Radiohead: OK Computer auf 2 LPs

Das Album wird gemeinhin als futuristische Art-Rock-Platte bezeichnet, die an die Welten von Aldous Huxleys Brave New World und George Orwells 1984 erinnert. Die Schauplätze dieser Romane sind von organischem Leben befreit, werden von Maschinen gesteuert und von einer bösartigen Regierung kontrolliert. Die Menschen werden durch das manipuliert, was die Technologie ihnen vorgibt zu glauben, und sind daher für viele Freuden und Freiheiten des Lebens völlig unsichtbar. Nachdem die Band die Welt bereist und mit anderen Kulturen interagiert hatte, glaubte sie, dass die moderne Welt einem ähnlichen Untergang geweiht sei. Auf OK Computer bekennen sie sich zu ihren Bedenken.

OK Computer fügt nahtlos elektronische Instrumente in den ursprünglichen Britrock-Sound ein, ohne ihn zu erdrücken, und das Ergebnis ist eine spacige Klanglandschaft. Aufgenommen wurde das Album in St. Catherine's Court, einem unbewohnten Herrenhaus im Besitz von Jane Seymour. Zu dieser Zeit ließ sich die Band von Can, DJ Shadow, Miles Davis, Ennio Morricane, REM und dem Weißen Album der Beatles inspirieren.

Sie setzten neue Instrumente wie das Glockenspiel und das Mellotron ein und schufen Streicherarrangements. Sie nutzten das Aufnahmestudio wie ein wissenschaftliches Labor und nahmen den Gesang und die Instrumente die ganze Nacht über in verschiedenen Räumen und Fluren auf. Die Abgeschiedenheit der Villa ermöglichte es ihnen, zu jeder Zeit Aufnahmen zu machen, ohne sich um einen Zeitplan kümmern zu müssen, und einen neuen, überlebensgroßen Charakter zu schaffen.

Rezensionen

»Vielleicht das wichtigste Rockalbum der 1990er-Jahre, in jedem Fall ein Meisterwerk .​.​.​« (Stereo, November 2017)

F.​ Schöler in Stereo 8/97: "Radiohead sagen ja zum Computer.​ Nur ist ihre Musik das definitive Gegenteil von tanzbarem Computer-Pop: Gehirn-Nahrung und Klangbilder für Pop-Rock-Fans.​ Historische Vorläufer dieser Psycho-Trips sind die Psychedelik- und Krautrock-Klassiker der späten sechziger/frühen siebziger Jahre.​ Die epischen Elegien wiederum haben weniger mit den drogentrippigen Visionen eines Syd Barret als viel mehr mit Roy Harber gemeinsam.​"