Der Sellout
01 Nobody Can Save Me
Nein, ihr habt keine Scooter CD eingelegt. Bei dem Song Beginn könnte man das aber durchaus annehmen. Chester's einst so kräftige, harmonierende und vielfältige Stimme ist hier leider nicht vorhanden. Man fragt sich, ob das fertige Produkt überhaupt nochmals überprüft wurde, da die Stimme teilweise so dermaßen schief und unprofessionell klingt. Textlich bietet der Song leider auch keine Bedeutsamkeit.
02 Good Goodbye (feat. Pusha T and Stormzy)
Der erste Song mit Mike Shinoda, welcher hier seine Rap Skills unter Beweis stellt und durchaus überzeugt. Er war schon immer ein klasse MC. Chester harmoniert auf einem Trap angehauchten Beat mit Gesangs-Chorus. Die Rap Gäste Pusha T und Stormzy kommen auch mit soliden Parts um die Ecke. Auch hier schleicht sich wieder ein seltsames "Mickey Mouse" Voice-Sample ein. Warum? Es passt einfach nicht mit dem restlichen Song harmonieren. Trotz der starken Lyrics wirkt der Titel kraftlos und langweilig.
03 Talking to Myself
Sind das etwa Gitarren? Ja, ihr hört richtig. Brad Delson darf auch etwas zum Album beitragen. Während die bisherigen Tracks komplett elektronisch waren, hören wir hier erste Gitarrentöne. Die Bridge und Hook sind sehr catchy und sorgen definitiv für einen Ohrwurm. Dieser Track wird Live sehr gut funktionieren. Leider ist auch dieser Song dennoch viel zu ruhig und blass. Kaum zu glauben, dass sich Linkin Park für solch generische Texte Songwriter dazuholen mussten (u. a. Julia Michaels and Justin Tranter). Man denke nur an die genialen Songs wie z.b. "Easier To Run" vom Album "Meteora" welche unter die Haut gehen und komplett aus eigener Feder entstanden sind.
04 Battle Symphony
der Trott geht weiter. Wir sind bereits bei Song Nummer 4 und es ist noch keine Aussicht auf einen starken Song. Ein fader Pop Beat, ein gelangweilter Chester, der im Chorus erneut seine Stimme verliert und komplett schief gegen die Song Melodie "ankämpft".
05 Invisible
Solo Song von Mike Shinoda, der hier seinen ersten eigenen Track bekommt, auf dem er komplett singt und mehr überzeugt als Chester. Eine schöne Chorus Melodie mit einem lyrisch ansprechenden Text. Musikalisch handelt es sich hierbei um feinsten Pop. Das Radio wird sich freuen.
06 Heavy (feat. Kiiara)
Der erste Schlag ins Gesicht, den uns LP zu diesem Album gegeben haben. Leider handelt es sich hierbei nicht um einen Ausrutscher (diese Hoffnung hatten viele Fans nach Veröffentlichung des Songs). Das komplette Album zieht diesen Stil durch. Wiedermal mache ich mir ernsthaft Gedanken, was mit der Stimme von Chester passiert ist. Er trifft auch hier im Chorus die Noten nicht. Einzige "Besonderheit": der erste Song von LP, den sie mit einer Dame aufgenommen haben. Für Kiiara (die diesen Track übrigens noch rettet um nicht komplett in der Versenkung zu landen) hätte dieser Song super gepasst, nicht aber für Linkin Park.
07 Sorry for Now
Erneut wagt sich Mike an das Mikrofon und überzeugt mit schöner Stimme, die Chester überraschenderweise wieder in den Schatten stellt. Der Beat ist sehr gut produziert, hat eine tolle Melodie und kann einem vom Kopf-Nicken nicht abhalten. Wenn da nicht nur dieses große Problem wäre: Ich höre mir eine LINKIN PARK CD an! Und nicht Justin Bieber.
08 Halfway Right
Man merkt nicht nur durch die Promophase zum Album, das Mike und Chester hier eindeutig das Ruder übernehmen werden. Auch durch die Produktion stellt man sich die Frage: Wo ist die Band? Wo sind die Drums? Die Gitarren? Wir kriegen einen langsamen Pop Beat vorgesetzt, der auch ebenso für Taylor Swift hätte sein können. "na-nana-nananana" sehr starke Texte, Jungs...
09 One More Light
Endlich! Chester hat sein Stimmtalent wieder gefunden. Zum Ende des Albums präsentiert er uns eine schöne Melodie auf melancholischem Instrumental! Die Hoffnung bereits aufgegeben, doch noch Linkin Park in alter Stärke und Härte zu erleben, sitze ich den Song aus und warte auf das "große" Finale.
10 Sharp Edges
Wer schon immer hören wollte, wie es klingt, wenn man LP mit Country kreuzt, wird hier auf seine Kosten kommen. Wie? Das möchte niemand? Richtig! Ich nämlich auch nicht.
Fazit: die schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen und ich sitze da und frage mich, was aus meinen Jugendhelden, die voller Energie und vor allem Kreativität nur so gestrotzt haben, passiert ist. Kein Song bleibt hängen, da sie alle extrem austauschbar und eintönig wirken. Ist das Label schuld? Wollte die Band ernsthaft selber diesen Weg einschlagen? Wenn ja, dann bin ich damit zufrieden. Man sollte einem Künstler nicht vorschreiben, welche Musik er zu schreiben hat, aber ein solch extremer Genrewechsel scheint hier schon sehr verdächtig und unauthentisch.
Zu guter Letzt ein Zitat von Lead-Sänger Chester Bennington: “If you’re saying we’re doing what we’re doing for a commercial or monetary reason, trying to make success out of some formula … then stab yourself in the face …"
Entschuldigt mich bitte, aber ich gehe mir mal eben etwas ins Gesicht stechen.