Fünftes Meisterwerk in Folge
„Land Of Doubt“ ist die fünfte Platte von Sam Baker und was beim Hören als erstes auffällt, ist ein gegenüber den Vorgängern geänderter Sound: es gibt keine der bisher so präsenten Akustikgitarren mehr, stattdessen spielt Baker seine einfachen Gitarrenläufe auf einer E-Gitarre und der geniale Gitarren-Crack Will Kimbrough (neben seinen Soloplatten vor allem bekannt als Sideman von Rodney Crowell, Todd Snider etc.) spielt ebenfalls ausschließlich elektrisch, aber keine „richtigen“ Soli, sondern stattdessen vorwiegend verzerrte Soundscapes, die die außergewöhnliche und fesselnde Atmosphäre des jeweiligen Songs perfekt unterstützen. Die wenigen Slidetöne, die Kimbrough nach ca. 1:30 auf „Love Is Patient“ spielt, sind dabei alleine das Geld für die Platte wert – Gänsehaut pur.
Ansonsten wird der Sound der neuen Songkollektion durch die fabelhaften, dem Jazz der 50er Jahre ähnelnden Trompeteneinsätze von Dan Mitchell (meist in den Outros der Songs) sowie dem sehr melodischen Spiel von Produzent Neilson Hubbard auf den Keyboards (vorwiegend akustisches Piano) sowie einigen punktuell gesetzten kammermusikalischen Streicherarrangements bestimmt.
Wie immer bei Sam Baker gibt es kurze oder auch etwas längere instrumentale „Zwischenspiele“, die als Outro für den aktuellen Song und gleichzeitig als Intro für den folgenden Song verstanden werden können und zumeist wie klassische Musik wirken.
Diese insgesamt veränderte Soundausrichtung, an der Produzent Neilson Hubbard mit Sicherheit großen Anteil hatte, bringt Bakers Songs in neue Sphären, ohne ihnen ihre Schönheit und ihren Baker-typischen Charakter zu nehmen. Ansonsten gilt für diese Platte, was für alle Sam Baker Platten gilt: das ist Songwriting auf allerhöchstem musikalischen und lyrischen Niveau (deshalb macht es hier auch keinen Sinn, einzelne Songs hervorzuheben) und wenn man seinen Stil zu singen und seine Stimmfärbung mag, dann wird man im Singer-Songwriterbereich nur schwerlich etwas Besseres finden.
Wichtig: dies ist eine Platte, die einen beim Zuhören fordert (ich habe sie nach dem Auspacken nonstop viermal hintereinander gehört, um das alles zu begreifen), die man NIEMALS so nebenbei laufen lassen sollte, sondern der man sich stattdessen am besten alleine und ausschließlich widmet – auf diesen Deal mit sich selbst sollte man sich schon einlassen können…