Luftiger Gitarren-Pop, Indie-Pop, wie man ihn bereits schon lange aus Kalifornien kennt.
Tashaki Miyaki, nun, wähne ich mich musikalisch in Japan? Was mag da auf mich zukommen? Und siehe da - wo lande ich? In Los Angeles! Denn bei Tashaki Miyaki handelt es sich nicht etwa um eine japanische Jazz-Pianistin, sondern um eine Band. In L.A. wurde sie 2011 gegründet und schnell bekannt für ihre individuelle Mischung aus den Stilelementen Paisley Underground, Dream Pop und Rock.
Nach "The Dream" (2017) wird mit "Castaway" nun der zweite Longplayer vorgelegt. Die Schlagzeugerin Paige Stark meint zum Titelsong: … is about the challenges of romantic love and how we are all bad at it in one way or another. Castaway - ein Schiffbrüchiger, etwas davon mag in uns Allen stecken, man bleibt allein oder findet einen Weg zurück, ist es vielleicht auch so gemeint?
Nun, eingekleidet ist die Thematik in luftigen Gitarren-Pop, Indie-Pop, wie man ihn bereits schon lange aus Kalifornien kennt. Doch die Musik geht über diese Grenze hinaus, genremäßig von dem, was einst auf Sun Records erschien bis hin zum modernen Hip-Hop, klar, schwerpunktmässig scheint man sich auf die Sechziger und Siebziger zu konzentrieren.
Und so startet die Platte mit dem Titelsong auch entsprechend, in einem Mix aus Vergangenheit und Gegenwart. Rhythmisch im Jetzt angesiedelt, schwebt der Gesang elfenhaft in den Sixties, die Synthie-Klänge passen auch in die Achtziger und das ergibt mit dem hintergründigen Sound einer Surf-Gitarre eine stark individuell geprägte Stimmung. "Help Me" und der Klang einer 12-string verfrachten mich gedanklich erneut in die Swinging Sixties, auch die plötzlich einsetzende Fuzz-Guitar. Bereits jetzt offenbart sich, dass der Gesang wohl das Besondere dieser Musik darstellt, wirkt er doch recht dünn und wenig kraftvoll, eher fast schon lustlos und träge wirkend, aber dadurch auch irgendwie die Aufmerksamkeit erhaschend.
Nicht nur bei "Gone" empfinde ich es so, dass das sich dahinschleppende Schlagzeug recht dumpf klingt und auch ein wenig statisch. So hält das die Musik am Boden und lässt nicht eine Spur Swing aufkommen. Aber gerade bei diesem Song bildet das in Verbindung mit der säuselnden Gesangsdarbietung eine Art hypnotischer Stimmung, so dass man durchaus verzeihen kann. Und so bleibt es bei einer beruhigen Atmosphäre, die sich langsam in die Seele schleichen kann, auch mittels der eingesetzten Cello-Effekte.
Die verhallte Gitarre führt uns durch "Comedown", bei "Baby Don't" ist es die akustische Gitarre, und es wabert schon fast ein wenig in Richtung Enya. Erst mit "Wasting Time" nimmt die Musik ein wenig an Fahrt auf. Die meistens auch vorherrschende Melancholie wird dadurch unterbrochen und eine Art Indie Pop bahnt sich den Weg. Aber eigentlich kann man die Musik komplett unter Indie Pop einordnen, mit Anteilen von Baroque Pop, Dream Pop oder welche anderen abenteuerlichen Bezeichnungen im Laufe der Musikgeschichte stets neu erfunden wurden. Aber "Wasting Time" wirkt ein wenig forscher, fordernder und läßt Raum für kleine experimentelle Anflüge.
Nach einem erneut schwebenden "Forget Me" verabschiedet uns Tashaki Miyaki mit einem wirklich sehr interessanten Bonus-Track. "Good Times" gefällt mir sehr gut. Im Vordergrund die E-Gitarren, das Schlagzeug besser abgemischt, viel Flirrendes im Hintergrund, ein mädchenhafter hauchender Gesang, eine total wattige Stimmung voller wunderschöner Harmonie und einem richtig schönen psychedelisch ausgerichtetem Gitarrensolo. So bin ich gespannt, wohin der Weg dieser Band führen wird, bleibt die psychedelische Ausrichtung bestehen oder wird man kommerziellere Wege gehen?
Paige Stark (vocals, drums, Crumar, percussion)
Luke Paquin (guitars)
Sandi Denton (bass)
Jon Brion (synth, percussion)
Benmont Tench (piano)