Musik, die einfach Spaß macht
Samples, Effects und Programming – ist das überhaupt noch Musik? Im Fall von „Planting Robots“ in jedem Fall, denn ein Computer hat einem wirklich guten Musiker noch nie den Job geklaut und die drei Robots verstehen ihr Handwerk. Mit Dirk Hoppe (vocals & keyboards) verfügt die Band über einen exzellenten Sänger, der scheinbar mühelos sowohl die kraftvollen als auch die ruhigen Gesangsparts meistert und mit seiner klaren Stimme begeistert. Gitarrist Ingo Hassenstein (guitars & effects) hingegen entlockt seinem Instrument unglaubliche Sounds, wenn er auf dem Griffbrett zu zaubern beginnt. Mit Stephan Emig (drums & electronics) hat das Trio einen der wohl besten Drummer in ihren Reihen, den die Musiklandschaft zu bieten hat und der über die Jahre zu einem der bestechendsten und innovativsten Drummer der heutigen Generation avanciert ist.
Herausgekommen ist eine spannende Mixtur aus Pop, Elektro-Pop, Rock und Prog mit unvorhersehbaren Wendungen und teils komplexen Arrangements, die es auf ihrem Debüt „Roots“ zu bewundern gilt! Ein Werk, welches nach zwei Jahren harter Arbeit und unzähligen Stunden im Proberaum unter Anleitung des Produzenten Arne Neurand entstanden ist, der bereits Bands wie die Guano Apes produziert hat. Das Ergebnis kann sich hören lassen! Aufgrund der unterschiedlichen Backgrounds der einzelnen Musiker ist das Debüt auch recht vielschichtig ausgefallen. Planting Robots streifen Musikgeschichte in Form der 80er New-Romantic-Ära, des 90er Beats, sowie älteren und neueren Pop und Prog-Rock Einflüssen. All diese Zutaten, gepaart mit enormer Musikalität ergeben einen zeitgemäßes und modernes Album, welches keine Langeweile aufkommen lässt.
Bereits der kraftvolle Opener „Yearning“ mit seinem Effektgewitter zeigt, wofür die Planting Robots stehen, denn elektronische Beats treffen auf handgemachte Musik und vereinen sich so zum „Electro Organic Prog-Pop“, wie die Band selbst ihren Stil bezeichnet! Nahtlos geht es in den zweiten Track „Afterglow“ über, welcher nahezu sphärisch beginnt sich aber im Verlaufe zu einer Rock-Prog Nummer steigert. Drummer Stephan Emig überzeugt hier abermals durch sein fantastisches Spiel und Timing!
Auf dem wunderschön arrangierten „Why would I leave“ gehen die Robots etwas ruhiger zu Werke und Dirk Hoppe zeigt abermals, dass er ein ausgezeichneter Sänger ist, der auch die hohen Töne problemlos meistert. Eine wunderschöne Nummer mit einem sehr schönen Text, die im Mittel- und Schlussteil mit einem Akkordeon sowie einem Walzer im ¾ Takt überrascht.
Überrascht wird der Hörer auch von „Time´ s up“ sein, da das Stück ein wenig aus dem Rahmen fällt. Während die Gitarre zu Beginn des Stücks noch eine rockige Nummer erwarten lässt, läuten deftige Beats und Computerstimme eine coole Dance-Sequenz ein. Mittendrin und zum Schluss der Nummer wird dann aber doch noch mal kurz gerockt!
Dass ein Stimmverzehrer durchaus auch seinen Reiz haben kann und seit den späten 90er nicht abgedroschen klingen muss, beweist der Song „Bittersweet“, der mit einem wahnsinns Gitarren- und Drumbeat aus den Boxen strömt.
Ruhiger und getragener schließt das Album mit „Colorful lies“ und man ist nach den letzten Klängen immer noch völlig verzaubert und das Trio schafft einen harmonischen und zugleich gelungenen Ausklang. Doch schon gleich möchte man wieder die Play-Taste betätigen und den Silberling, der als Digipack und einem sehr ansehnlich gestalteten Booklet mit Fotos und allen Texten daherkommt, von vorn hören.
Fazit:
Planting Robots überzeugen auf ihrem kurzweiligen Debüt „Roots“ mit ihrer einfallsreichen und genreübergreifenden Mixtur aus Electronic und handgemachter Musik auf der ganzen Linie! „Roots“ ist, mit ihren elf selbstkomponierten Stücken, ein experimentelles und abenteuerlustiges Album geworden, das Spaß macht! Mehrmaliges Hören lohnt sich, da man immer wieder ein neues Detail entdeckt. Man spürt förmlich den Enthusiasmus der Protagonisten und die pure Energie, die das Album versprüht. Auch klangtechnisch gibt es nichts zu bemängeln. Satter Sound, der perfekt abgemischt wurde und trotz der eingebauten Effekte keinesfalls überladen klingt. Die Songs, mal mid- mal uptempo sind absolut spannend in ihrem Aufbau gestaltet, so dass der Hörer nach den ersten Takten gar nicht vorhersagen kann, in welche Richtung sich der Song entwickelt. Schubladendenker werden es schwer haben, wer jedoch elektronischen Klängen nicht abgeneigt ist, wird an „Roots“ seine helle Freude haben. Hier passt alles zu 100%! So muss Musik mit elektronischen Einflüssen klingen! Die Planting Robots, dürften gleich mit ihrem Erstlingswerk die neue Speerspitze des Elektro-Prog bilden!