhand den Club in den Kopf: „Spazierengehen und Tanzen sind einander verwandte Vorgänge“, sagt Westbam, „das hat nicht zuletzt die Loveparade bewiesen.“ Letztlich geht’s darum, in Bewegung zu bleiben. Künstlerisch und ganz konkret.
Also entwickelte Westbam seine ganz eigene Corona-Routine: „Seitdem fahre ich täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an irgendeinen Berliner S-Bahn-Endbahnhof und gehe zu Fuß zurück nach Mitte. Reinickendorf, Steglitz, Grunewald, Marzahn, Lichtenberg – ich lege täglich zehn bis 15 Kilometer zurück. Mittlerweile muss ich schon in die Seitenstraßen ausweichen, damit ich mal irgendwo hinkomme, wo ich noch nicht war.“
Bei seinen Erkundungsgängen durch die Hauptstadt kam dem stets mit Kopfhörer wandernden Westbam eine Eigenschaft zugute, die seine Musik schon immer ausgezeichnet hat: Dieser Mann hört in allem BPM, er macht und denkt überall Musik. Das gilt für seine Sets, Westbam liebt die direkte Reaktion seines Publikums auf neue Ideen. Und nun übertrug sich dieser spontane Gestus zwangsläufig auf die pandemiebedingten Spaziergänge des Rastlosen.
All diese Stränge – den Beat des Spazierengehens, den Reiz des Unbekannten, die Freude an Begegnungen – hat er nun auf seinem neuen Album „Famous Last Songs Vol. 1“ verdichtet. Das Album beginnt mit einem tighten, wenn man so will: Spaziergeh-Beat und den unheilvoll dräuenden Eighties-Synthies von „Sky Is The Limit“, ehe eine Stimme einsetzt, die einem auf Anhieb vertraut vorkommt: Jon Marsh war Sänger von The Beloved, denen in den frühen Neunzigern mit „Sweet Harmony“ ein Riesenhit gelungen war.
„Ich bin seit den Achtzigern Fan von The Beloved“, sagt Westbam. „Jon Marsh sollte eigentlich schon auf meinem Track ‚You Need The Drugs‘ singen, den dann Richard Butler gesungen hat. Diesmal hatte ich einen Track, der mich im weitesten Sinne an ‚You Need The Drugs‘ erinnert hat, den habe ich John Marsh geschickt. Natürlich stellte sich heraus, dass er ein großer Richard-Butler-Fan ist. So hat er gewissermaßen einen Text geschrieben, der Butlers ‚You Need The Drugs‘-Geschichte fortschreibt.“
Marsh thront mit seiner majestätischen Stimme über „Sky Is The Limit“, das gilt allerdings nur für die Strophen. Im Refrain kommt ein zärtlich verführerischer Tenor zum Tragen, den niemand Geringeres als Westbam selbst ergänzt hat. „Der Song hatte noch keinen Chorus“, sagt er, „den hab ich dann bei mir zuhause im Schlafzimmer eingesungen. Das sollte eigentlich ein Platzhalter sein, aber dann habe ich gemerkt, dass es genauso passt.“
So erleben wir also eine Art Minipremiere: Westbam hat seine Stimme zwar immer wieder auf verschiedene Weise auf seinen Platten eingesetzt, aber meist klanglich stark verfremdet. Nun setzt er mit einer hypnotischen Linie einen wirkungsvollen Kontrast zum Bariton Jon Marshs.
Auch im weiteren Verlauf liegt die BPM-Rate auf „Famous Last Songs Vol. 1“ meist im moderaten Spaziergänger-Tempo, also bei 100 bis 110. Daraus ergibt sich ein meditatives Moment, eine Mischung aus einer tiefen Sehnsucht nach Nachtleben und Club sowie dem damit verbundenen Reiz des Ungewissen und einer Ziellosigkeit, die dieser Musik ganz wunderbar zu Gesicht steht. Man kann sich jedenfalls bildhaft vorstellen, wie Westbam mit dem Kopfhörer auf den Ohren Berliner Randgebiete erkundete und so den Club im Kopf gewissermaßen immer dabeihatte, während er an „Famous Last Songs Vol. 1“ arbeitete.
Ein Schwerpunkt liegt im Synthie-Wave der Achtzigerjahre. „Amazing“ geschrieben von Westbam und Steve van Velvet, der u.a. Songs für Falco verfasst hat, verleiht dem Song eine düsterromantische Grundstimmung. Und auch in „Wasteland“ verknüpft Westbam Techno mit der Ästhetik der Pop- und Wave-Eighties, getragen wird der Song nicht zuletzt durch den somnambulen Gesang seiner alten Bekannten Inga Humpe.
„C‘est La Vie“ inkludiert derweil mit eleganter Leichtfüßigkeit Elemente des französischen Chansons, die Westbam gekonnt mit Techno-Härte konterkariert, herrlich stringent gesungen von dem britischen Dj und Sänger Richard Judge. Und Ben Becker rezitiert den bedrohlichen Text von „Du schneidest mir mein Herz auf“ mehr, als dass er ihn singt – er tut das natürlich in der Manier eines polizeilich gesuchten Serientäters, also großartig.
Yasha (Lila Wolken) bringt mit „We Could Be You“ einen Hauch von Sonne ins Spiel, aber auch in diesem Track ist das vorherrschende Gefühl Sehnsucht, Bewegung, ehe Westbam für „Job Of Dying Young“ eine weitere Legende ins Spiel bringt: Es ist eine große Freude, hier die Stimme von Marian Gold von Alphaville wiederzuhören. Und natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn ausgerechnet Gold mit dem Titel des Songs eine ironische Referenz an seinen größten Hit „Forever Young“ unterbringt.
„Ich mag ältere Stimmen, dieses besondere Timbre“, erklärt Westbam die Zusammenarbeit mit Legenden wie Inga Humpe und Marian Gold. „Das liegt natürlich daran, dass diese Stimmen mich mein Leben lang begleitet haben, aber es gibt noch eine andere Komponente. Singen ist ein bisschen so wie DJing: Wir sehen mit der Zeit vielleicht nicht alle immer geiler aus, aber die meisten von uns werden immer besser in dem, was sie tun.“
Das gilt erst recht für Westbam: Er hat alles erlebt. Westbam war Punk, er war DJ zu einer Zeit, als man mit diesem Begriff Leute verband, die auf Partys Hits auflegen, er wurde zu einem prägenden Protagonisten der Techno-Revolution. Westbam erfand Mayday mit, gründete mit seinem Bruder die stilprägende Plattenfirma Low Spirit: Die frühen Punk-Jahre in Münster mitgerechnet, macht dieser Mann seit 40 Jahren Musik. Doch die Neugierde, der Wunsch nach musikalischer Offenheit und seine unbändige Energie haben ihn nie verlassen.
Mit „Famous Last Songs Vol. 1“ setzt er nun einen Weg fort, den er mit seinen letzten Alben „Götterstraße“ und „The Risky Sets“ aufgenommen hatte. Westbam betreibt DJing als Erfahrungswissenschaft. Mit Leidenschaft und pophistorischem Wissen durchmisst er die musikalischen Wegmarken, die ihn geprägt haben, und lässt sie im klassischen Westbam-Sound aufgehen. Wo er mit „The Risky Sets“ an die alte Verbundenheit von Techno und Hip-Hop erinnerte und mit Kendrick Lamar und Drake die Crème de la Crème des aktuellen US-Rap versammelte, gelingt ihm nun eine Hommage an die Synergie von elektronischer Musik, Synthie-Pop und Wave in den Achtzigern, die sich wie ein Stream Of Consciousness einbrennt.
Und so geht es weiter: Der Text von „White Boy“ zitiert „Waiting For The Man“ von The Velvet Underground und das von Henning Wehland gesungene „Time Marches On“ belegt, dass es der H-Blockx-Frontmann auch als Sänger einer Dark-Wave-Band weit hätte bringen können. Den beeindruckenden Reigen der großen Achtziger-Legenden auf diesem Album komplettiert schließlich Dieter Meier von Yello, mit dessen „No Melody“ sich gewissermaßen ein Kreis schließt. Schließlich ist die literarische Figur des Flaneurs nicht zuletzt ein urbaner Dandy.
Die Beats und Sounds, die Westbam zu diesen Songs – denn es handelt sich hier tatsächlich durchaus auch um Songs im Wortsinn – findet, haben zu gleichen Teilen etwas Hypnotisches wie Sehnsuchtsvolles. Man kann sich in diesen Tracks verlieren – oder aber mit ihnen auf dem Kopfhörer spazieren gehen, flanieren, wandern. Lost in Sound in Westbams Club im Kopf – und demnächst dann hoffentlich auch wieder auf dem richtigen Floor!
- Tracklisting
LP
- 1 Sky is the Limit feat. the Beloved
- 2 Amazing feat. Steve Van Velvet
- 3 Wasteland feat. Inga Humpe
- 4 C'est la Vie feat. Richard Judge
- 5 Du schneidest mir mein Herz auf feat. Ben Becker
- 6 We Could Be You feat. Yasha
- 7 Job of Dying Young feat. Marian Gold
- 8 White Boy (Percy Tech Remix) feat. After Life 3000
- 9 Time Marches On feat. Henning Wehland
- 10 Goldelse Is Burning ( Album Dub Mix)
- 11 No Melody
- 12 No Crap feat. Beccy Boo
Westbam / ML
Famous Last Songs Vol. 1
EUR 28,99*