Scott Matthew (Australien): Adorned
Mehr Leichtigkeit
Der australische Singer-Songwriter mit der hohen souligen Stimme ist zurück: Scott Matthew stellte 2020 sein mittlerweile siebtes Studioalbum vor: »Adorned«.
Dafür hat er sich ein paar seiner eigenen Songs noch einmal vorgenommen, ihnen die Schwere genommen, neue Leichtigkeit verpasst.
Adorned
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: Glitterhouse, 2020
- Bestellnummer: 9743964
- Erscheinungstermin: 15.5.2020
Weitere Ausgaben von Adorned
*** Digipack
Als Scott Matthew erste Interviews zum neuen Album gibt, ist er grad zu Besuch in seiner alten Heimat Australien. Und die steht in Flammen. »Das ist die Bestätigung des Klimawandels« sagt Scott und, dass Regierungen sich weigern würden, ihre Bürger zu schützen. Es wäre ein Grund für Verzweiflung. Aber Scott Matthew, der bekannt ist für eine gewisse Melancholie in seiner Musik, wählt diesen Moment, um den Ton zu verschärfen, den er in die Welt hinaus trägt: Nicht etwa ins Klagende, sondern ins noch Hoffnungsvollere. Und er macht das mit konsequenter Sturheit, die zu trösten vermag. Und in Verantwortung nimmt.
Scott Matthew, das ist der mit der hohen Stimme und dem tiefen Bart. Und sehr viel Gefühl im Bariton. In New York wohnt der Songwriter, nannte eine Zeit Berlin seinen »safe place«, verzauberte nicht nur dort die Clubs, mit seinem zu Liedern geflossenen Leid. Matthew fühlt Musik, er singt seine Hörer an, bis es kein Entkommen gibt vor dem Empfinden. Er singt von Liebe und Einsamkeit und rettet seine Hörer.
Aber was ist, wenn man von sich selbst aus singt und sich dabei verändert? In den letzten Jahren las Scott viele Geschichtsbücher, um die Welt zu verstehen. »Die Erkenntnis, dass etwas vorbei geht und Zeit alles ändert, hilft, die Hoffnung zu behalten.« Was ist, wenn man mit dem Verständnis für Traurigkeit zu Ruhm gekommen ist, aber nach Vorne schauen will? Wenn die Welt zu durcheinander ist, um nur nach Innen zu blicken? »Ich bin schon auch ein Zweifler, aber ich versuche, dagegen anzukämpfen, indem ich in mir nach Hoffnung grabe.«
Also kleidet er seine Lieder in ein neues Gewand, nimmt ihnen den schweren Samtmantel von den Schultern, zieht ihnen Seidenunterwäsche an und lässt sie durch die Welt tänzeln, in der Hoffnung, dass auch sie zu tanzen beginnt.
In Zusammenarbeit mit dem in Los Angeles lebenden, dänisch-deutschen Produzenten Jens Gad, der auch für Enigma raumgreifende Produktionen schrieb, hat Scott Matthew nun zehn neue Versionen seiner Klassiker erarbeitet. Hier geht der Blick auf. Und das Herz. Wie Gad mit traumwandlerischer Sicherheit die Ohrwürmer rausarbeitet, den Melodien an den richtigen Stellen Platz gibt, bleibt hängen.
»Adorned ist nicht, was die Leute von mir gewohnt sind. Ich dränge sie dazu, beim Hören, Spaß zu haben. Es ist ein Experiment, das vielleicht nicht die Probleme dieser Welt löst, aber sie für einen Moment lindern mag.«
Zu hören ist eine Zuversicht, ein Vertrauen, kein Verdrängen. Lieder, die verziert wurden. Verziert, so übersetzt man »adorned« ins Deutsche. Auseinandergenommen und neu zusammengesetzt mit höchster Handwerkskunst.
Die beiden Musiker nutzen die originalen Gesangsspuren, variieren die Gitarren, und andere Teile der Kompositionen, reduzieren und erweitern mit Streichern und Beats, bis sie ihre Hörer auffordern: »Tanzt, weint. Verbindet euch mit der Vergangenheit während ihr in die Zukunft moonwalked. Versucht nur, dabei nicht umzufallen, das ist mir mal passiert. Wobei das auch am Rotwein gelegen haben könnte.«
Scott Matthew hält sich am Alten fest, um an das Neue zu glauben. Dazu passt auch irgendwie, dass er sich gerade intensiv mit Antiquitäten beschäftigt. »Die Jagd nach alten Schätzen fühlt sich unglaublich aufregend und erfüllend an.« Und so klingt auch dieses Album voll mit alten Schätzen: Entspannt aufgeregt.
THE WISH
Am Tag nach dem Anschlag im Sommer 2016 auf den Gay-Club Pulse in Orlando mit 49 Todesopfern hat Scott den Text zu The Wish geschrieben. Eines seiner eindringlichsten Lieder. »This is an assault against love / Still no-one helps, they just pray above / And I wish I could help / I wish I could have helped«, singt er. In der neuen Version mit Streichern und fragmentiertem Wispern, klingt der Song, als könnten die Seelen als hoffnungsvolle Boten der Liebe zurück auf die Erde kommen. Doch hat Scott auch eine klare Forderung: Eine Veränderung der amerikanischen Waffengesetze. »Diese Hilfslosigkeit war erdrückend und ist es auch noch heute«, sagt er. »Die Waffengesetze nicht zu ändern, bedeutet eine Lizenz zum Töten zu geben.«
Aber er hat Wege gefunden, helfen zu können. So unterstützt er etwa die Organisation »Gays against Guns«. »Es ist wichtig, an Veränderung zu glauben. Diese Hoffnung zu behalten ist schwer, wenn man sich anschaut, was in den USA gerade passiert. Am effektivsten ist es, zur Wahl zu gehen und dabei nicht nur die eigenen Interessen zu bedenken, sondern auch die aller Minderheiten, mit weniger Privilegien.«
ABANDONED
Der Klassiker von Scotts Debütalbum handelt von der merkwürdigen Einsamkeit nach dem Verlassen. Dem Verlust von einem Menschen, der einem versprach, doch etwas Besonderes zu sein und vom einen auf den anderen Tag entschieden zu haben scheint, dass davon nichts mehr gilt. Die Unwirklichkeit einst vertrauter Straßen wird besungen, aber durch den neuen Beat von Jens Gad, kann diese Straße nun viel leichtfüßiger passiert werden.
GERMAN
»Ich habe das Publikum in Deutschland immer als sehr aufmerksam und respektvoll empfunden. Es konnte die Balance zwischen Licht und Dunkelheit in meinen Liedern verstehen.« German schrieb er für sein zweites Soloalbum, nach seiner Zeit in Deutschland. Darin spielt er mit einem fiktiven Charakter, der ihm selbst ähnelt. Ein Tourist mit gebrochenem Herzen tanzt hier im 80er-Vibe.
WHITE HORSE
Das Stück erschien 2009 auf Scotts zweiten Album. Er sang damals, in seinem Herz sei ein weißes Pferd gefangen. Heute klingt das Lied friedlicher, sinnlicher und erinnert fast an Sade. Und ist da immer noch ein weißes Pferd in seinem Herzen? »Ja, aber es ist jetzt eher ein Andalusisches Dressurpferd, das viel mehr Platz zum Galoppieren hat.«
THIS HERE DEFEAT
Das Betragen des einstigen Geliebten, der in diesem Lied besungen wird, war so enttäuschend, dass Scott ihm lieber keinen Song widmen wollte, dadurch aber doch den perfekten Abschied für ihn fand. In der neuen Interpretation weist das feine Piano nach vorne, die Streicher riechen nach der Wärme von früher. Hier stolziert ein Verlassener mit erhobenem Haupt davon und dreht sich tanzend um sich selbst. Eines der Stücke des Albums auf dem man voll und ganz versteht, warum Scott sich an eine Überarbeitung gewagt hat. Auf dieser Stimmung kann man die ganze Welt umrunden.
Scott Matthew, das ist der mit der hohen Stimme und dem tiefen Bart. Und sehr viel Gefühl im Bariton. In New York wohnt der Songwriter, nannte eine Zeit Berlin seinen »safe place«, verzauberte nicht nur dort die Clubs, mit seinem zu Liedern geflossenen Leid. Matthew fühlt Musik, er singt seine Hörer an, bis es kein Entkommen gibt vor dem Empfinden. Er singt von Liebe und Einsamkeit und rettet seine Hörer.
Aber was ist, wenn man von sich selbst aus singt und sich dabei verändert? In den letzten Jahren las Scott viele Geschichtsbücher, um die Welt zu verstehen. »Die Erkenntnis, dass etwas vorbei geht und Zeit alles ändert, hilft, die Hoffnung zu behalten.« Was ist, wenn man mit dem Verständnis für Traurigkeit zu Ruhm gekommen ist, aber nach Vorne schauen will? Wenn die Welt zu durcheinander ist, um nur nach Innen zu blicken? »Ich bin schon auch ein Zweifler, aber ich versuche, dagegen anzukämpfen, indem ich in mir nach Hoffnung grabe.«
Also kleidet er seine Lieder in ein neues Gewand, nimmt ihnen den schweren Samtmantel von den Schultern, zieht ihnen Seidenunterwäsche an und lässt sie durch die Welt tänzeln, in der Hoffnung, dass auch sie zu tanzen beginnt.
In Zusammenarbeit mit dem in Los Angeles lebenden, dänisch-deutschen Produzenten Jens Gad, der auch für Enigma raumgreifende Produktionen schrieb, hat Scott Matthew nun zehn neue Versionen seiner Klassiker erarbeitet. Hier geht der Blick auf. Und das Herz. Wie Gad mit traumwandlerischer Sicherheit die Ohrwürmer rausarbeitet, den Melodien an den richtigen Stellen Platz gibt, bleibt hängen.
»Adorned ist nicht, was die Leute von mir gewohnt sind. Ich dränge sie dazu, beim Hören, Spaß zu haben. Es ist ein Experiment, das vielleicht nicht die Probleme dieser Welt löst, aber sie für einen Moment lindern mag.«
Zu hören ist eine Zuversicht, ein Vertrauen, kein Verdrängen. Lieder, die verziert wurden. Verziert, so übersetzt man »adorned« ins Deutsche. Auseinandergenommen und neu zusammengesetzt mit höchster Handwerkskunst.
Die beiden Musiker nutzen die originalen Gesangsspuren, variieren die Gitarren, und andere Teile der Kompositionen, reduzieren und erweitern mit Streichern und Beats, bis sie ihre Hörer auffordern: »Tanzt, weint. Verbindet euch mit der Vergangenheit während ihr in die Zukunft moonwalked. Versucht nur, dabei nicht umzufallen, das ist mir mal passiert. Wobei das auch am Rotwein gelegen haben könnte.«
Scott Matthew hält sich am Alten fest, um an das Neue zu glauben. Dazu passt auch irgendwie, dass er sich gerade intensiv mit Antiquitäten beschäftigt. »Die Jagd nach alten Schätzen fühlt sich unglaublich aufregend und erfüllend an.« Und so klingt auch dieses Album voll mit alten Schätzen: Entspannt aufgeregt.
THE WISH
Am Tag nach dem Anschlag im Sommer 2016 auf den Gay-Club Pulse in Orlando mit 49 Todesopfern hat Scott den Text zu The Wish geschrieben. Eines seiner eindringlichsten Lieder. »This is an assault against love / Still no-one helps, they just pray above / And I wish I could help / I wish I could have helped«, singt er. In der neuen Version mit Streichern und fragmentiertem Wispern, klingt der Song, als könnten die Seelen als hoffnungsvolle Boten der Liebe zurück auf die Erde kommen. Doch hat Scott auch eine klare Forderung: Eine Veränderung der amerikanischen Waffengesetze. »Diese Hilfslosigkeit war erdrückend und ist es auch noch heute«, sagt er. »Die Waffengesetze nicht zu ändern, bedeutet eine Lizenz zum Töten zu geben.«
Aber er hat Wege gefunden, helfen zu können. So unterstützt er etwa die Organisation »Gays against Guns«. »Es ist wichtig, an Veränderung zu glauben. Diese Hoffnung zu behalten ist schwer, wenn man sich anschaut, was in den USA gerade passiert. Am effektivsten ist es, zur Wahl zu gehen und dabei nicht nur die eigenen Interessen zu bedenken, sondern auch die aller Minderheiten, mit weniger Privilegien.«
ABANDONED
Der Klassiker von Scotts Debütalbum handelt von der merkwürdigen Einsamkeit nach dem Verlassen. Dem Verlust von einem Menschen, der einem versprach, doch etwas Besonderes zu sein und vom einen auf den anderen Tag entschieden zu haben scheint, dass davon nichts mehr gilt. Die Unwirklichkeit einst vertrauter Straßen wird besungen, aber durch den neuen Beat von Jens Gad, kann diese Straße nun viel leichtfüßiger passiert werden.
GERMAN
»Ich habe das Publikum in Deutschland immer als sehr aufmerksam und respektvoll empfunden. Es konnte die Balance zwischen Licht und Dunkelheit in meinen Liedern verstehen.« German schrieb er für sein zweites Soloalbum, nach seiner Zeit in Deutschland. Darin spielt er mit einem fiktiven Charakter, der ihm selbst ähnelt. Ein Tourist mit gebrochenem Herzen tanzt hier im 80er-Vibe.
WHITE HORSE
Das Stück erschien 2009 auf Scotts zweiten Album. Er sang damals, in seinem Herz sei ein weißes Pferd gefangen. Heute klingt das Lied friedlicher, sinnlicher und erinnert fast an Sade. Und ist da immer noch ein weißes Pferd in seinem Herzen? »Ja, aber es ist jetzt eher ein Andalusisches Dressurpferd, das viel mehr Platz zum Galoppieren hat.«
THIS HERE DEFEAT
Das Betragen des einstigen Geliebten, der in diesem Lied besungen wird, war so enttäuschend, dass Scott ihm lieber keinen Song widmen wollte, dadurch aber doch den perfekten Abschied für ihn fand. In der neuen Interpretation weist das feine Piano nach vorne, die Streicher riechen nach der Wärme von früher. Hier stolziert ein Verlassener mit erhobenem Haupt davon und dreht sich tanzend um sich selbst. Eines der Stücke des Albums auf dem man voll und ganz versteht, warum Scott sich an eine Überarbeitung gewagt hat. Auf dieser Stimmung kann man die ganze Welt umrunden.
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 The Wish
- 2 Abandoned
- 3 Where I Come From
- 4 For Dick
- 5 German
- 6 White Horse
- 7 This Here Defeat
- 8 Ornament
- 9 The Wonder Of Falling In Love
- 10 End Of Days
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