MOGELPACKUNG!
seit ich "no dice" 1977 zum ersten mal mit dem unwiderstehlichen "why sugar" im radio gehört hatte, bin ich auf den bodenständigen (und trotzdem nicht unkommerziellen) sound dieses uk-quartetts mit stones- und faces-anklängen abgefahren. die rocker hatten mit roger ferris einen ausdrucksstarken sänger und mit dave martin einen gitarrero, der durchaus wusste, was für nette sachen man aus sechs saiten so 'rausholen kann. auch keyboarder dave moore, welcher die truppe erst später offiziell zum quintett erweitern sollte, gefällt vor allem mit seinem inspirierten spiel auf piano und hämmend-orschel. der lp-einstand (wo bassist gary strange für 90% der tollen songs verantwortlich zeichnete) hat dann meine entsprechend hochgesteckten erwartungen auch nicht enttäuscht.
die nachfolge-scheibe "2-faced" (1979) geriet nicht nur weniger homogen als ihr vorgänger, die produzenten haben hier (zu allem überfluss) leider auch versucht, die band zugunsten eines vermeintlich größeren erfolges sowohl in hinsicht auf optik als auch sound mehr dem vorherrschenden zeitgeist anzupassen. ungeachtet der tatsache, dass die hälfte dieser platte immer noch aus perlen bestand (die restliche hälfte stinkt allerdings einigermaßen ab), wurde damit dann auch bereits der niedergang der doch recht kurzlebigen formation eingeleitet, was (nach 2 letzten, völlig zerschellten singles) ca. 1982 seine auflösung zur folge hatte. danach ist nur drummer chris wyles nochmal auf meinem musikalischen schirm aufgetaucht - als begleitmusiker von shakin' stevens. zwischenzeitlich gab es 2012 eine live-reunion der band, die (wie man auf youtube sehen und hören kann) absolut nichts von ihren qualitäten eingebüßt hat.
nun sind also endlich - ENDLICH! - die beiden "no dice"-alben in cd-form auf den markt gekommen (längst überfällig!). und ich voll-depp hab' durch die tatsache, dass sie im beliebten "mini-lp"-cover aus fernost geliefert werden, wieder einmal meine vorsicht etwas vernachlässigt . . . und bin (nicht ganz inkonsequent) prompt auf die nase gefallen! aus prioritätsgründen entschied ich mich für den käuflichen erwerb des besten der beiden longplayer der band, das debüt von 1977. indes, meine freude darüber hielt in ihrer gänze bedauerlicherweise nicht allzu lange an. der reihe nach:
zunächst einmal sind dies entgegen meiner erwartungen leider KEINE nippon-produkte! die cds aus dem mir unbekannten hause "big pink" werden in korea gefertigt. da gingen bei mir dann die warnlichter an - zu spät. das "mini-lp"-outfit beschränkt sich lediglich auf das cover. die mühe, die originale innenhülle ebenso zu reproduzieren, hat man sich denn auch gleich gar nicht mehr gemacht. auf dem beigelegten faltblatt sind lediglich die (gewohnt fehlerhaften) songtexte abgedruckt - null angaben zu komponisten, textern oder verlagen . . . und auch keinerlei asiatische hieroglyphen. und wer mit offiziellen veröffentlichungen aus dieser geographischen ecke bewandert ist, hört nun so langsam die ersten nachtigallen trappsen, dass es sich hier um ein eher zweifelhaftes produkt handeln könnte.
für die usa-veröffentlichung des debuts (mit einem jahr verzögerung) hatte man sich damals (abgesehen von einem völlig anderen design) auch für eine abweichende tracklist entschieden - z.t. alternative takes oder produktionen, z.t. auch andere songs. die 5 divergierenden tracks der us-ausgabe hätten sich also hier als bonus-material quasi aufgedrängt. von wegen - nüscht (auch nicht auf "2-faced").
beim audio-test auf herz und nieren über kopfhörer kommt dann letztendlich zu tage, dass diese cds nichts anderes als ganz ordinäre vinyl-umschnitte sind! mitunter recht gut kaschiert, aber an den üblichen knackpunkten ganz klar erkennbar: der gesang weist beim "s" typisches zischen und verzerrungen auf. und bei leisen passagen oder beim ausblenden der tracks kann man sie gut hören - die laufgeräusche (rumpeln und rauschen) des plattenspielers. (ich habe übrigens vor nicht allzu langer zeit - selbstverständlich nur zum eigengebrauch - ein vinyl-rip von meiner originalplatte angefertigt, die frequenzbereiche etwas bearbeitet und die dynamik angehoben . . . und das ergebnis klingt immer noch BESSER als was die firma "big pink" hier vertickt.)
wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, dass auf der einen seite mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit weder band und songwriter, noch verlage und sonstige rechteinhaber auch nur einen einzigen cent an diesen veröffentlichungen verdienen, diese cd andererseits mit nahezu 29 euronen zu buche schlägt ("no dice" kostet zum zeitpunkt der erstellung dieser rezension sogar den überaus stolzen preis von knapp 45 talern!!!) - da soll einem nicht die zornesröte das gesicht verfärben?
was bleibt, ist nach wie vor eine geile mucke, die den test der zeit bis heute echt gut bestanden hat. ich hätte mir allerdings auch eine dementsprechende cd-würdigung gewünscht. jedenfalls sollte der geneigte leser nach lektüre dieser informationen aber wissen, auf welche mankos er sich beim kauf einlässt!